Die Administration des internationalen Skiverbandes (FIS) und
die Weltcup-Organisatoren in Übersee arbeiten fieberhaft an
Alternativprogrammen, aber der Schneemangel und die warme
Temperatur schränken die Ausweichmöglichkeiten ein.
Aspen, das bereits die Frauen-Rennen an Copper Mountain abtreten
musste, droht eine komplette Absage; auf der Piste sind 16 Grad
gemessen worden. In Beaver Creek, wo in der nächsten Woche der
Einstand der Speed-Spezialisten geplant wäre, liegt nur im obersten
Streckenteil der «Birds of Prey» Schnee. Und im kanadischen Lake
Louise, wo die schnellen Frauen die ersten Rennen bestreiten
woll(t)en, ist es zwar kalt, aber es herrscht Wassermangel, so dass
deswegen kein Schnee produziert werden kann.
Viele werden fehlen -- eine für immer
Schon die letzten Monate waren geprägt durch viele
Negativmeldungen. Es begann im August mit Hermann Maiers Motorrad-
Unfall, der den Herminator für die ganze Saison ausser Gefecht
setzt. Inzwischen sind sogar die luschen Comeback-Gerüchte
verstummt. Die traurigste Nachricht betraf die Französin Régine
Cavagnoud, die Anfang November an den Folgen eines Zusammenpralls
mit dem deutschen Trainer Markus Anwander im Training im Pitztal
verstarb. Die Super-G-Weltmeisterin wird eine Lücke hinterlassen.
Mehrere Fahrerinnen und Fahrer fallen für Wochen oder die ganze
Saison aus. Vom österreichischen Speed-Team fehlen neben Maier auch
Werner Franz (Kreuzbandriss) und Abfahrtsweltmeister Hannes Trinkl,
der sich bei einem Sturz beim freien Skifahren ernsthafte
Verletzungen am Kopf und im Gesicht zugezogen hat. Janica Kostelic
und Alexandra Meissnitzer, die aktuelle und ehemalige Weltcup-
Gesamtsiegerin, greifen verletzungshalber erst in Europa wieder ins
Geschehen ein.
Im Schweizer Team erwischte es jene, die ohnehin vom Pech arg
verfolgt waren. Nadia Styger und Monika Dummermuth müssen -- beide
mit Kreuzbandrissen -- eine weitere Saison aussetzen. Für beide ist
es die vierte gravierende Verletzung. Jürg Grünenfelder, der sich
im Sommertraining 2000 am Knie verletzte, muss mit seinem Comeback
weiter zuwarten.
Abstand zu Österreich weiter verkürzen
Die Schweizer Leader bleiben auch in diesem Winter die beiden
Weltmeister Sonja Nef und Mike von Grünigen, die mit Podestplätzen
beim Gletscher-Prolog in Sölden ihren guten Formstand bereits
wieder bewiesen haben. Das Mass aller Dinge werden weiterhin die
Österreicher sein, auch wenn sich punktemässig der Abstand zu ihnen
um einen Drittel verringert hat. Das ist relativ, denn insgesamt
holte das Austria-Team immer noch doppelt so viele Zähler wie Swiss
Ski.
Im Gegensatz zum Vorjahr, als Dieter Bartsch und Hans Pieren mit
Medaillenprognosen daneben tippten, äussern sich die Cheftrainer --
für Pieren ist Angelo Maina zurückgekehrt -- heuer vorsichtiger.
Wichtig sei die Überzeugung, Medaillen gewinnen zu können, sagt
Bartsch, und dafür müsse man von Anfang an vorne dabei sein. Am
meisten verspricht er sich von der Abfahrtsgruppe. «Wir haben
mehrere Fahrer, die imstande sind zu gewinnen», sagt Bartsch, «und
sie werden auch gewinnen.» Der letzte Sieg datiert vom Januar 1998
(Didier Cuche im Kitzbühel Sprintrennen), der letzte über die ganze
Distanz vom Januar 1996 (Bruno Kernen in Veysonnaz). Die beiden
letzten Abfahrtssieger sowie Silvano Beltrametti und Franco Cavegn
bilden den Kern von Fritz Zügers starker Abfahrtstruppe.
Administrativ gehört Cuche eigentlich zu Osi Inglins Kombi-Team,
aber die Transparenz zwischen den einzelnen Gruppen ist verbessert
worden. Die Schweiz tritt wieder als EIN Team auf, nachdem auch die
Slalomfahrer (unter der neuen Leitung von Christian Huber) vermehrt
in die Mannschaft eingebunden worden sind.
Noch ausgeprägter funktoniert der Teamgedanke bei den Frauen,
bei denen es zwar ebenfalls mehrere Trainingsgruppen gibt, aber die
so genannte «Durchlässigkeit» besser spielt. So qualifizierten sich
in Sölden vier Fahrerinnen aus vier verschiedenen Gruppen für den
2. Riesen-Lauf. Noch steht die Renaissance des Schweizer und
insbesondere des Frauen-Skisports auf schmaler Basis: Sonja Nef (42
%), Corinne Rey-Bellet (31 %), Sylviane Berthod (11 %) und Lilian
Kummer (6 %) sammelten 90 Prozent aller Weltcuppunkte.
(kil/sda)