Umverteilung von Flüchtlingen in der Kritik
Streit vor dem EU-Sondergipfel
publiziert: Mittwoch, 23. Sep 2015 / 16:52 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 23. Sep 2015 / 17:37 Uhr

München - Trotz eines Beschlusses zur Verteilung von 120'000 Flüchtlingen in Europa streitet die EU weiter über den Kurs in der Asylpolitik. Unmittelbar vor dem EU-Sondergipfel am Mittwoch gab es neue Kritik am Mehrheitsbeschluss der Innenminister.

6 Meldungen im Zusammenhang
Die Slowakei kündigte an, gegen den Beschluss vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) zu ziehen. Regierungschef Robert Fico sagte am Mittwoch, sein Land werde zweigleisig vorgehen.

Zum einen werde vor dem EuGH in Luxemburg geklagt. Zum anderen werde der Beschluss der Innenminister nicht umgesetzt. Gegen die Verteilung von 120'000 Flüchtlingen nach Quoten hatten auch Ungarn, Rumänien und Tschechien votiert.

Tschechischer Präsident hofft auf Revision

Tschechien und Rumänien wollen nicht vor dem EuGH klagen. Tschechiens Ministerpräsident Bohuslav Sobotka betonte in Prag, Europa dürfe bei der Lösung der aktuellen Krise nicht zerfallen. «Ich möchte daher die Spannungen mit Klagen nicht weiter steigern», sagte der Sozialdemokrat.

Der tschechische Präsident Milos Zeman äusserte die Hoffnung, dass der EU-Sondergipfel die Mehrheitsentscheidung revidieren werde. Dieser sollte am Mittwochabend in Brüssel beginnen.

Rumänien bedauerte den Entscheid der Innenminister. «Ich glaube nicht, dass verpflichtende Quoten, die durch Abstimmung festgelegt wurden, das Problem lösen. Diese mathematische Aufteilung lässt sehr wichtige Faktoren unberücksichtigt», sagte Präsident Klaus Iohannis in Bukarest vor dem Abflug zum EU-Gipfeltreffen.

Orban auf Besuch bei der CSU

Ungarns Regierungschef Viktor Orban besuchte auf dem Weg zum EU-Gipfel die Herbstklausur der CSU-Landtagsfraktion im bayerischen Oberfranken. Die CSU ist der bayerische Bündnispartner der deutschen CDU. Einige Dutzend Politiker und Anhänger von SPD, Grünen und Linkspartei demonstrierten am Tagungsort gegen die Einladung an Orban.

Polen, das zunächst ebenfalls gegen die Verteilung der Flüchtlinge opponiert hatte, gab den Widerstand gegen den EU-Plan auf und wird etwa 4500 Flüchtlinge aufnehmen. Europaminister Rafal Trzaskowski sagte, die wichtigsten Bedingungen seien erfüllt.

«Polen wird das Recht haben, Personen abzuweisen, bei denen auch nur der Schatten eines Verdachts besteht, dass sie die Sicherheit des Staates gefährden könnten.» Die Opposition nannte die Zustimmung der Warschauer Regierung zu dem EU-Plan «skandalös».

Verfahren gegen 19 EU-Staaten

Unmittelbar vor dem Sondergipfel kündigte die EU-Kommission am Mittwoch insgesamt 40 Verfahren gegen 19 Mitgliedstaaten wegen Mängeln in der Asylpolitik an. Die Länder hätten die EU-Asylgesetzgebung nicht korrekt umgesetzt, hiess es dazu.

Unter den betroffenen Staaten ist Deutschland. Es wird gerügt, weil es die EU-Richtlinien zu Asylverfahren und zur Aufnahme von Asylbewerbern in der Praxis ungenügend beachtet habe. Darin sind etwa Mindestnormen für die Aufnahme von Asylsuchenden festgelegt.

Neben Deutschland sind auch grosse Staaten wie Frankreich und Spanien betroffen und ebenso Länder mit vielen ankommenden Flüchtlingen wie Griechenland und Ungarn. Die Staaten erhalten ein Mahnschreiben und haben zwei Monate Zeit, darauf zu antworten.

Mehr Geld für Türkei vorgeschlagen

Falls sie nach Ansicht der EU-Kommission die gemeinsamen Asylgesetze dann immer noch nicht ordnungsgemäss umsetzen, droht ihnen eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof. Dieser kann in letzter Konsequenz Strafen verhängen.

Die Kommission will zudem vorschlagen, die Hilfe für die Türkei zur Aufnahme von Flüchtlingen auf bis zu eine Milliarde Euro aufzustocken. Das teilte der für Nachbarschaftspolitik verantwortliche EU-Kommissar Johannes Hahn im Kurznachrichtendienst Twitter mit.

(bert/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Bratislava/Budapest - Die Slowakei zieht wegen der von der EU beschlossene ... mehr lesen 1
Die Slowakei vermutet geheime Absprachen bei der Flüchtlingsquotenverteilung.
Brüssel - Ungarn hat bei der Zahl der ankommenden Flüchtlinge erneut einen Rekord verzeichnet: Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, kamen am Vortag über 10'000 Schutzsuchende ins Land ... mehr lesen
Brüssel - Mit Milliarden will die EU der ... mehr lesen 1
Mit Milliarden will die EU der Flüchtlingskrise beikommen.
Belgrad - Im Streit um den Umgang mit der Flüchtlingskrise hat Serbien seine Grenzen für kroatische LKW und kroatische Güter geschlossen. Das Verbot gilt für sämtliche Grenzübergänge ... mehr lesen 1
München - Vor dem EU-Sondergipfel ... mehr lesen 1
Federica Mogherini macht auf Glaubwürdigkeit aufmerksam.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Am Montag waren laut Behördenangaben weitere 11'000 Flüchtlinge nach Österreich gekommen.
Brüssel - Per Mehrheitsentscheid haben die EU-Innenminister die Umverteilung von 120'000 Flüchtlingen beschlossen. Normalerweise werden Entscheide von solcher Tragweite im Konsens ... mehr lesen 1
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Müllvermeidung - ein wichtiges, aktuelles Thema.
Müllvermeidung - ein wichtiges, aktuelles Thema.
Publinews Nachhaltigkeit ist in der heutigen Gesellschaft ein immer wichtigeres Thema. Wir alle haben eine Verantwortung dafür, die Ressourcen unserer Erde schonend zu nutzen und die Umweltbelastungen zu minimieren. Doch was bedeutet es eigentlich, nachhaltig zu leben und wie können wir unseren Alltag nachhaltiger gestalten? mehr lesen  
Gemäss dem Bericht «Survival of the Richest» hat das reichste Prozent der Weltbevölkerung seit Beginn der Corona-Pandemie fast zwei Drittel ... mehr lesen  
Der Oxfam-Bericht zeigt, dass die Vermögen der Milliardäre weltweit täglich um 2,7 Mrd. Dollar gestiegen ist.
Griechenland, Lesbos, 9.September 2020: Flüchtlinge nach dem Feuer im Camp Moria.
Fotografie Ärzte ohne Grenzen und Magnum: 50 Jahre im Einsatz  2021 markierte das 50-jährige Bestehen von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Fronitères (MSF). Die ... mehr lesen  
Publinews Die Gründe, sich ein Haustier zuzulegen, sind vielfältig. So möchten manche Menschen, die Einsamkeit verspüren, sich damit ... mehr lesen  
Man sollte sich ein Haustier nie überstürzt zulegen, auch wenn es noch so niedlich ist.
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 7°C 22°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Basel 9°C 24°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig freundlich
St. Gallen 8°C 20°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig freundlich
Bern 7°C 22°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig freundlich
Luzern 8°C 22°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig freundlich
Genf 9°C 24°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig freundlich
Lugano 13°C 24°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig freundlich
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten