US-Bürger erhalten Strafregisterauskunft im Web

publiziert: Sonntag, 21. Dez 2008 / 17:10 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 21. Dez 2008 / 21:54 Uhr

Miami - In den USA werden staatlich betriebene Internet-Datenbanken, in denen sich jeder Bürger gegen Bezahlung einer kleinen Gebühr Einblick in das polizeiliche Strafregister seiner Mitmenschen verschaffen kann, zunehmend gefragter.

Die Internet-Datenbanken geben Einblick auf das Strafregister von Mitmenschen.
Die Internet-Datenbanken geben Einblick auf das Strafregister von Mitmenschen.
3 Meldungen im Zusammenhang
Wie das US-Nachrichtenportal Newsvine berichtet, stehen solche Datenbanken mittlerweile bereits in über 20 US-Bundesstaaten zur Verfügung. Dass die Recherchemöglichkeiten, die sich dadurch eröffnen, von den Bürgern der USA auch mit grossem Interesse genutzt werden, beweisen die aktuellen Zugriffszahlen.

Sorge um Datenschutz

So sind alleine im US-Bundesstaat Florida im vergangenen Monat über 38'750 Abfragen in der staatlichen Personen-Datenbank verzeichnet worden. Während besorgte Bürger und Personalchefs die zentralen Datensammlungen aufgrund ihrer einfachen und schnellen Zugänglichkeit loben, kommt heftige Kritik vor allem von Seiten der Datenschützer, die den staatlichen Betreibern der Internet-Register eine «eklatante Verletzung der Persönlichkeitsrechte des Einzelnen» vorwerfen.

Auch in Grossbritannien

«Solche öffentlichen Internet-Datenbanken sind eine Art elektronischer Pranger, an den die Menschen gestellt werden», erklärt Albert Steinhauser, Justizsprecher der Österreichischen Grünen. Ähnliche Register seien neben den USA auch bereits in Grossbritannien getestet worden.

«Ich halte von solchen Modellen überhaupt nichts. Das Anprangern alleine bringt niemandem etwas», betont Steinhauser. Auch der in Zusammenhang mit derartigen Datensammlungen oft zitierte präventive Charakter sei als Rechtfertigungsgrund bisher keinesfalls zu bestätigen.

Gesellschaftlich ausgeschlossen

«Die öffentliche Verfügbarkeit von Strafregisterdaten ist besonders problematisch. Sie führt in vielen Fällen dazu, dass die auf diese Weise Ausgeforschten stigmatisiert und von der Gesellschaft ausgeschlossen werden», erläutert Steinhauser.

Im Rahmen der Diskussion dürfe man aber nicht ausser Acht lassen, dass es sehr grosse politische und rechtliche Unterschiede zwischen den USA und Europa gibt.

«In Österreich wäre eine derartige staatlich geführte Internet-Datenbank mit Strafregistereinträgen derzeit aus rechtlichen Gründen nicht möglich», stellt Steinahuser klar. Auch in Bezug auf den entsprechenden Auskunftsanspruch seien die Möglichkeiten hierzulande wesentlich eingeschränkter als in den USA.

In Österreich unmöglich

«Eine Strafregisterauskunft ist für österreichische Bürger gegenwärtig vollkommen unmöglich. Die Rechte hierfür liegen alleine bei den zuständigen Behörden und bei dem Betroffenen selbst», schildert Steinhauser.

Nur wenn derjenige, über den die Auskunft erfolgen soll, dieses Recht ausdrücklich einer anderen Person zuspreche, wäre auch Dritten eine Einsicht möglich.

Welche dramatischen Konsequenzen die für die Allgemeinheit zugänglichen Internet-Strafregister haben können, hat ein Fall in Kalifornien gegen Ende des vergangenen Jahres gezeigt.

Selbstjustiz

Damals wurde ein Sexualstraftäter von einem Mitbürger ermordet, nachdem dieser in einer öffentlich zugänglichen Online-Sexualstraftäter-Datenbank Name und Wohnort des verurteilten Vergewaltigers herausgefunden hatte. Der mutmassliche Täter war dabei fälschlicherweise davon ausgegangen, dass es sich bei dem 67-jährigen Opfer um einen Kinderschänder handele.

Nach begangener Tat gestand der Mordverdächtige einer LA-Times-Reporterin, er habe nur seinen Sohn schützen wollen, der schon einmal sexuell belästigt worden sei.

(sl/pte)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Washington - Bereits wenige Tage ... mehr lesen
Russell Tice: «Die NSA hat Zugang zu der Kommunikation aller US-amerikanischen Bürger.»
Entführungsopfer Madeleine McCann: Realistische Fotos steigern die Wiedererkennung.
Hamburg - Fahndungsfotos von ... mehr lesen
Bonn - Bei der Deutschen Telekom ... mehr lesen
Es gebe keine Hinweise, das die Daten verkauft worden seien, so das Unternehmen.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Berühmtes Deepfake: Papst Franziskus in fetter Daunenjacke.
Berühmtes Deepfake: Papst Franziskus in fetter Daunenjacke.
Um der steigenden Verbreitung manipulierter Inhalte entgegenzuwirken, haben sich Google, Meta und OpenAI der C2PA angeschlossen. Ihr Ziel ist es, Standards zu entwickeln, um authentische Inhalte von solchen zu unterscheiden, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt wurden. mehr lesen 
Publinews Die Paysafecard ist ein elektronisches Zahlungsmittel, das auf dem Prepaid-Prinzip basiert. Es ermöglicht Nutzern, online sicher und anonym ... mehr lesen  
Die Paysafecard bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die sie zu einer beliebten Wahl für Online-Zahlungen machen.
Cybersicherheit endet nicht beim Passwort
Publinews Die Zeit von 123456 als populärstem Passwort scheint vorbei zu sein. Laut der 2023er ... mehr lesen  
Der Bundesrat hat am ein Massnahmenpaket zur Förderung eines Schweizer Datenökosystems verabschiedet. Das Ziel des Datenökosystems ist es, das Potential von Daten in der Schweiz besser auszuschöpfen und diese auf vertrauenswürdige Art und Weise zugunsten der Gesellschaft, der Forschung und der Wirtschaft nutzen zu können. mehr lesen  
Magnettonband mit der Aufnahme von B.B. Kings Konzert am Jazzfestival Montreux von 1980 aus dem Archiv der Claude Nobs Foundation. Das Band befindet sich in einem fortgeschrittenen Stadium des Verfalls, sodass es mit herkömmlichen Methoden nicht mehr direkt abgespielt werden kann.
eGadgets Montreux-Festival: Musik wird mit Röntgenlicht gerettet Das Paul Scherrer Institut hat eine ...
Domain Namen registrieren
Domain Name Registration
Zur Domain Registration erhalten Sie: Weiterleitung auf bestehende Website, E-Mail Weiterleitung, Online Administration, freundlichen Support per Telefon oder E-Mail ...
Domainsuche starten:


 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Do Fr
Zürich 4°C 7°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen trüb und nass
Basel 5°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen trüb und nass
St. Gallen 3°C 4°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig starker Schneeregen trüb und nass
Bern 4°C 6°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig starker Schneeregen wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 5°C 8°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
Genf 6°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 7°C 18°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wechselnd bewölkt
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten