Trezeguet sorgt bei Frankreich für Unruhe

publiziert: Montag, 12. Jun 2006 / 10:03 Uhr / aktualisiert: Montag, 12. Jun 2006 / 23:39 Uhr

Vor dem WM-Auftaktspiel gegen die Schweiz hat David Trezeguet die seiner Ansicht nach zu defensive Spielweise Frankreichs kritisiert.

David Trezeguet.
David Trezeguet.
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Damit dürften die Uneinigkeiten in der «Equipe tricolore» nicht kleiner werden. Die Franzosen schotten sich ab, wo sie nur können. Sie logieren an nobelster Lage -- abgeschieden von der Umwelt -- in einem riesigen Schloss.

Die Starspieler müssen in aller Regel keine offziellen Termine wie Medienkonferenzen wahrnehmen; Coach Raymond Domenech tritt höchstens jeden zweiten Tag vor die zahlreichen Journalisten und verweigert gerne die Beantwortung ihm unangenehmer Fragen.

«Übervorsichtige Spielweise»

William Gallas hatte am Sonntagnachmittag eben noch erklärt, sie seien «23 Kollegen» und eine «super Gruppe, in der viel gelacht wird». Langeweile käme in der Abgeschiedenheit nicht auf. «Ich spiele Domino, andere Tischtennis; ausserdem hat es einen Spielsalon, einen Video- und einen Kraftraum», so der Innenverteidiger. Und natürlich würde dies und das diskutiert unter den Spielern, so Gallas. Details wollte er nicht verraten.

In welche Richtung die Gespräche führen könnten, gab David Trezeguet preis. Wohl im Wissen, gegen die Schweiz 51 Stunden später nur auf der Ersatzbank zu sein, beklagte er sich über die übervorsichtige Spielweise, die Raymond Domenech der Mannschaft oktroyiert.

Interview

David Trezeguet, im letzten Testspiel gegen China wurden Sie für den verletzten Djibril Cissé eingewechselt und wurden vorzeitig wieder vom Feld beordert. Gab es dafür einen speziellen Grund?

Trezeguet: «Nein, nicht dass ich wüsste. Aber es ist nicht meine Art, später nachzufragen. Wir mussten gegen China gewinnen. Punkt Schluss. Am Ende stand es 3:1; also zahlte es sich aus. Aber wir hatten zuletzt Mühe, Tore zu erzielen, das sind wir uns bewusst.»

Diese Probleme hatte Frankreich auch an der WM 2002 in Asien; und es sind immer noch die gleichen Spieler. Was hat sich in den vier Jahren geändert?

Trezeguet: «Wir sprechen nicht nur von den Angreifern. Wir haben Thierry Henry, Cissé und mich, aber man spricht nur davon, ein defensiv gut organisiertes Team aufs Feld zu schicken. Dabei gibt es nur ganz wenige Nationen, die Offensivspieler dieser Qualität haben. Meiner Meinung nach sollte man diesen Vorteil ausnutzen. Vergleichen Sie mit Brasilien: Sie spielen mit Ronaldinho, Kaka, Ronaldo, Adriano, Robinho und Co. Wenn sie gut auf dem Platz stehen können, wieso sollten wir das nicht können.»

Gibt es denn in der Mannschaft noch mehr Spieler, die diese Meinung teilen?

Trezeguet: «Wir stehen defensiv tatsächlich gut; wir erhalten nicht viele Tore. Sicher haben Zidane oder Henry ihre Meinung, die sie dem Trainer sagen. Aber ich kenne Domenech schon aus der Zeit als U21-Spieler. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er das bis zum Ende durch.»

Sie teilen also Ihre Gedanken nicht dem Coach mit?

Trezeguet: «Das liegt nicht an mir. Zinédine Zidane könnte das. Aber letztlich entscheidet der Coach, wer gegen die Schweiz, Südkorea und Togo spielt. Er hat seine klaren Vorstellungen, mit welchem System er sein Team aufstellt. Da steht es mir nicht an, dem Trainer Ratschläge zu geben.»

Würde er solche überhaupt annehmen?

Trezeguet: «Der Coach hat seine Idee seit Jahren im Kopf. Er will eine defensiv gut organisierte Mannschaft. Die Aussenpositionen im Mittelfeld greifen zwar mit an, müssen aber auch immer verteidigen. Und im Extremfall spielen wir ja nur mit einer Spitze. Weshalb wir so wenige Tore schiessen, müssen Sie also den Coach fragen. Wir Stürmer versuchen immer Tore zu schiessen.»

Was ist denn Frankreich nun zuzutrauen?

Trezeguet: «Wir haben noch immer die Qualität, sehr weit zu kommen. Wir müssen uns die Brasilianer zum Vorbild nehmen; sie hinterfragen nicht immer alles, während es bei uns heisst, mit einer Spitze sind wir im Mittelfeld kompakter. Aber die Brasilianer verteidigen auch gut und haben trotzdem ein offensiv ausgerichtetes Spiel.»

Das hiesse auf Frankreich übertragen, dass Zidane, Henry, Trezeguet, Ribéry aufgestellt wären...

Trezeguet: (überlegt) «Das ist unmöglich.»

Warum? Weil es Frankreich ist oder wegen der Spieler?

Trezeguet: «Unmöglich in Frankreich.»

Wegen Domenech?

Trezeguet: (überlegt lange) «Domenech hat ein System und eine Mannschaft im Kopf. Diese Idee müssen wir umsetzen; wir müssen dem Coach in bester Verfassung zur Verfügung stehen. Sehen Sie, ich bin Stürmer, also bin froh über jede zusätzliche Unterstützung in der Offensive.»

(von Sascha Rhyner, Hameln/Si)

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