Tim Montgomery ist der zweitschnellste Mann aller Zeiten

Stephanie Graf (Ö) siegte über 800 m in der Jahres-Weltbestzeit von 1:58,21 Minuten. Sie und 100-m-Siegerin Marion Jones (10,94) waren bei Redaktionsschluss die einzigen Athletinnen mit dem Maximum von drei Golden-League-Siegen.

Trotz einem Fehlstart (von Brian Lewis) gelang Tim Montgomery bei einem gerade noch zulässigen Rückenwind von 2 m/s ein erstaunliches Rennen. Nach einem Blitzstart des früheren 200-m- Weltmeisters Ato Boldon, der am Ende mit 9,88 Sekunden gestoppt wurde, drehte Montgomery auf dem letzten Streckendrittel mächtig auf und verbesserte seine bisherige Bestzeit aus dem Jahr 1997, als er WM-Dritter geworden war, um acht Hundertstel. In diesem Jahr ist der 26-Jährige schon zweimal (in Lausanne und Paris) 10,04 gelaufen. Gleich schnell wie Montgomery in Oslo waren vorher schon die Kanadier Donovan Bailey beim Olympiasieg in Atlanta sowie Bruny Surin beim Gewinn von WM-Silber in Sevilla.

Marion Jones kam trotz kühler Witterung ungefährdet zum dritten Golden-League-Triumph in diesem Jahr. Im Ganzkörperanzug startend liess die dreifache Olympiasiegerin ihren Konkurrentinnen bei einem Hauch von Gegenwind (0,1 m/s) in 10,94 Sekunden keine Chance. Trotz gutem Start musste Jones ihrer Trainingskameradin, der 60-m-Hallen- Weltmeisterin Chandra Sturrup bis zur 40-m-Marke den Vortritt lassen. «Dies waren aber die besten ersten 50 Meter in dieser Saison, aber an den ersten 30 Metern muss ich bis zur WM trotzdem noch arbeiten», sagte Jones nach ihrem insgesamt fünften Erfolg auf europäischem Boden seit dem 29. Juni. «Vor Monaco werde ich jetzt einige Tage nach Hause reisen zu meiner Familie», sagte die 100-m- Weltmeisterin, die in Oslo seit dem 9. September 1997 (Niederlage gegen Ottey in Tokio) ihren 41. Final in Folge gewann. Zusammen mit den Vorläufen siegte sie zum 51. Mal in Serie.

Szabo nicht dabei

Nach zwei vierten Rängen in Rom und Paris verpasste es Gabriela Szabo in Abwesenheit der vorher dominierenden Russinnen noch auf den Jackpot-Zug aufzuspringen. Die 5000-m-Olympiasiegerin von Sydney, die 1999 mit Wilson Kipketer den Golden-League-Jackpot geteilt hatte, musste sich von der bereits 34-jährigen Edith Masai schlagen lassen, die erst seit drei Jahren intensiv trainiert. Die kenianische Meisterin über diese Distanz und Kurzcross-WM-Zweite verbesserte mit der Siegerzeit von 14:46,06 Minuten, dem zweitbesten Wert in diesem Jahr, ihre persönliche Bestmarke um beinahe 40 Sekunden. Im 400-m-Hürdenrennen der Frauen siegte wie in Paris Tatjana Tereschtschuk. Die Ukrainerin siegte in 54,30 Sekunden.

Im 3000-m-Steeple-Rennen reichte dem Olympia-Zweiten Wilson Boit Kipketer, der sich nicht für das kenianische WM-Team qualifizieren konnte, eine mässige Zeit von 8:12,63 Minuten für den zweiten Sieg nach Paris, wo er mit 8:05,78 eine neue Jahres-Bestmarke erzielt hatte.

Einige Topstars fehlten

Das dritte Golden-League-Meeting dieser Saison litt nicht nur unter der für diese Jahreszeit recht kühlen Witterung. Wegen des im Vergleich etwa zu Zürich (über 6 Mio Franken) doch bescheidenen Budgets von 2,5 Mio Franken konnte Direktor Svein Arne Hansen nicht alle Topstars verpflichten, die er den wegen der Ferienzeit nur 10 000 Zuschauern (der Rekord steht bei 16 000) gerne präsentiert hätte. Allen voran 100-m-Weltrekordhalter Maurice Greene sowie Hicham El Guerrouj, der die Weltbestmarken über 1500 m, 1 Meile und über 2000 m hält, sowie der diesjährige 800-m-Dominator André Bucher. Dazu wurden die Startfelder im Vergleich zu Rom und Paris wegen der britischen WM-Trials und der russischen Meisterschaften weiter empfindlich ausgedünnt. So fehlte unter anderen Olga Jegorowa, die in Rom und Paris über 3000 m triumphiert hatte.

Alle in Oslo Abwesenden mit Rang und Namen sind aber weiterhin im Rennen um den mit 50 Kilogramm Gold geäufneten Jackpot. Mit Monaco, Zürich, Brüssel und Berlin stehen noch vier Golden-League- Meetings auf dem Programm, so dass alle noch auf die notwendigen fünf Siege kommen können.

(sda)