Ex-General wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt

UNO-Tribunal verurteil Gotovina zu 24 Jahren Haft

publiziert: Freitag, 15. Apr 2011 / 12:16 Uhr / aktualisiert: Freitag, 15. Apr 2011 / 15:32 Uhr
Unterstützungsposter für den kroatischen Ex-General Ante Gotovina (Archiv).
Unterstützungsposter für den kroatischen Ex-General Ante Gotovina (Archiv).

Den Haag - Fast 16 Jahre liegt die mörderische Vertreibung Zehntausender Serben aus der kroatischen Region Krajina zurück. Nun sollen zwei Generäle die Bluttaten für eine noch längere Zeit hinter Gittern büssen. In Kroatien aber gelten sie weiter als Helden.

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Der kroatische Ex-General Ante Gotovina wurde am Freitag für Kriegsverbrechen an serbischen Zivilisten vom Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag zu 24 Jahren Gefängnis verurteilt.

Der heute 55-jährige sei als Befehlshaber für Morde an mehr als 300 Zivilisten sowie massenweise Plünderungen und die Vertreibung von mehr als 90'000 Menschen aus der seinerzeit von Serben bewohnten Region Krajina massgeblich verantwortlich, urteilte das Gericht. Die Staatsanwaltschaft hatte 27 Jahre Haft gefordert.

Haft für Markac, Freispruch für Cermak

Der ebenfalls als wichtiger Verantwortlicher für die kroatische Militäroperation «Sturm» im Jahr 1995 angeklagte Ex-General Mladen Markac (55) erhielt eine Gefängnisstrafe von 18 Jahren.

Dabei sei der angegriffene Gesundheitszustand des früheren Chefs der kroatischen Sonderpolizei berücksichtigt worden, sagte der Vorsitzende Richter Alphons Orie bei der Urteilsverkündung. Für Markac hatte die Anklage 23 Jahre Gefängnis verlangt.

Ein weiterer Ex-General, der sich neben Gotovina verantworten musste, wurde freigesprochen. Die Vorwürfe von Kriegsverbrechen gegen den früheren Garnisonskommandanten Ivan Cermak (61) seien nicht hinreichend bewiesen worden, befanden die Richter.

Bei Gotovina und Markac folgten sie aber weitgehend den vom amerikanischen Staatsanwalt Alan Tieger vorgetragenen Argumenten und den Aussagen vieler Zeugen.

Verdikt auch gegen Tudjman

Die Anklageschrift in dem vor drei Jahren eröffneten Prozess galt Beobachtern auch als juristische Abrechnung mit dem damaligen kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman.

Zusammen mit ihm und anderen, argumentierte die Staatsanwaltschaft, habe der frühere Söldner Gotovina eine «gemeinsame verbrecherische Vereinigung» gebildet. So verwies Tieger darauf, dass Tudjman die Serben als «Krebsgeschwür im Bauch Kroatiens» beschimpfte habe. Tudjman starb 1999 während die Ermittlungen gegen ihn im Gange waren.

Empörung über Urteil in Kroatien

In Kroatien wurde die Urteilsverkündung von Demonstrationen begleitet. Die dortige katholische Kirche und die Regierungschefin Jadranka Kosor hatten Freisprüche für die Generäle verlangt.

Vor allem Gotovina gilt als Nationalheld, weil er mit der Operation «Sturm» die Krajina zurückerobert und so die territoriale Zerstückelung des Landes durch serbische Aufständische und Truppen verhindert habe.

(bert/sda)

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