Südkorea am Scheideweg

publiziert: Dienstag, 6. Jun 2006 / 07:51 Uhr

Dem letzten Schweizer Gruppenspiel am 23. Juni in Hannover gegen Südkorea könnte je nach Verlauf der Vorrunde finaler Charakter zukommen. «Das wird für beide Teams das Schlüsselspiel», ist der südkoreanische Bundesliga-Profi Du-Ri Cha überzeugt.

Du-Ri Cha: «Es gibt immer noch viele Leute, die träumen».
Du-Ri Cha: «Es gibt immer noch viele Leute, die träumen».
2002 war Cha ein kleiner, aber nicht unwichtiger Teil von Südkoreas Nationalteam, das an der WM im eigenen Land zur Überraschung aller bis in den Halbfinal vorstiess. Heute, vier Jahre später, sucht man den Namen Cha im WM-Aufgebot der Asiaten vergeblich.

«Das tut natürlich schon weh», sagt der in Frankfurt geborene, mit neun Jahren nach Südkorea übergesiedelte und seit vier Jahren in Deutschland spielende Sohn von Bum-Kun Cha. Letzterer war zwischen 1978 und 1989 der zweite Asiate nach dem Japaner Yasuhiko Okudera (Werder Bremen), der mit Darmstadt, Eintracht Frankfurt und Leverkusen in der Bundesliga für Furore sorgte.

Beurteilung der Perspektiven

An der WM in Deutschland werden der mittlerweile als Klubtrainer in Südkorea tätige Vater und der nicht als Stürmer, sondern als rechter Verteidiger zu Mainz wechselnde Sohn Cha als TV-Kommentatoren für das nationale Fernsehen tätig sein. Du-Ri Cha gewinnt der Nicht-Selektion für die Titelkämpfe in seiner Wahlheimat sogar Positives ab.

«Man kann auch ausserhalb des Fussballfeldes immer wieder etwas lernen. Ausserdem habe ich Christoph Spycher und Beni Huggel versprochen, dass ich gegen die Schweiz dabei sein werde -- mit einem Trikot, das auf der Vorderseite Südkorea und auf der Rückseite die Schweiz unterstützt...», erzählt Cha lachend.

Nachfolgend beurteilt der knapp 26-jährige WM-Teilnehmer von 2002 (38 Länderspiele) Südkoreas Perspektiven, die Vorzüge und die Schwächen des letzten Schweizer Gruppengegners.

Die Vorgeschichte

«Die Zeit nach der WM 2002 war sehr schwierig. Viele Spieler waren in der Qualifikationsphase nicht mehr sonderlich motiviert, hatten den Kopf nicht bei der Sache.

Die Folge davon waren schwache Resultate wie das 0:0 auf den Malediven oder die Niederlage in Saudi-Arabien, die zum Rücktritt von Trainer Jo Bonfrère führte. Es muss sich nun zeigen, wie sich der dritte Trainerwechsel (Dick Advocaat für Bonfrère. -- d.Red.) innerhalb von vier Jahren auswirkt.»

Stärken

«An den Basiselementen wird Advocaat kaum etwas verändern. Südkorea setzt auf seine läuferische Stärke, kombiniert mit der Schnelligkeit der Spieler. Das war schon 2002 unser Plus.

Im taktischen Bereich hat jeder eine genau definierte Aufgabe und weiss, was er tun muss. Das Team hat keine Stars und versucht nach dem Rücktritt einiger Leistungsträger, vor allem durch mannschaftliche Geschlossenheit zu überzeugen.»

Schwächen

«Bei der Test-Niederlage gegen Ghana wurde deutlich, wo unsere Problemzonen sind. In der Innenverteidigung war unüberschaubar, dass sie an Schnelligkeit verloren hat. Zudem verfügt Südkorea über ein recht unerfahrenes Team, dessen Mehrheit immer noch in der Heimat spielt. Ausfälle wären nicht einfach zu kompensieren.

Mit Kim-Nam Il ist derzeit einer verletzt, der eine wichtige Rolle im Team übernehmen könnte. Denn Führungsspieler im klassischen Sinn, die einspringen, wenn es mal schlecht läuft, gibt es keine. Das liegt einerseits an unserer zurückhaltenden Mentalität und ist andererseits ein Problem von mangelnder Erfahrung.»

Perspektiven

«Die Erwartungen sind nach der WM 2002 weiter gestiegen. Es gibt viele Leute, die immer noch träumen. Aber wir müssen auf dem Boden bleiben. Realistisches Ziel für Südkorea sind die Achtelfinals.

Frankreich ist der Favorit der Gruppe. Wenn man einen Sieg gegen Togo als Pflicht betrachtet, dann werden sich Südkorea und die Schweiz um Platz 2 duellieren. Die Direktbegegnung wird für beide Mannschaften das Schlüsselspiel. Der Gewinner wird in die Achtelfinals vorstossen.»

Schweiz

«Ich sehe die Schweiz als eingespielte und sichere Mannschaft an, die zwar keine überragenden Einzelspieler in ihren Reihen hat. Dafür weiss jeder, welchen Job er zu erledigen hat, und erfüllt diesen auch.

In der europäischen WM-Qualifikation, die wesentlich schwieriger ist als die asiatische, hat die Schweiz schon gezeigt, dass sie über Durchsetzungsvermögen verfügt.»

(von Stefan Baumgartner/Si)

 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Di Mi
Zürich 7°C 13°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Basel 7°C 14°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
St. Gallen 6°C 11°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Bern 6°C 13°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Luzern 8°C 13°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
Genf 5°C 14°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich sonnig
Lugano 6°C 17°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig freundlich
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten