Tweakfest: Ausblick auf Gesellschaft und Kommerz

publiziert: Freitag, 23. Apr 2010 / 14:26 Uhr / aktualisiert: Freitag, 23. Apr 2010 / 15:55 Uhr
Vili Lehdonvirta, Keynote-Sprecher am Tweakfest in Zürich.
Vili Lehdonvirta, Keynote-Sprecher am Tweakfest in Zürich.

Auf die Zukunft sind alle neugierig. Die zwei Keynote-Speaker vom Tweakfest, Gesellschaftsforscher John L. Casti und der ehemalige Spielentwickler Vili Lehdonvirta boten erstaunliche und teils launige Ausblicke auf die Zukunft. Beide aufgrund der Flugverbote aber nur per Video. Patrik Etschmayer berichtet

Obwohl launig hier vor allem bedeutet, dass John L. Casti demonstrierte, wie wichtig die Laune, die Stimmung sozialer Gruppen oder der Bevölkerung ist, wenn es um die Entwicklung der Zukunft geht. Alle relevanten Ereignisse würden durch die Stimmungen («Moods») im Volk geformt und bestimmt. Die Stimmung reflektiere dabei die Erwartungen der Gruppe an die kurz- und langfristige Zukunft und beeinflusse wie gekauft, gewählt und konsumiert, kurz: gelebt wird.

Ende von Fed und EU prophezeit

Casti machte dabei die durchaus umstrittene Behauptung, dass Umfragen ungeeignet seien, die Stimmung zu erfassen, Börsenkurse hingegen umso mehr, da Trader wie andere Menschen auch vielfältigen Einflüssen unterliegen. Dabei demonstrierte er auf drastische Weise, dass der momentane «Aufschwung» an der Börse gar keiner ist, nimmt man den Wert des Dow Jones in Gold zum Massstab.

Die globale Stimmung ist ja in der Tat nicht allzu rosig und Casti, der schon viele Male recht behalten hat, machte einige erschütternde Prophezeihungen: Ende von Euro und EU, 25% Arbeitslosigkeit und die Beseitigung der Fed in den USA. Eine Trendwende könne nur durch wirkliche gute News erreicht werden, wie z.B. anhaltender Friede und populäre Politiker, die Konfrontation mit Verständigung ersetzen.

Zweitwirtschaft entwickelt sich

Der andere Keynote-Speaker des Tweakfests, Vili Lehdonvirta musste aufgrund der Flugverbote aus Tokyo per Video-Konferenz zugeschaltet werden. Der ehemalige Spieleentwickler, der in Finnland und Tokyo virtuelle Wirtschaft an Universitäten unterrichtet, demonstrierte eindrücklich, dass sich schon längst eine zweite Wirtschaft mit virtuellen Gütern und Werten etabliert hat und dies schon seit über 10 Jahren.

Als im seinerzeit populären Online-Spiel «Ultima Online» virtuelle Schlösser gegen echtes Geld versteigert wurden, bedeutete dies eine Revolution, die heute noch anhält. Güter, die niemand wirklich sehen und fühlen kann, wurden umtauschbar in echtes Geld.

Echter Raub virtueller Güter

Von da an ging es ohne Unterbruch weiter. Seither ist der Weltmarkt für virtuelle Güter auf sechs Milliarden Dollar angestiegen, wobei der Schwerpunkt des Marktes in Asien liegt. Doch auch in Europa wird üppig virtuell gedealt. Nicht wenige der 11 Millionen «World of Warcraft»-Spieler treiben sich auf europäischen Servern herum und handeln mit Spielgegenständen. Ja, in Holland kam es sogar zu einem Raub mit Gewaltandrohung, bei dem ein Gamern von zwei andern gezwungen wurde, einen Spielgegenstand abzugeben.

Asien ist aber schon wieder weiter: Virtuelle Währungen unterminieren staatliche Verbote, Sozialplattformen erfordern kostenintensive Pflege der eigenen Präsenz, um Statusgerecht virrtuell auftreten zu können. Und diese Welle wird auch Europa erreichen. Es ist Zeit, sich daran zu gewöhnen, dass die Virtualität und Realität auch im Portemonnaie verschmilzt.

(Patrik Etschmayer/news.ch)

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