Tennis: Spagat zwischen Konstanz und Höhepunkten

publiziert: Freitag, 30. Jan 2004 / 15:32 Uhr

Melbourne - Roger Federer hat mit der Nummer-1-Position eines der ganz grossen Ziele eines jeden Tennisspielers erreicht. Die Bedeutung der Position an der Sonne hat sich aber gegenüber früher etwas verändert.

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Wer früher die Nummer 1 wurde, hatte gute Chancen, diese Position über längere Zeit zu besetzen. Jimmy Connors stand zwischen 1974 und 77 während 244 Wochen ganz zuoberst, nur einmal eine Woche unterbrochen von Björn Borg. Später schafften auch Ivan Lendl (157 Wochen am Stück) und Pete Sampras (102) extrem lange Serien.

Diese Zeiten der Konstanz scheinen vorbei. Seit März 1998 dauerten nicht weniger als 16 Regentschaften weniger als 10 Wochen; nur Andre Agassi (52) und Lleyton Hewitt (75) schafften längere Phasen. Vielspieler Jewgeni Kafelnikow war während sechs Wochen Erster, schaffte aber in dieser Zeit keinen einzigen Sieg.

Was sind die Gründe für diese "Verwässerung" an der Spitze? Für den langjährigen Branchenkenner Heinz Günthardt ist klar: "Das Ranglistensystem hat sich wesentlich verändert. Es wird viel mehr gespielt, und dadurch gibt es auch grössere Leistungsschwankungen in kürzerer Zeit -- umso mehr, als es mehr gute Spieler gibt."

Wenn es auch angesichts der häufigen Wechsel in jüngster Zeit manchmal sogar für Fachleute schwierig war, den Überblick zu behalten, wer in welcher Woche zuoberst stand, bleibt die magische Zahl 1 eines der erstrebenswertesten Ziele auf der Tour.

Das sieht auch Günthardt so: "Die Grand Slams sind ingesamt sicher wichtiger. Aber es ist sensationell, dass Roger das geschafft hat. Es ist extrem wichtig für einen Spieler, vom Computer einmal als Nummer 1 ausgespuckt zu werden."

Die logische Konsequenz

Bei Federer ist die Zahl 1 die logische Konsequenz seiner Leistungsentwicklung und Resultate. In den letzten vier grossen Turnieren hat er nur gegen David Nalbandian (im Achtelfinal des US Open) verloren, daneben aber in Wimbledon und Houston gewonnen und sich in Melbourne die Möglichkeit für den zweiten Major-Titel innert sechs Monaten eröffnet.

Das Matchverhältnis von 21:1 in dieser Zeit und die zahlreichen bezwungenen Hochkaräter manifestieren Federers Fähigkeit, immer und überall um den Sieg mitspielen zu können.

Grössere Verpflichtungen

Kurzfristig ist damit zu rechnen, dass sich der letzte kleine Ranglistensprung in einem erneuten Mehr an Verpflichtungen niederschlagen wird. Als Nummer 1 steigt das Interesse von Medien und Sponsoren noch einmal an, und auch die Standesorganisation ATP wird Federer weiter verstärkt einsetzen.

Der 22-Jährige ist aber mit seiner Freundlichkeit und Vielsprachigkeit schon länger ein perfekter Botschafter für seine Sportart und war seit dem Wimbledon-Sieg so etwas wie der heimliche Branchenprimus, wodurch die Verpflichtungen kaum exponentiell ansteigen werden. Federer scheut sich aber nicht vor der Verantwortung: "Ich gebe dem Tennis gerne etwas zurück."

Konstanz und Höhepunkte

Die Konstanz über 52 Wochen hochzuhalten wird heuer besonders schwierig sein, jagt doch ein Höhepunkt den anderen. Federer hat nach dem morgigen Final noch drei weitere Grand-Slam-Turniere vor sich, dazu bis zu vier Davis-Cup-Runden und ein Olympiaturnier, an dem ihm ebenfalls viel liegt, sowie die Heimturniere in Gstaad und Basel, wo er noch keinen Sieg errungen hat.

Bei jedem anderen Spieler würde man sagen, ein temporärer Einbruch sei irgendwann vorprogrammiert, bei ihm ist dieser aber nicht zwingend, verfügt er doch über ein extrem ästhetisches und nicht sehr kraftraubendes Spiel.

Unterschied zu Agassi

Anders als beispielsweise Andre Agassi, der seine Turnierplanung seit einigen Jahren konsequent auf die Grand Slams ausrichtet, möchte Federer keines der Ziele aus den Augen verlieren und auch nicht als "Kurzzeit-Erster" in die Geschichte eingehen.

Auch für ihn besteht zwischen grossen Turniersiegen und dem Ranking ein enger Zusammenhang. Er macht allerdings den Umkehrschluss zu obiger Aussage: "Wenn ich die Nummer 1 bleiben will, dann muss ich auch Titel gewinnen."

Anfangen will er damit schon am Sonntag: "Mein grosses Ziel ist es, das Australian Open zu gewinnen. Wenn ich im Final verlieren würde, wäre das eine Riesenenttäuschung. Dass ich jetzt schon ein Ziel erreicht habe, ist für meinen zweiten Grand-Slam-Final eine grosse Erleichterung. Gleichzeitig könnte ich das Polster auf meine Konkurrenten vergrössern, was mir später im Jahr helfen würde." Der Mann behält wirklich stets den Überblick.

(von Marco Keller/Si)

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