TV-Sender: Quote wichtiger als Kreativität

publiziert: Sonntag, 1. Feb 2009 / 09:04 Uhr

Wien - «Das Fernsehen und seine Inhalte werden immer konservativer. Der Raum für kreative Experimente und Innovationen wird aufgrund des durch den Digitalisierungsprozess stärker werdenden Konkurrenzdrucks zunehmend enger».

Wie tickt der Zuschauer? Viele Sender wissen das gar nicht und gehen bei ihren Sendungen auf Nummer sicher.
Wie tickt der Zuschauer? Viele Sender wissen das gar nicht und gehen bei ihren Sendungen auf Nummer sicher.
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Zu dieser Einschätzung kam Caroline von Senden, Leiterin der Redaktion Fernsehfilm I beim ZDF, gestern, Freitag, im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf dem «TV-Motion»-Symposium in Wien. Vor allem auf öffentlich-rechtlichen TV-Sendern, die die Aufgabe hätten, ein möglichst breit gefächertes Publikum zu bedienen, laste mittlerweile ein enormer Quoten- und Erfolgsdruck.

«Die Zuseher haben heute hunderte verschiedene Sender zur Verfügung. Um einen Erfolg bzw. eine bestimmte Quote zu erreichen, vertraut man deshalb in erster Linie auf Dinge, die sich in der Vergangenheit bereits bewährt haben», erklärte von Senden.

Dennoch gebe es auch bei einem aufgrund seiner grossen Struktur eher unbeweglichen TV-Sender wie dem ZDF noch eine gewisse Bandbreite von kreativen Möglichkeiten.

«Es wäre ein Fehler, ausschliesslich auf gesichertes Wissen zu setzen. Um möglichst viele Zuseher ansprechen zu können, müssen die verantwortlichen Produzenten herausfinden, wie die aktuelle Generation denkt», stellte von Senden fest. Doch genau darin liege auch das Problem, denn die Fernsehanstalten hätten es heute mit einer völlig veränderten Denkstruktur des Publikums zu tun.

Hohe Zuschauerfluktuation

«Die Fluktuation der Zuseher ist extrem hoch. Marktanalysen zeigen zudem eindeutig, dass vor allem die jüngeren Zuseher zunehmend ins Internet abwandern. In Anbetracht dieser Entwicklung wird es für die Sender immer schwieriger, das eigene Publikum nicht zu verlieren», erläuterte von Senden. Ein Online-Engagement sei mittlerweile Pflichtprogramm.

Als Beleg verwies die ZDF-Redaktionsleiterin auf das bereits seit einiger Zeit verfügbare Online-Video-Angebot aus eigenem Hause. «Die ZDFmediathek hat insbesondere bei den jüngeren Menschen eine sehr gute Resonanz hervorgerufen», schilderte von Senden. Das grösste Problem des Online-Sektors seien die fehlenden Finanzierungsmodelle.

Im Internet noch kein Gewinn

«Das Interesse am Online-Bereich ist durchaus da. In finanzieller Hinsicht spielt die Musik bei einem TV-Sender aber nach wie vor im regulären Hauptabendprogramm. Im Internet lässt sich derzeit noch kein Geld verdienen», fasst von Senden zusammen. Dies bestätigte auch Wolfgang Oppenrieder, Redakteur in der Abteilung Deutsche Fiction beim Privatsender PRO7.

«Das Internet punktet zwar durch die ständige Verfügbarkeit der Inhalte und die Möglichkeit der Interaktivität bei den Nutzern. Aus Sendersicht sind die erzielten Werbeerlöse in diesem Bereich allerdings bislang nicht ausreichend», betonte Oppenrieder.

Publikum bleibt ein ewiges Rätsel

Für Klaus Lintschinger, sendungsverantwortlicher Redakteur beim ORF, bleibt das Publikum hingegen ein «ewiges Rätsel». «Die Zielgruppenentwicklung ist nicht vorhersagbar. Es gibt immer wieder mehrere hundert Seiten starke Untersuchungen, die einen Aufschluss darüber bringen sollen, was das Publikum sehen will. Die Produktionen, die aus diesen Ergebnissen entstanden sind, sind bis heute aber alle durch die Bank gescheitert», gab Lintschinger zu bedenken.

Das «TV-Motion»-Symposium wird vom drehbuchFORUM Wien in Zusammenarbeit mit dem Drehbuchverband Austria, der Satel Privatstiftung und den Filmfonds Wien veranstaltet. Der diesjährige Event soll den Auftakt für eine Reihe von fernsehspezifischen Weiterbildungsangeboten für die österreichische Filmbranche bilden. Diese sollen in den nächsten Jahren regelmässig vom drehbuchFORUM angeboten werden, um dem Thema «Fernsehen» einen der Arbeitspraxis entsprechenden Stellenwert zu geben.

(fest/pte)

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