Tropenhitze und Brazil Fiesta am Jazzfestival Montreux

publiziert: Sonntag, 13. Jul 2003 / 12:18 Uhr

Montreux - Bei Vollmond und tropischen Temperaturen ist in Montreux die traditionelle Brazil Fiesta gefeiert worden. Neben Samba und Bossa Nova prägten dröhnende Bässe und Worldbeats das zweite Wochenende des Jazzfestivals.

Tricky singt gegen die Bässe an.
Tricky singt gegen die Bässe an.
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Montreux Jazz Festival

80 591 Personen gefällt das
2m2c / Grand-Rue 95
1820 Montreux
Schweiz

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Standort
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Mitten im Gedränge auf der Seepromenade von Montreux führen Capoeira-Gruppen ihre Kampfkünste vor. An ein Durchkommen ist ohnehin nicht mehr zu denken. Glück hat, wer sich am Ufer einen Stein ergattern kann und seinen Teller nicht im Stehen leeren muss.

Das Auditorium Stravinski dient der Menge als Tanzsaal: Am Freitag versetzen Gilberto Gil und Maria Bethânia - die vor 40 Jahren erstmals gemeinsam auf der Bühne standen - die Brazil-Gemeinde in Ekstase, am Samstag sorgen Jair Rodrigues und Co. für Carneval-Stimmung.

Gilberto Gil, der 1968 von der Militärdiktatur inhaftiert und ins Exil geschickt wurde, ist seit Jahresbeginn Brasiliens Kulturminister. Wie ein Staatsbesuch wirkt sein siebter Auftritt in Montreux indes nicht: Der Minister, ganz in weiss, feiert ausgelassen die Música Popular Brasileira mit ihren euphorischen und hymnischen Elementen.

Zwischen Balladen, die von der warmen Stimme der bahianischen Diva Bethânia leben, und fetzigen Brazil-Klassikern gibt Gilberto Gil eine gelungene Bob Marley-Interpretation zum Besten. In Jamaica hat er jüngst als Hommage an sein Idol ein Album mit dessen Reggae-Klassikern aufgenommen. Das Publikum gibt sich Fahnen schwenkend dem Tropicalismo hin.

Während das Auditorium Stravinski vor Lebensfreude strotzt, wird in der Miles Davis Hall dem Finsteren gefrönt. Der ehemalige Massive-Attack-Sänger, der als Vater des Trip Hop gilt, ist kein Freund der Heiterkeit. Dringlich fleht die heisere Stimme, während der nackte Oberkörper, in blaues Licht getaucht, sich gequält windet und mitleiderregend zuckt.

Trickys neustes Album heisst Vulnerable. Er habe es so genannt, weil es das ehrlichste sei, sagt Tricky dazu in Interviews. Es zeige verschiedene Seiten von ihm. Die Leute hätten bisher gedacht, er könne nichts anderes machen als sehr düstere Musik. Aber er sei kein dark prince. Auf der Bühne wirkt er allerdings wie ein solcher.

Tricky gibt sich seinen Ausbrüchen hin und singt gegen die dröhnenden Bässe an. Es sind Bässe, die den Körper zu zerreissen drohen. Frequenzen im Grenzbereich des Erträglichen. Auf Bässe setzt auch die Instrumentalgruppe Mogwai, die ihren Soundteppich an- und abschwellen lässt und mit wechselnden Rhythmen Spannung erzeugt.

Am Samstag wird die Miles Davis Hall zur World-Bühne. Geboten wird Worldmusic für europäische Hörgewohnheiten. Die Tamilin Susheela Raman vermischt Indisches mit Pop, das Orchestre National de Barbés Nordafrikanisches mit Jazzrock, Mercan Dede Türkisches mit Elektronischem - und einer Prise Schweizerischem: Sein Gast heisst Mich Gerber.

Am zweiten Wochenende hält schliesslich auch der Jazz Einzug am Jazzfestival: Die Konzertreihe im Casino wird am Freitag von Michel Jonasz eröffnet. Der Samstag gehört Biréli Lagrène mit einer Hommage an den vor 50 Jahren verstorbenen Django Reinhardt.

Mit noch mehr Brazil, Tango-Jazz und Progressive Rock sollte das Wochenende ausklingen: Für Sonntagabend waren Joao Gilberto, Richard Galliano und King Crimson angesagt. Am Montag startet das Festival in die zweite Woche.

(rr/sda)

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