US-Luftangriffe auf Somalia kritisiert
Mogadischu - Der erste US-Militäreinsatz in Somalia seit Beginn der 90er Jahre hat international Besorgnis ausgelöst. Unter anderem die UNO kritisierte, dass unter den mindestens 30 Toten der Luftangriffe viele Zivilisten sein sollen.
Dort sollen islamische Milizen Zuflucht gesucht haben. Ein Sprecher der somalischen Übergangsregierung dementierte die Berichte.
US-Spezialeinheiten im Einsatz?
Der US-Einsatz in dem ostafrikanischen Land ist möglicherweise umfangreicher als bisher bekannt. Die Zeitung «Boston Globe» berichtete unter Berufung auf US-Militärs, US-Spezialeinheiten seien bereits vor zwei Wochen gemeinsam mit äthiopischen Soldaten in Somalia eingerückt.
Vor der Küste kreuzen US-Kriegsschiffe, um islamische Milizen an der Flucht über das Meer zu hindern. Die USA haben nach eigenen Angaben bereits am Sonntag mutmassliche El-Kaida-Terroristen aus der Luft angegriffen.
Weitere Bombardements
Nach Augenzeugenberichten gab es auch am Montag und Dienstag Luftangriffe auf Orte im Süden des Landes. Dabei sollen 60 Menschen getötet worden sein. Somalias Regierung war nach eigenen Angaben über Angriffe der USA informiert und rechtfertigte den Einsatz gegen mutmassliche Terroristen.
Ungewiss ist, ob dabei Fazul Abdullah Mohammed ums Leben kam. Er wird als einer der Verantwortlichen für die Anschläge auf die US- Botschaften in Kenia und Tansania 1998 mit 220 Toten gesucht.
Kopfgeld ausgesetzt
Die USA haben auf den 34-Jährigen ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar ausgesetzt. Die US-Regierung äusserte sich nicht zu den Berichten über seinen Tod.
Unterdessen machte sich die Sorge breit, die USA könnten mit ihrer Intervention einen Flächenbrand auslösen. Eine Sprecherin der UNO sagte: «Ungeachtet der Motive der berichteten Militäraktion fürchtet Generalsekretär Ban Ki-moon, dass das Vorgehen eine neue Dimension in den Konflikt einbringt und die Feindseligkeiten möglicherweise noch eskalieren lässt.»
Deutschland besorgt
Die Afrikanische Union hatte sich bereits am Dienstag besorgt über eine Eskalation gezeigt. Ein Sprecher des deutschen Aussenministeriums sagte, man habe mit Sorge zur Kenntnis genommen, dass auch Zivilisten ums Leben gekommen sein sollen. Deutschland hat derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne.
Allerdings erhielten die Amerikaner auch Unterstützung: Der britische Premier Tony Blair sagte, es sei die Pflicht seines Landes, diejenigen zu unterstützen, die gegen den Terrorismus kämpften. Und EU-Justizkommissar Franco Frattini sagte: «Das Problem sind nicht die Amerikaner, sondern die Terroristen.»
(ht/sda)
- Pacino aus Brittnau 731
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