Torie-Wehmut in London

Britische Tories erinnern sich wehmütig an glanzvolle Zeiten

Sie hatte ihnen am 4. Mai 1979 einen fulminanten Wahlsieg beschert und wurde als erste und bisher einzige Frau britische Premierministerin. Die Feier war der Anlass für Thatcher, sich erstmals seit dem Tod ihres Mannes Denis vor knapp einem Jahr in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Vom ersten Tag ihrer mehr als elfjährigen Amtszeit in Downing Street liebte die Eiserne Lady, die Kostüm und Handtasche zum Markenzeichen erhob, eine klare Sprache. Lange hatte Thatcher Partei und auch die Labour-Opposition fest im Griff, um Grossbritannien mit harten Reformen auf ihren Kurs zu bringen.

Die heute 78-Jährige wurde sogar Namenspatronin für eine konservative Ideologie: Thatcherism - die Betonung der individuellen Freiheit, die Beendigung von Klassengegensätzen, die Beschneidung von staatlicher Kontrolle und Privatisierung staatlicher Unternehmen.

Dies alles verbunden mit einem tiefen Misstrauen gegenüber allem, was Kollektiv bedeutete - von den Gewerkschaften bis zum Ostblock.

Die britische Geschäftswelt huldigte dem Reformeifer Thatchers fast mit religiöser Verehrung. Die Schattenseite der von ihr verfolgten Rosskur liess freilich nicht lange auf sich warten: Die Arbeitslosigkeit stieg stetig an, und die Betroffenen bezeichneten sich selbst grimmig als einen von Maggie´s drei Millionen.

Noch heute machen viele für fehlenden sozialen Zusammenhalt in Grossbritannien Thatcher verantwortlich. Eine ihrer härtesten Bewährungsproben hatte die Premierministerin 1982, als argentinische Truppen plötzlich die britischen Falkland-Inseln im Südatlantik besetzten. Thatcher entsandte umgehend Truppen und liess die Inseln zurückerobern.

Nachdem ihr Nachfolger John Major sein Amt antrat, wachte Thatcher weiter über den rechten Flügel der Tories und sorgte somit dafür, dass die Partei innerlich zerstritten blieb - bis zu ihrer Wahlniederlage gegen Tony Blairs Labourpartei 1997.

(bsk/sda)