Traut Eurem Hirn beim Denken nicht
Wenn es darum geht, die Handlungen der Menschheit zu erklären, stossen im Moment immer wieder zwei Fronten aufeinander: Auf der einen Seite die Philosophen-Fraktion, welche den menschlichen Geist als etwas Autonomes betrachtet, das erst durch die Umwelt und das soziale Umfeld geformt wird und auf der anderen Seite die Biologisten, die Persönlichkeit und Verhalten als reinen Ausdruck vererbten Verhaltens sehen.
Unbestritten ist, dass alle Denkvorgänge im Hirn stattfinden und dass bestimmte Hirnareale sehr spezifische Aufgaben wie das Abwägen von Risiken, das Belohnen oder die moralische Bewertung von Handlungen übernehmen. Und wie es scheint, gibt es durchaus Automatismen im Hirn, die unsere Denkbahnen bei alltäglichen Entscheidungen lenken. Bei einfachen Problemen reicht dies in der Regel aus. Doch stellt man Testpersonen vor einen moralischen Zwiespalt wie das Baby-Dilemma (Eine Gruppe Zivilisten versteckt sich im Krieg vor feindlichen Soldaten. Ein Baby beginnt zu weinen und droht die Versteckten so zu verraten. Wenn sie gefunden werden, so werden alle - auch das Baby - getötet. Soll ein Kindermord begangen werden, um die Gruppe zu retten?), so kommen auch jene Hirnbereiche ins Spiel, die für komplexe Entscheidungen verwendet werden, der Automatismus (in diesem Fall, dass man auf keinen Fall Babys umbringt) wird ausgeschaltet.
Interessant auch, dass Handlungen, die das gleiche Resultat haben, aber unterschiedlich durchgeführt werden, anders bewertet werden. Auch hier wurde ein moralisches Dilemma verwendet. Ein herrenloser Eisenbahnwagen fährt auf eine Gruppe ahnungsloser Menschen zu, die von diesem getötet würden. Im einen Fall könnte man diese retten, indem man einen sehr dicken, unbeteiligten Mann vor den Wagen stösst, der diesen ausreichend abbremsen würde. Im anderen Fall könnte man eine Weiche stellen, die den Wagen von der Gruppe weg auf einen einzelnen Mann steuert, der stattdessen umkäme.
Erwachsene genau so wie Achtjährige entscheiden hier genau gleich: den Mann vor den Zug zu stossen ist falsch, während eine grosse Mehrheit die Weiche stellen würde. Dieses universelle - offensichtlich evolutionär verwurzelte - Verhalten deutet auch auf ein Problem hin, das viele Bereiche des heutigen Leben betrifft. Während fast jeder grösste Hemmungen hätte, eine alte Frau im Winter auf die Strasse zu setzen, gibt es wesentlich weniger, die ein grosses Problem damit haben, eine Unterschrift, die den selben Effekt hat, auf ein Stück Papier zu schreiben. Die Konsequenzen des Handelns mögen die gleichen sein, aber nur eine Minderheit denkt diese bis zu einer persönlichen Ebene hin durch.
Schon gar nicht wenn es um grosse Menschenmengen geht, die betroffen wären. Ja, je mehr betroffen sind, desto weniger berührt es meist die Entscheider. Und speziell dies ist auch auf unsere Stammesgeschichte zurück zu führen, denn bei solchen Dingen wird das ventrale Striatum, eine Hirnregion, die in Eichhörnchen zum Schätzen der Anzahl Nüsse, die auf dem Boden liegt, eingesetzt. Auch unsere Vorfahren hatten nur selten mit grossen Nummern zu tun und wenn etwas zu viel ist, kümmert es unser Hirn nicht mehr wirklich, schon gar nicht auf einer emotionalen Ebene. Dies war damals einfach unerheblich. Mehr als viel interessiert nicht.
Und dann gibt es noch ein weiteres - überlebenswichtiges - Erbe, das unser Denken beeinflusst: Ekel. Die Abneigung gegen Eiter, Fäkalien und Erbrochenes ist eine natürliche Abwehr, um Krankheiten zu vermeiden. Die gleichen Hirnareale kommen aber auch zum Einsatz, wenn wir uns vor fremden Kulturen und Einflüssen fürchten, was sogar eine bestimmte Logik hat: Fremde konnten Krankheiten bringen, gegen die man nicht Immun war. Die beinahe-Ausrottung der Amerikanischen Ureinwohner mit eingeschleppten Krankheiten von Europäern ist wohl eines der besten Beispiele dafür.
Dies geht soweit, dass selbst scheinbar unwichtige Details das Denken beeinflussen können: In einem Versuch wurde in einer Universität eine Umfrage gemacht, einmal in einem leeren Gang, einmal in der Nähe einer Hand-Desinfektionsstation. Der erstaunliche Effekt: Die Antworten neben der Desinfektionsstation fielen im Durchschnitt wesentlich konservativer aus was moralische, ja sogar fiskalische Fragen betraf. Dies weil offenbar ein Hirnareal durch einen Reiz aktiviert wurde, das in konservativen Wählern aktiver zu sein scheint, da diese eine grössere Sensitivität was Ekel betrifft, angeben. Konservatives Denken, eine höhere Ekel-Empfindlichkeit und Angst vor Infektion scheinen zumindest neurologisch Hand in Hand zu gehen (was Handkehrum die hygienischen Verhältnisse in manchen progressiven WG′s erklären könnte).
Es können hier nur wenige der neueren Kenntnisse zusammengefasst werden, aber eine Folgerung sollte wohl sein: Traut Eurem Hirn nicht. Zumindest nicht, wenn es um komplexe Entscheidungen geht, die in ihrer Dimension jenseits der Welt eines Steinzeitmenschen liegen. Wenn es für unsere Vorfahren völlig irrelevant war, was ihr Handeln auf die Welt für einen Einfluss hat, so müssen wir heute immer die emotional unvorstellbare Zahl von bald 7 Milliarden als Multiplikator in unser Handeln einrechnen. Manager sollten nicht an 5000 Leute, die sie rausschmeissen, denken, sondern an einen einzelnen Familienvater und seine 3 Kinder, genau so wie Politiker, die das Wohlergehen weniger vor das Elend vieler stellen. Der Glaube, dass unser Handeln wie beim Klimawandel nicht die ganze Welt beeinflussen kann, zeugt von eher steinzeitlichem Denken, genau wie eine unerschütterliche Angst vor allem Fremden.
Auch müssen wir alle erkennen, dass die Mechanismen, die uns von den Effekten unserer Handlung entfernen uns nicht der Verantwortung entbinden, dass ferngesteuertes Grauen genau so schrecklich wie unmittelbares ist. Wenn wir dies weiterhin vergessen, werden wir auch vergessen, Mensch zu sein.
Die Aufgabe von Wissenschaftlern und Philosophen muss es sein, diese Fallen für das Denken und Handeln in der modernen Welt sichtbar und die Gesellschaft für diese Sensibel zu machen, so dass all jene, die finden, aktiv zu denken sei was für Schöngeister und Gutmenschen begreifen, dass dies Pflicht für jeden mündigen Menschen sein sollte.
(Patrik Etschmayer/news.ch)
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