Er könnte sich während der Partie eigentlich auf die Tribüne
setzen, scherzte Trainer Bernard Challandes, im gut gefüllten
(Presse-)Foyer des Mannschaftsquartiers mit dem passenden Namen
«Europe». Viele Worte brauche er nicht mehr an sein Team richten:
Das Spiel wird für die Spieler so oder so ein Höhepunkt ihrer
Karriere sein. Ich erwarte ein hochinteressantes Spiel. Und die
Franzosen muss ich nicht mehr gross vorstellen. Die sind uns allen
ein Begriff.»
Italienische Gerüchte um Frei
Der körperlichen Verfassung könnte gesteigerte Bedeutung zu
kommen. Dreimal innerhalb von nur sechs Tagen mussten die Schweizer
physisch wie psychisch mehr als 100 Prozent bieten, um die
Sensation zu schaffen. Und Challandes setzte mit Ausnahme von
Magnin, Melunovic und Berisha stets auf die selben Kräfte.
Regisseur Ricardo Cabanas und Roman Friedli, der Defensivspezialist
im Mittelfeld, und Stürmer Alex Frei wurden enorm forciert.
Doch Frei mag diesen vermeintlichen Nachteil nicht gelten
lassen: «Wer sich vor einer solchen Partie über Müdigkeit beklagt,
dem ist eigentlich nicht zu helfen.» Natürlich hätten sie alle
schwere Beine, doch spätestens beim Einlauf ins volle Stadion «sind
diese Beschwerden vergessen».
Apropos Frei: Italienische Zeitungen behaupteten, der Servettien
stehe bei den Serie-A-Klubs Torino und Perugia ernsthaft zur
Debatte. «Das sind nur Gerüchte. Aber es stimmt, dass die Zeit
gekommen ist, den Schritt ins Ausland zu wagen», sagte Frei. Er
habe in Genf zwar noch einen gültigen Vertrag, «bei einer guten
Offerte würden sie mich aber ziehen lassen».
Domenechs Warnung in der «L'Equipe»
Wer beim Team von Raymond Domenech, der bei den «Bleuets» seit
1993 in der Verantwortung steht und vor wenigen Tagen bis 2004
verlängerte, in der Startformation steht, ist unerheblich. Domenech
liess regelmässig sechs Spieler pausieren, ohne dass seine Equipe
auch nur einen Hauch schwächer augetreten wäre. Gleichwohl wird der
frühere Lyon-Trainer im Sturm auf seine beiden Juwelen Sydney
Gouvou und Pegguy Luyindula von Meister Lyon setzen.
Trotz ihrer verblüffenden Vorstellungen in der Vorrunde räumt
man den «Petits Suisses» im Land des Welt- und Europameisters wenig
Kredit ein. Und im Verband formulierten die Verantwortlichen schon
lange vor dem Auftakt die Zielsetzung, den Titel zu gewinnen. Mit
drei souveränen Siegen gegen Tschechien, Griechenland und Belgien
bewiesen die Franzosen, in der Lage zu sein, die hohen Vorgaben zu
erfüllen. Letztmals verloren sie am 14. August 2001 in Caen gegen
Russland 2:3, das später in der EM-Ausscheidung an den Schweizern
scheiterte.
Dennoch warnte Domenech in der Fachzeitung «L'Equipe» vor
falscher Überheblichkeit: «Ich habe von Anfang an gesagt, dass man
die Schweizer ernst nehmen muss. Sie haben zu Hause eine
aussergewöhnliche Energie entwickelt. Und mir ist nicht entgangen,
dass die Schweizer U17-Junioren vor wenigen Tagen Frankreich im
EM-Final geschlagen haben.»
Leere Worte waren die Zitate Domenechs in der französischen
«Sport-Bibel» nicht. Das Abschlusstraining liess der 50-jährige
Patron hinter verschlossenen Türen durchführen. Insider sagten, die
Nervosität sei im französischen Lager auch schon weniger gross
gewesen.
Schweiz - Frankreich. Samstag, 25. Mai, 18.30 Uhr. -- Stadion
St-Jakob in Basel. -- SR Iturralde Gonzalez (Sp).
Voraussichtliche Startformationen:
Schweiz: Beney: Meyer, Keller, Grichting, Magnin/Rochat; Zanni,
Cabanas, Friedli, Berisha; Frei, Gygax.
Frankreich: Landreau; Révéillère, Boumsong, Mexès, Escudé;
Malbranque, Pedretti, Berson, Sorlin; Govou, Luyindula.
(Sven Schoch /sda)