«Technikstress»: Wenn Ruhe zum Luxus wird

publiziert: Montag, 13. Mrz 2006 / 12:19 Uhr / aktualisiert: Montag, 13. Mrz 2006 / 16:11 Uhr

Hannover - Immer und überall erreichbar - das ist die moderne Lebensart, und die IT-Industrie nimmt eine technologische Hürde nach der anderen.

Die Frage lautet nicht: Wieviel Technik ist möglich?, sondern: Wieviel ist nötig?
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Fortschritt zu schnell

«Der technische Fortschritt ist zu schnell für den Menschen», sagt Arbeitspsychologin Annette Hoppe von der Technischen Universität Cottbus. «Denn er ermüdet, aber die Technik, die ermüdet nie.» Die Frage müsse sein, wie viel nötig und nicht wie viel möglich ist, sagt sie. Hoppe beschäftigt sich seit mehr als zwei Jahren mit dem Phänomen «Technikstress». Menschen reagierten zunehmend verängstigt oder auch aggressiv auf neue Techniken.

Und: «Die neuen Möglichkeiten laden zur Selbstausbeutung ein», sagt Hoppes Kollege Guido Hertel von der Uni Würzburg. Natürlich können viele mit den modernen Medien von zuhause aus arbeiten. Aber wann haben sie dann Feierabend? «Die Trennung zwischen Beruf und Freizeit ist dünner und fragiler geworden», betont Hertel.

Ruhe als Luxusgut

«Wenn Sie ein Handy haben, haben Sie auch immer einen Knopf, um es auszuschalten», sagt dazu der Arbeitswissenschaftler Martin Braun vom Stuttgarter Fraunhofer-Institut. In Zeiten der fortschreitenden Technisierung aller Lebensbereiche ist Ruhe immer mehr zum seltenen Luxus geworden.

Der Arbeitnehmer von heute ist idealtypisch ständig erreichbar, geographisch unabhängig und zeitlich flexibel. Dabei sei gerade Ruhe entscheidend für die menschliche Kreativität. «Die besten Ideen kommen sowieso nicht am Schreibtisch», sagt Braun und rät: «Ein IT-Gerät ist letztlich ein Instrument, um ein Ziel zu erreichen und die Ziele setzen sich die Menschen.» Annette Hoppe stimmt dem zu: «Die Technik bestimmt nicht über mich. Ich bin diejenige, die entscheidet.»

Psychische Überbelastung

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation gehört die psychische Überbelastung zu den häufigsten Ursachen für mangelhafte Arbeitsleistungen und krankheitsbedingte Fehlzeiten. Angesichts von Stellenabbau, Outsourcing und hoher Arbeitslosigkeit gehe bei Arbeitnehmern die Angst um.

«Die Angst ist immer ein schlechter Berater im Zusammenhang mit Gesundheitsschutz», sagt Arbeitspsychologe Hertel. Bevor man den Anruf vom Chef verpasst, lässt man sein Handy lieber auch in den Ferien an.

Hertel untersucht die Auswirkung der zunehmenden Unabhängigkeit von Zeit und Raum auf die Arbeitsbedingungen. «Wir arbeiten heute in Teams, die über die ganze Welt verteilt sind.» Videokonferenzen und andere Techniken machen das möglich.

Zwar sprechen Befürworter der virtuellen Zusammenarbeit von steigender Flexibilität und der Möglichkeit, strukturschwache Regionen zu fördern. Es entstehen aber auch neue Probleme: «Die fehlende Präsenz der Kollegen kann zu Demotivation führen», sagt Hertel.

(Vivien Leue/dpa)

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