Texas ist weit weg

publiziert: Montag, 21. Feb 2005 / 10:34 Uhr / aktualisiert: Montag, 21. Feb 2005 / 10:53 Uhr

Washington - "Am liebsten reist er nach Texas, nach Hause" - auch US-Diplomaten stöhnen zuweilen über die Unlust ihres Präsidenten an der grossen weiten Welt.

Eigentlich möchte Bush viel lieber im Land bleiben. Bild: George W. Bush wird zur Air Force One-Maschine eskortiert.
Eigentlich möchte Bush viel lieber im Land bleiben. Bild: George W. Bush wird zur Air Force One-Maschine eskortiert.
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Im Unterschied zu anderen Politikern geniesst der Asket George W. Bush weder den Glanz von Staatsempfängen noch seine Bedeutung als US-Präsident bei Gipfeln und Konferenzen. Die Welt ausserhalb der USA scheint ihn wenig zu faszinieren.

"Bill Clinton nahm sich auf Auslandsreisen oft einen halben Tag für Sehenswürdigkeiten oder gar Schaufensterbummel, Bush will so schnell wie möglich alles abhaken und wieder zurück", schildern altgediente US-Fernsehreporter den Reise-Muffel im Weissen Haus.

Dichtes Programm

Kein Wunder, dass der Texaner - wie im Juni 2004 auf der Pressekonferenz beim USA-EU-Gipfel in Irland - mehrfach die Stationen seiner Reise verwechselte. Bush, der vor seiner Wahl 2000 erst ein einziges Mal in Übersee gewesen war (zu einer Hochzeit in Schottland), hat sich nun auch in Brüssel, Mainz und Bratislava ein dicht gedrängtes Programm schreiben lassen. Der Besuch des Gutenberg-Museums in Mainz bleibt wohl der einzig touristische Abstecher. Für den Republikaner steht seine politische Botschaft im Zentrum.

Rituale bleiben gleich

Aber selbst unterwegs bleibt der 58-Jährige US-Medien zufolge den strengen Regeln treu, die sein Leben seit nunmehr fast 18 Jahren prägen. Damals nahm er Abschied von Partys, Alkohol und angeblich auch anderen Drogen.

Er wird also früh ins Bett gehen, etwas lesen, am nächsten Morgen gegen 5 Uhr aufstehen, in der Bibel lesen, etwas Sport treiben - und natürlich auch während der Staatsempfänge keinen Alkohol trinken.

Hausmannskost statt "haute cuisine"

Grosse Bankette reizen ihn ohnehin nicht, trotz der berühmten Küche Brüssels oder der Kochkünste berühmter Köche. Bushs kulinarische Vorlieben sind bekannt: amerikanisch, mexikanisch, eine deftige Kost vom Sandwich mit Erdnussbutter und Marmelade über Pfannkuchen bis zu klassischen Steaks, also ziemlich weit entfernt von einer "haute cuisine".

Bush liebt keine grossen Festessen. Ganze vier Staatsbankette gab es in seiner ersten Amtszeit im Weissen Haus. Nicht einmal in Washington geht Bush gerne aus: Der "Washington Post" zufolge hat er seit 2001 ganze vier Mal in einem Restaurant der Hauptstadt gegessen: drei Mal beim Mexikaner, einmal im Steakhaus.

Sicherheit statt Spass

Die fünftägige, bis ins letzte Detail vorab geplante und teilweise inszenierte Reise wird abgesehen von geballter Politik vor allem von viel Sicherheit und wenig Spass geprägt. Mit Bush reisen Hunderte von Sicherheitsbeamten, die als stur und arrogant verschrien sind.

Der logistische Aufwand ist unvergleichlich: Denn nicht nur soll der Präsident geschützt werden - im Notfall soll die Supermacht auch von unterwegs regiert werden können.

Weisses Haus "on the road"

Rund 1000 Man stark soll die gesamte Reise-Begleitung des Präsidenten sein. Dabei sind neben Beratern und Sicherheitsleuten zahllose Techniker und andere Experten - ein mobiles Weisses Haus quasi. Auch in der in der Luft betankbaren Präsidentenmaschine, der Air Force One, kann Bush im Katastrophenfall weiter die Zügel über die stärkste Militärmacht der Welt in der Hand behalten.

In Europa bewegt sich Bush ohnehin fast ausschliesslich mit aus den USA eingeflogenen, gepanzerten Limousinen und Helikoptern. Das Vertrauen in die Europäer - sofern es um den Präsidenten geht - sei gleich null, seufzte ein deutscher Sicherheitsexperte.

Geringschätzung für schreibende Journalisten

Rund 200 Medienvertreter reisen in einem Begleitflugzeug mit. Das Presseteam des Weissen Hauses behandelt die Journalisten dabei so, wie sich das der Präsident wünschen würde.

Ganz oben die Starreporter der US-Fernsender und ganz unten die schreibenden Journalisten aus den für Washington weniger bedeutenden Ländern. Bushs Geringschätzung der gedruckten Medien ist bekannt - angeblich liest er so gut wie keine Zeitung.

(Laszlo Trankovits/dpa)

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