Swissair-Bruchlandung: Crossair übernimmt das Steuer

Das bittere Ende des ehemaligen Nationalstolzes ist zuletzt auf die Folgen der Attentate in den USA zurückzuführen. Weltweit ist die Flugbranche nach dem 11. September zusammengebrochen. Die schon zuvor schwer angeschlagene Swissair vermochte das nicht zu verkraften. Die Kosten für den Konzern bis Ende 2002 hätten 3,1 bis 3,8 Mrd. Fr. betragen.
Vor den Terroranschlägen sah Swissair-Konzernchef Mario Corti noch Chancen, die wegen Managementfehlern in Schwierigkeiten geratene Swissair Group zu retten. Die Swissair Group hatte aber bei einem Schuldenberg von 15 Mrd. Fr. und einer Eigenkapitalbasis von nur noch 2,5 Prozent unüberwindliche Liquiditätsprobleme.

Crossair in den Händen der Banken

Die Swissair Group verkauft den beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse Group (CSG) für 260 Mio. Fr. ihre Beteiligung von 70 Prozent an der Tochter Crossair. Die Crossair geht damit als neue Auffanggesellschaft mit Sitz in Basel und Zürich in den Besitz der Banken.
Die Basler Gesellschaft erhält gleichzeitig von den Banken zusätzliche Betriebsmittel von maximal 500 Mio. Franken. Dazu soll das Aktienkapital der Crossair um 350 Mio. Fr. aufgestockt werden. Die Swissair erhält von den beiden Banken einen Überbrückungskredit von 250 Mio. Franken.
Total wenden die beiden Finanzdienstleistungskonzerne 1,35 Mrd. Franken auf, wie UBS-Konzernchef Marcel Ospel am Montag sagte.

Tausende von Stellen verschwinden

Die Übernahme des Fluggeschäftes der Swissair durch die Crossair kostet laut Angaben vom Montagabend 2560 Arbeitsplätze, 1750 davon in der Schweiz. Daneben erfolgt eine Redimensionierung der Flotte, sagte Crossair-Chef André Dosé.
Er wolle den Kontakt mit den Gewerkschaften beibehalten, versicherte Corti. Ingesamt arbeiten im Flugbereich der Swissair 7300 Angestellte. Die viel kleinere Crossair beschäftigt 3200 Personen.
Bei den anderen Gesellschaft ist kein Stellenabbau vorgesehen. Deren Zukunft ist jedoch ungewiss. Weltweit beschäftigt die Swissair Group gegenwärtig 72 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 21 000 davon in der Schweiz.

Crossair übernimmt Markennamen Swissair

Der Flugebtrieb der Swissair werde aufrecht erhalten, sagte Dosé. Es gebe eine Übergangslösung. Die Crossair kann den Markennamen Swissair benützen.
Die Swissair Group ist ihren finanziellen Verpflichtungen in Frankreich und Belgien nicht nachgekommen. Die am Montag fällige Zahlung von 200 Mio. Fr. an die belgische Sabena sei nicht erfolgt, sagte Corti. Auch sei kein Geld nach Frankreich geflossen. Bereits am Abend waren Klagen aus dem Ausland ein Thema.
Mario Corti tritt per sofort aus dem Verwaltungsrat der Crossair zurück. Bei der Swissair Group bleibt er weiterhin. Er orientiere zu gegebener Zeit über seine berufliche Zukunft, sagte Corti. André Dosé gibt seinen vor kurzem angetretenen Job als Swissair-Konzernchef ab.


Eine "gute Lösung"

Vertreter der Wirtschaft haben am Montag die Bedeutung einer nationalen Fluggesellschaft unterstrichen. CSG-Konzernchef Lukas Mühlemann, zugleich auch Verwaltungsart der Swissair Group, sprach von einer guten Lösung.
Die Banken hatten den Übergangskredit am Wochenende angekündigt. Dabei übernimmt UBS mit einem Anteil von 51 Prozent die Federführung. Credit Suisse Group beteiligt sich mit 49 Prozent.

Die SP ist empört

Die Sozialdemokratische Partei der Schweiz ist über die neuste Strategie der Swissair empört. Die SP ruft den Bundesrat auf, im Interesse des Landes einzugreifen. Die CVP fordert ein breitabgestütztes Monitoring-Organ, welches die Phase nach der Swissair begleitet. Der Staat sei aufgerufen, für die internationale Anbindung der Schweiz zu sorgen und seine Aufsichtsfunktion wahrzunehmen.

(sda)