Tibor Varga verlässt sein Festival in Sitten im Zorn

Der Trägerverein des Festivals hatte am Nachmittag eine Medienkonferenz durchgeführt. Varga, der nicht angekündigt war, erschien gegen Schluss und erklärte völlig überraschend seinen Rücktritt. "Grossen Meinungsverschiedenheiten" mit dem neuen Vorstand hätten ihn zu diesem Schritt veranlasst, sagte er.

"Angesichts der Richtung, in die das Festival seit diesem Jahr geht, ziehe ich meinen Namen zurück und wünsche, dass er nicht mehr verwendet wird", erklärte er. Der Vereinsvorstand, der seit Anfang Jahr im Amt ist, wurde von der Erklärung ebenso überrascht wie die anwesenden Journalisten.

Den berühmten Internationalen Violin-Wettbewerb, der ebenfalls seinen Namen trägt, will Varga weiterführen, aber nicht mehr wie bisher im Rahmen des Festivals, sondern als unabhängigen Anlass, "unter Berücksichtigung der Ziele und Ideale, für die er gegründet worden ist."
Das Festival werde weiterbestehen, teilten die Verantwortlichen mit. Unklar ist, ob Tibor Vargas Sohn Gilbert Varga, der die Festivalleitung innehat, dem Festival erhalten bleibt.

Tibor Varga lebt seit 1966 im Wallis, im Dorf Grimisuat. Der Violonist, Dirigent, Festivalleiter und Lehrer kehrte 1947 Ungarn den Rücken. Als Lehrer schuf er sich in Deutschland, wo er zwischen 1949 und 1986 wirkte, einen Namen als Musikpädagoge.

In Sitten gründete Varga eine Musikakademie, in der sich alljährlich Meister und Schüler aus aller Welt treffen, sowie den Violin-Wettbewerb und das nach ihm benannte Festival, das diesen Sommer seine 38. Auflage erlebte. 1997 übergab er die Festivalleitung an seinen Sohn.
1994 wurde Varga mit dem Walliser Kulturpreis ausgezeichnet. Er ist Ehrenbürger von Sitten und Grimisuat. Auch die neue Haute Ecole de Musique soll nach ihm benannt werden.

(ba/sda)