Hautsache.Neu

Theater St. Gallen: Spektakuläres Ballett begeistert Publikum

publiziert: Sonntag, 24. Feb 2002 / 13:28 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 24. Feb 2002 / 22:32 Uhr

St. Gallen - Mit dem Stück "Hautsache. Neu" haben Ballettchef Philipp Egli und seine Compagnie am Samstag erstmals einen abendfüllenden Auftritt im Theater St. Gallen. Das Publikum zeigte sich begeistert.

Ballettszene choreographiert von Philipp Egli (Bild: Archiv).
Ballettszene choreographiert von Philipp Egli (Bild: Archiv).
Wie an einer Schnur aufgereiht stehen die Tänzerinnen und Tänzer zu Beginn an der Bühnenrampe. In bodenlangen engen Moltonkostümen mit angedeutetem Faux-cul die Damen, in Frack und Zylinder die Herren. Hinter ihnen mächtige Holzpfeiler in gleichen Abständen.

Doch die Ordnung der Compagnie wird gestört. Durch Rempeleien, Püffe und andere Grobheiten, mit denen sich die in der Reihe Stehenden gegenseitig wegdrängen wollen. Dann taucht in der Bühnentiefe ein Paar auf, setzt Marjia-Liisa Marosi am Flügel mit Jarnachs Hymnus ein, werden die Pfeiler hochgezogen.

Die Musik ist Programm: Das "Amruner Tagebuch" von Philipp Jarnach, 1941/42 entstanden, variiert in seinen drei Sätzen "Hymnus", "Elegie", Sturmreigen" eine Grundstruktur, Edvard Griegs Ballade g-moll, an Jarnachs "Hymnus" anschliessend, ist eigentlich eine Variationenreihe über eine norwegische Volksweis.

Auch Aaron Jay Kernis (geb. 1960) "Symphonie in Waves", 1989 geschrieben und ab Band gespielt, folgt eigentlich einem Variationenmuster, und im Saltarello-Finale von Griegs g-moll-Streichquartett wird mit der Rondo-Form die Idee des wiederkehrenden Themas oder Motivs ein weiteres Mal aufgenommen.

Immerhin: Von der Statik des ersten, gleichsam vormusikalischen Auftritts bis zum fulminenanten, formal wieder stärker an ein tradiertes Vokabular anknüpfenden Schlusswirbel durchmessen Egli und sein Corps eine Fülle unterschiedlichster Ausdrucksweisen.

Tanz als Bewegung, als Befreiung von Konventionen ist dabei Grundmotiv, äusserlich sichtbar gemacht durch die mähliche Befreiung der Tanzenden aus ihren beengenden Kostümen, oder durch die kippenden Seitenpfeiler, die erst am Schluss wieder aufgerichtet werden.

Dieses Grundthema öffnet eine Vielzahl von Möglichkeiten, von formal streng durchgeformten Ensemble- und Soloauftritten über Anleihen bei Akrobatik und Fitnessübungen bis zur scheinbar absichtslosen alltäglichen Bewegung, von geschlossenen Bildern bis zu einem Nebeneinander zusammenhangloser Einzel- oder Gruppenszenen.

Dieses Aufblättern mehrerer gleichzeitiger Auftritte wirkt vor allem im zweiten Teil eher zufällig, scheint vorübergehende Ziellosigkeit zu verraten. Und Längen ergeben sich auch im ersten Teil, wenn die übergezogenen engen Kostüme stück- oder gar ärmel- und beinweise abgestreift und weggeworfen werden.

Doch diese kurzen Hänger - möglicherweise eine Folge der Dehnung von "Hautsache. Neu" nach dem zeitlich bedingten Wegfall von Heinz Spoerlis Duett "Blueligth" - wurden bei weitem weggemacht durch die offensichtliche Tanz- und Spielfreude des Ensembles.

Da war viel zu spüren von einer neuen Freiheit des Sich-Bewegens, von einer Präzision, die nicht einexerziert ist, sondern aus natürlichen Abläufen herauswächst, und von einer Abstimmung mit der Musik, die sich ihrerseits mehr aus der musikalischen Entwicklung heraus ergibt.

Nicht das Metronom, von Philipp Egli mehrfach ironisch auf die Bühne gebracht, ist Richtmass, sondern der Atem der Musik als Übertragung menschlichen Atmens. Und dazu die unbändige Freude am Tanz als Bewegung, als Ausdruck von Gefühlen und Empfindungen, nicht zuletzt aber auch als befreiendes, oft übermütiges Spiel.

Notiz: Die nächsten Aufführungen: 26. Februar, 2., 22. und 24. März und 3. April.

(bb/sda)

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