Entsetzen und Sorge

Terrorkrieg: Schriftsteller erheben mahnende Worte

publiziert: Donnerstag, 13. Sep 2001 / 14:34 Uhr

Hamburg - Die Terroranschläge in den USA haben bei Intellektuellen in aller Welt neben Entsetzen auch Sorge um die Zukunft ausgelöst.

"Verurteilen Sie nicht jeden Moslem!", mahnte der israelische Schriftsteller Amos Oz, der 1992 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt.

"Trotz der abscheulichen Freudenbekundungen in Gaza und Ramallah - während in New York noch immer Menschen lebendig verbrannten, darf kein vernünftiger Mensch vergessen, dass die überwältigende Mehrheit der Araber und anderer Moslems weder Komplizen des Verbrechens waren noch Freude daran empfinden", schrieb Oz in der "Süddeutschen Zeitung".

"Das Mantra des Massakers"

Für den in München lebenden Lyriker und Dramatiker Albert Ostermaier ist das "Tor zur freien Welt" nach den Terroranschlägen in den USA zum "Höllentor mutiert". Ausgelöscht seien die "Symbole einer freien Welt", schreibt Ostermaier in einem "SZ"-Essay. "Das Grauen wiederholt sich auf jedem Sender, im Minutentakt, als wäre es eine Prophezeiung, das Mantra des Massakers."

Der Schriftsteller Josef Haslinger sieht in einem Interview mit der "Welt" Parallelen zu seinem Roman "Opernball", in dem der Wiener Opernball von einem Terroranschlag getroffen wird, der die Elite des Landes auslöscht.

Auster: "Jetzt erst beginnt das 21. Jahrhundert"

Der Filmemacher Alexander Kluge sagte in der "Abendzeitung": "Ich kann mir nicht vorstellen, dass demnächst noch Katastrophenfilme gedreht werden." Kluge verwies auf die Schleyer- Entführung im Herbst 1977 und prophezeite wie damals einen Bruch in der Zeit.

Ähnlich urteilte auch der US-Autor Paul Auster ("Smoke"). Für ihn markieren die Terrorangriffe auf die USA den Beginn einer neuen Epoche. "Der letzte Angriff auf amerikanischem Boden hatte 1812 stattgefunden", schrieb Auster in der aktuellen Ausgabe der "Zeit". "Die Folgen dieses Angriffs werden zweifellos schrecklich sein. Noch mehr Gewalt, noch mehr Tote, mehr Schmerz für alle."

(klei/sda)

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