Südkorea und seine holländischen Trainer

publiziert: Donnerstag, 22. Jun 2006 / 09:43 Uhr

Der Holländer Guus Hiddink hatte Südkorea vor vier Jahren in einen wochenlangen Ausnahmezustand versetzt.

Dick Advocaat.
Dick Advocaat.
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Sein Landsmann Dick Advocaat könnte es ihm gleichtun, wenn er am Freitag die Schweiz bezwingt und die Asiaten als Gruppensieger in die Achtelfinals einziehen würden.

Holländische Trainer sind weltweit begehrt, gleich vier coachen heuer in Deutschland mit beachtlichem Erfolg einen WM-Teilnehmer: Marco van Basten, als Bondscoach der Holländer; Guus Hiddink, der Australien gegen Japan zum ersten WM-Sieg führte; der frühere GC-Trainer Leo Beenhakker mit Trinidad & Tobago und schliesslich Dick Advocaat als indirekter Nachfolger Hiddinks beim Schweizer Gruppengegner Südkorea.

Abrupter Erfolg

Holland und Südkorea -- die Symbiose ist auf den ersten Blick nicht verständlich. Weshalb arbeiten Coaches aus diesem kleinen europäischen Land so erfolgreich mit der stärksten Fussball-Nation Asiens? Vor 2002 brachten die Südkoreaner mit einheimischen Trainern in fünf WM-Teilnahmen keinen einzigen Sieg zustande. Der Holländer Hiddink führte das Co-Gastgeberland dann auf Anhieb in die Halbfinals und schliesslich auf Platz 4.

Auf Hiddink folgte vor vier Jahren der Portugiese Humberto Coelho, das funktionierte aber wieder überhaupt nicht: Coelho musste nach einem 0:0 gegen die Malediven frühzeitig die Koffer packen. Die Asiaten kehrten zu einem holländischen Trainer zurück und engagierten Jo Bonfrere, der sie mit sieben Siegen in elf Spielen an die WM in Deutschland führte.

Weg für kleinen General

Doch die Sympathien waren etwas einseitig verteilt: Bonfrere war zwar sportlich erfolgreich, im Team und auch im südkoreanischen Volk erfuhr er keine Gegenliebe. Seo Seok-Hoon, ein Student aus der koreanischen Hafenstadt Busan, der während der WM als Dolmetscher in Deutschland arbeitet, erklärt die Probleme des Holländers: «Nach Partien, die nicht so gut liefen, hat er stets die Fehler bei den Spielern gesucht und diese öffentlich kritisiert. Das kam in Südkorea sehr schlecht an.» Bonfrere zog nach der erfolgreichen Qualifikation die Konsequenzen und trat zurück.

Der Weg für den «kleinen General», wie er in Holland wegen seiner jahrelangen Zusammenarbeit mit Rinus Michels, dem grossen holländischen Trainer-General genannt wird, war frei. Advocaat übernahm im letzten September und peitschte die Mannschaft bis zur WM durch 20 Vorbereitungsspiele. Mit Erfolg: Das südkoreanische Team beeindruckte in den ersten beiden Gruppenspielen durch seinen Zusammenhalt, den Erfolgswillen und die scheinbar unendliche Energie. Nach dem 2:1-Sieg über Togo und dem 1:1 gegen Frankreich kann Südkorea gar als Gruppensieger in die Achtelfinals einziehen, wenn es am Freitag gegen die Schweiz gewinnt. Advocaat: «Das wäre eine Riesenüberraschung und hat niemand von uns erwarten dürfen.»

Fanatische Fans

Seine Spieler und die fanatischen Fans sehen dies jedoch etwas anders. Der Erfolgsdruck nach den grossen Erfolgen vor vier Jahren unter Hiddink, der nach der Halbfinal-Qualifikation und dem vierten Schlussrang in Südkorea «geadelt» wurde und einen Vertrag auf Lebenszeit hätte unterschreiben können, ist immens. Advocaat, der holländische Teamchef bei der WM 1994 und der EM 2004 ärgert sich über den Realitätsverlust: «Ein 2:1-Erfolg über Togo und ein 1:1 gegen Frankreich reichen bereits nicht mehr.» Auch gegen die Schweiz wird der nötige Sieg praktisch ultimativ von ihm gefordert.

«Das ist unsinnig. Die Situation ist völlig anders als vor vier Jahren. Alle kennen die Gründe für den grossen Erfolg damals. Wir sehen jetzt mit Deutschland, was der Heimvorteil bewirkt. 60 000 Fans schreien das Heimteam in jedem Spiel zum Sieg. Das war 2002 genau gleich», sagt der einstige Profispieler in Holland, Belgien und den USA. «Guus Hiddink tat damals einen sehr guten Job, er hatte aber einige Vorteile auf seiner Seite, die es jetzt nicht mehr gibt. Die Ausgangslage ist für uns heuer viel schwieriger.»

Erfolgsgrund schleierhaft

Dennoch glaubt er an den Erfolg seiner Mission: «Wir haben immer noch 6, 7 Spieler von damals im Kader, zudem stiessen einige hoffnungsvolle Talente hinzu. Und wir verfügen über Spieler, die Erfahrung in europäischen Topligen sammeln konnten. Mit dieser Mannschaft ist vieles möglich.»

Das Erfolgs-Geheimnis der holländischen Trainer in Südkorea wollte oder konnte auch er an der Pressekonferenz im mondänen Schlosshotel Bensberg in Bergisch-Gladbach bei Köln nicht lüften: «Es muss einen Grund dafür geben, doch ich kenne ihn nicht genau. Ich weiss nur, dass diese Mannschaft über viel Qualität verfügt und viele andere europäische Trainer gerne mit diesem Team arbeiten würden.»

Team im Vordergrund

Den Schleier zu lüften versuchte schliesslich einer seiner Routiniers, der während dreier Jahre in Holland bei Eindhoven gespielt hat und die Denkweise der Europäer kennengelernt hat. «Er kennt unsere Mentalität bereits sehr gut und kann uns hervorragend motivieren sowie den wichtigen Kampfgeist vermitteln.

Zudem ist das holländische 3-4-3-System ideal auf uns zugeschnitten», sagte Lee Young-Pyo. Für den Holländer stehe das Team und nicht ein einzelner Spieler im Mittelpunkt und das sei in Südkorea das wichtigste.

(von René Baumann, Bensberg/Si)

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