Zwei Tage nach seinem buchstäblich erkrampften Sieg gegen
Michael Chang hatte sich Andy Roddick physisch gut erholt und
durfte im Teenager-Duell mit Hewitt lange auf eine Prolongation
seiner zwölf Partien währenden Erfolgsserie, der längsten auf der
Tour, hoffen. Den ersten Durchgang gewann Roddick im Duell zweier
Hardhitter der neuen Generation nach Abwehr von sieben (!)
Satzbällen, den zweiten verlor er 4:6. Nach 2:18 Stunden und nur
fünf Punkten Unterschied (99:94 für Hewitt) stürzte Roddick aber
unglücklich, als er einen Ball seitwärts erlaufen wollte. Der
Kämpfer wollte zwar nach der Behandlungspause weiter spielen, Coach
Tarik Benhabiles machte ihm aber auf der Tribüne
unmissverständliche Zeichen, so dass er schliesslich aufgab.
Die Tränen in seinen Augen dürften aber schnell getrocknet sein,
denn Roddick, der im Oktober voraussichtlich an den Davidoff Swiss
Indoors spielen wird, hat auch bei seinem ersten grossen Auftritt
sein Potenzial mehr als nur angedeutet. Und auf den schnellen Böden
von Wimbledon und Flushing Meadows werden seine grossen,
verständlicherweise noch unausgereiften spielerischen Fähigkeiten
noch mehr Gegnern Kopfzerbrechen bereiten.
Der Weg zum Titel führt heuer definitiv über Juan Carlos Ferrero
(Nummer 4). Der Gewinner von vier Saisontiteln gab gegen Landsmann
Jacobo Diaz (ATP 79) in einer hochklassigen Partie zwar den zweiten
Durchgang im Tiebreak ab, verlor aber nach dem ersten Satzverlust
im Turnier nur noch drei Games. Dabei war Diaz aber ein
unangenehmer Gegner, der die letzten zehn Partien auf Sand -- einen
Challenger in Zagreb, drei Matches in der Qualifikation und zwei im
Haupttableau -- gewonnen hatte.
Der schlaksige Vorjahres-Halbfinalist Ferrero überzeugte mit
komplettem Repertoire und einer ausgezeichneten «shot selection».
«Ich bin momentan eher etwas mental als körperlich müde», war
Ferrero nach seinem 25. Sieg im 27. Sandmatch der Saison dennoch
nicht ganz zufrieden. Ihm droht nun wohl aber auch von Thomas
Enqvist (Sd/14), der München-Sieger Jiri Novak (ATP 55) erst nach
fünf langen Sätzen ausschaltete, kaum Gefahr.
Das neue Gesicht heisst diesmal Tommy Robredo (ATP 83). Der
19-Jährige war zwar im Vorjahr bei den Junioren im Final, hatte
aber vor Turnierbeginn noch nie in einem Major-Turnier einen Match
gewonnen. Er deklassierte Bohdan Ulihrach (ATP 45) 6:2, 6:2, 6:2
und ist damit der einzige Spieler, der oberen Tabeauhälfte, der
noch ohne Satzverlust ist, nachdem Gustavo Kuerten gegen Karim
Alami (ATP 109) einen Durchgang abgab und einige schwere Momente
überstehen musste. Er fordert nun Jewgeni Kafelnikow (Russ/7), der
Rosset-Bezwinger Olivier Rochus (ATP 70) ohne Satzverlust
ausschaltete und dabei erstmals überzeugte. Der Sieger von 1996
tastet sich langsam an seine Bestform heran: Nach fünf Niederlagen
in den ersten sechs Sandspielen hat Kafelnikow (inklusive World
Team Cup) nun sechs Matches in Serie gewonnen.
Weiter keine Liebe für den roten Sand empfindet Tim Henman. Der
als Nummer 11 gesetzte Brite hatte in den ersten beiden Partien von
den schnellen Bedingungen profitiert, bestand aber den ersten
Härtetest nicht. Er unterlag dem Argentinier Guillermo Canas (ATP
82) 5:7 im fünften Satz und konnte damit seine Negativserie nicht
beenden. Schon in den letzten beiden Jahren hatte er sich nach
Drittrunden-Niederlagen gegen die Sandspezialisten Fernando Vicente
und Alberto Berasategui ungewollt früh der Wimbledon-Vorbereitung
widmen müssen.
Bei den Frauen könnte die Finalistin in der unteren Hälfte aus
Belgien stammen. Kim Clijsters (Nummer 12) und Justine Henin (14)
sind die einzigen verbliebenen Gesetzten nachdem Jelena Dokic
ausgeschieden ist. Die Rom-Championne, die in zwei Partien nur drei
Games abgegeben hatte, unterlag überraschend der ungarischen
Qualifikantin Petra Mandula (WTA 131). Mandula verwertete dabei den
neunten Siegpunkt.
Einen Achtungserfolg landete Lorenzo Manta im Doppel. Gemeinsam
mit seinem Standardpartner Julian Knowle (Ö) qualifizierte sich der
Winterthurer Daviscupspieler durch ein 7:6, 7:6 über Nicolas
Lapentti/Sjeng Schalken für die Achtelfinals. Der Daviscup-Spieler
hat damit bereits ein Preisgeld von rund 15 000 Franken auf sicher
und wird in seiner Paradedisziplin, wo er derzeit Platz 102 belegt,
den Sprung unter die Top 100 schaffen.
(sda)