Ticketschwachsinn

Laut Fifa stehen jedem der Teams 8 Prozent der Karten zu, 31 Prozent gehen in die Internetverlosung, den Rest teilen sich andere WM-Verbände, FIFA, Sponsoren und Organisationen. Die Verbände dürfen ihre Kontingente verkaufen. Kurze Schlussfolgerung ohne ins Rechnen zu kommen: Der Schwarzmarkt blüht wie eh und je.

Ein Bonner kam mit zwei Karten für das Spiel Brasilien gegen Kroatien aus dem Rheinland nach Berlin, einen Freund von mir lud er ein, dabei stand der Name seiner Freundin auf dem Ticket – Kein Problem, Personalausweise wurden nicht kontrolliert. Aber ist es denn schlimm, dass alle, die ein Ticket haben, ins Stadion kommen?

Englischer Mob mit Schwarzmarktkarten

Natürlich nicht, sagten sich die Verantwortlichen beim Ansturm der Fans. Man stelle sich vor, mehrere tausend englische Fussballfans vor dem Stadion mit Schwarzmarktkarten, die hunderrte Pfund gekostet haben und man hätte die nicht reingelassen. Die wären unfreundlich geworden. Ich hätt' se reingelassen.

Es ging schliesslich nicht um Massnahmen gegen Hooliganism, sondern es ging um die Eindämmung des Schwarzmarkts. Das hat dann doch wohl nicht geklappt. Die europäischen Schengen-Datenbanken funktionieren sowieso schon ganz gut. Aber noch ist Polen nicht verloren.

Registrierungs-Tortur

Zu bedauern sind eigentlich nur die, die sich brav durch die Registrierungs-Tortur gequält haben. Wollte man vor der WM ein Ticket auf jemand anderes umschreiben lassen, wurde schon mal nach dem Grund und nach einem Attest gefragt. Der Datenschutz ist sowieso sehr fragwürdig.

Ich hatte den Eindruck, dass vor der WM der Volkszorn in Deutschland ganz schön am Rumoren war, angesichts der undurchsichtigen Ticketvergabe. Im Hinterkopf waren noch die skandalösen leeren Ränge bei der WM in Frankreich und bei der EM in Portugal. Die hart geschürten Emotionen auf eine WM im eigenen Land trafen auf eine empfundene Ungerechtigkeit. Gefährlich.

OK-Muffensausen

Das WM-Organisationskommitee um Franz Beckenbauer wird gehörigen Druck auf Sponsoren und Kontingentinhaber ausgeübt haben, dass bei den Spielen keine Plätze leer bleiben.

Ich stelle mir ausserdem die Massnahme vor, dass in den Katakomben der Stadien hunderte Freiwillige darauf warten, leere Plätze zu füllen. Das würde ich denen von der FIFA auch noch zutrauen, bevor dann in 12 Jahren die Fernsehbilder manipuliert werden.

(Felix Steinbild/news.ch)