Erste Reform verabschiedet

USA: Repräsentantenhaus stimmt für Ende von NSA-Telefondatensammlung

publiziert: Donnerstag, 22. Mai 2014 / 19:28 Uhr
Das Repräsentantenhaus in Washington hat abgestimmt.(Archivbild)
Das Repräsentantenhaus in Washington hat abgestimmt.(Archivbild)

Washington/Berlin - Das Repräsentantenhaus in Washington hat für die Beendigung der massenhaften Sammlung von US-Telefonverbindungsdaten durch den Geheimdienst NSA gestimmt. Die Kongresskammer verabschiedete mit 303 zu 121 Stimmen eine erste Reform der umstrittenen Überwachungsprogramme.

13 Meldungen im Zusammenhang
Die Reform muss nun noch den Senat passieren. Der Gesetzesentwurf war vor der Abstimmung auf Druck des Weissen Hauses aber verwässert worden.

Der USA Freedom Act (Freiheitsgesetz) sieht vor, dass die Verbindungsdaten künftig bei den privaten US-Telefongesellschaften verbleiben. Um auf bestimmte Datensätze zugreifen zu können, müsste sich die NSA bei einem begründeten Verdacht einen Beschluss des geheimen Spezialgerichts Foreign Intelligence Surveillance Court besorgen.

Das Ende der Telefondatenspeicherung durch die NSA gehörte zu den zentralen Versprechen von US-Präsident Barack Obama für die Geheimdienstreform.

Bürgerrechtler kritisierten aber nun, dass ausgerechnet das Weisse Haus Änderungen in das Gesetz einfügen liess, die der NSA einen grösseren Spielraum geben. Die neuen Formulierungen ermöglichen demnach, dass der Geheimdienst mit einem einzigen Gerichtsbeschluss theoretisch Zugriff auf Daten von Millionen von US-Bürgern bekommen könnte.

Dokumente des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden haben seit Juni vergangenen Jahres den massiven Überwachungsapparat der NSA ans Licht gebracht.

Der Geheimdienst späht demnach nicht nur im grossen Stil die Telefon- und Internetkommunikation von Menschen rund um die Welt aus, sondern nahm über Jahre auch Spitzenpolitiker befreundeter Staaten wie die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Visier. An den Spähaktivitäten der NSA im Ausland ändert der USA Freedom Act nichts.

Deutscher NSA-Ausschuss will Reform

In Berlin plädierte der NSA-Untersuchungsausschuss unterdessen für eine Überprüfung der Gesetze zum Schutz vor Überwachung in Deutschland. Es mache durchaus Sinn, die Rechtsfragen einer Überprüfung zu unterziehen, sagte der Ausschussvorsitzende Patrick Sensburg (CDU) nach der über vierstündigen Anhörung am Donnerstag.

Ähnlich äusserten sich die Vertreter der anderen Parteien, nachdem in der Anhörung auch die Auslandsaufklärung des Bundesnachrichtendienstes (BND) in ihrer heutigen Form kritisiert worden war.

Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, regte eine Verschärfung des Strafrechts an. Eine anlasslose Erfassung der Telekommunikationsdaten von Bürgern «ist nach geltendem deutschem Verfassungsrecht unzulässig», sagte Papier weiter.

Angriff auf das Fernmeldegeheimnis

Der Jurist Matthias Bäcker von der Universität Mannheim sagte zum BND, wenn dieser in einem anderem Staat geführte Kommunikation überwache, greife dabei das in Artikel 10 des Grundgesetzes gewährte Fernmeldegeheimnis. Daher sei die Praxis des BND unzulässig.

Der frühere Verfassungsrichter Wolfgang Hoffmann-Riem forderte eine Rechtsordnung, die den Bürgern die Nutzung ihrer Freiheitsrechte auch wirklich ermöglicht. Wenn das auf internationaler Ebene nicht möglich sei, müsse es «nationale Alleingänge» geben.

Beim Cloud-Computing müsse dafür gesorgt werden, «dass die grossen Datenmengen nicht im Ausland sitzen, sondern in einem Bereich, der von deutschem Recht kontrolliert werden kann». Er regte dafür eine «Europa-Cloud» an.

Zuckerberg soll als Zeuge aussagen

Vor der Anhörung der Rechtsexperten beschloss der Ausschuss in Berlin die Zeugenvernehmung von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sowie Vertretern von Microsoft, Google und Twitter. Die Firmenvertreter sollen Auskunft darüber geben, inwieweit sie von den US-Geheimdiensten für die Sammlung von Telekommunikationsdaten angezapft werden.

Unklar blieb am Donnerstag weiter, ob und unter welchen Umständen Edward Snowden vor dem Ausschuss aussagen wird.

(ig/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Die Abstimmung sei das bislang stärkste Signal für eine NSA-Reform gewesen.
Washington - Die Republikaner im US-Senat haben die von Präsident Obama versprochene Geheimdienstreform blockiert. Bei einer Verfahrensabstimmung kam am Dienstagabend (Ortszeit) nicht ... mehr lesen
Joachim Gauck, deutscher Bundespräsident
Berlin - Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck hat sich besorgt über den Spionagefall beim Bundesnachrichtendienst (BND) gezeigt. Er warnte vor einer Belastung der ... mehr lesen
Berlin - Das deutsch-amerikanische Verhältnis steht vor einer neuen schweren Belastungsprobe: Ein Mitarbeiter ... mehr lesen
Der BND fürchten schon länger, dass der Ausschuss von ausländischen Diensten bespitzelt wird.
Weitere Artikel im Zusammenhang
National Security Agency (NSA) Hauptquartier
Washington - Der US-Geheimdienst NSA hat im Rahmen seiner Internet- und Telefonüberwachung im vergangenen Jahr gut 89'000 ausländische «Ziele» ausgespäht. Dies geht aus dem ersten ... mehr lesen
Genf - Kein Staats- oder Regierungschef hat auf Twitter annähernd so viele Follower wie der US-Präsident: 43 Millionen Anhänger ... mehr lesen
Alles echte Follower?
New York - Die NSA durchforstet offenbar massenhaft Bildern aus dem Internet, um diese mit Gesichtserkennungssoftware zu prüfen. Das berichtet die «New York Times» unter Berufung auf Dokumente des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden. mehr lesen 
Technische Modernisierung beim BND. (Symbolbild)
Berlin - Der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) will technisch aufrüsten und verstärkt die sozialen Netzwerke ins Visier nehmen. Der Auslandsgeheimdienst will Twitter, Facebook und ... mehr lesen
Bern - Jedes Land, das von den Enthüllungen des Ex-Geheimdienstlers Edward ... mehr lesen
Edward Snowden
Die massive Speicherung von Anrufinfos des US-Geheimdienstes NSA löst weltweit Empörung aus. Eine Expertengruppe von US-Präsident Obama will die Praxis ändern - aber nicht abschaffen. Das gab die Gruppe vor einem Senatsausschuss bekannt. mehr lesen 
Die NSA hat offenbar in zahlreichen Ländern Telefonate ausgespäht. (Symbolbild)
New York - Das Sammeln von Telefondaten durch den Geheimdienst NSA ist einem US-Gericht zufolge rechtmässig. Es gebe keine Beweise dafür, dass die Regierung die Daten für etwas anderes als zur ... mehr lesen
Ein halbes Jahr nach den ersten ... mehr lesen
Edward Snowden zieht ein positives Fazit seiner Tätigkeiten. (Symbolbild)
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Private Überwachung mit Apples AirTag.
Private Überwachung mit Apples AirTag.
Google hat neue Funktionen für Android angekündigt, die vor unbekannten Bluetooth-Trackern wie Apple AirTags warnen sollen. Die Funktionen werden in diesem Monat für Mobilgeräte mit Android 6.0 und höher ausgerollt. mehr lesen 
Ein unbekannter Hacker oder eine Gruppe von Hackern hat Anfang Juni 2023 sensible Daten des IT-Unternehmens XPlain in der Schweiz gestohlen. Zu den gestohlenen Daten gehören ... mehr lesen
Der Datenklau trifft die Schweiz hart.
Publinews Cybersecurity ist ein Thema, das für jedes Unternehmen ganz oben auf der Tagesordnung stehen sollte. Die gelebte Praxis sieht in diesem Bereich häufig völlig anders aus. Oft handelt es sich um Anfängerfehler oder es ergeben sich Lücken in der Cybersicherheit aus einem Irrtum heraus. mehr lesen  
Google hat angekündigt, ab Ende dieses Jahres mit der Löschung von Nutzerkonten zu beginnen, die nicht mehr aktiv sind. Diese Konten sind oft mit veralteten, möglicherweise unsicheren Passwörtern sowie ohne Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) versehen, was das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Solche Accounts haben ein bis zu zehnmal höheres Risiko, missbraucht zu werden, als Konten, die mit 2FA geschützt sind. mehr lesen  
Domain Namen registrieren
Domain Name Registration
Zur Domain Registration erhalten Sie: Weiterleitung auf bestehende Website, E-Mail Weiterleitung, Online Administration, freundlichen Support per Telefon oder E-Mail ...
Domainsuche starten:


 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute So Mo
Zürich 10°C 16°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Basel 10°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
St. Gallen 9°C 13°C bedeckt, wenig Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Bern 10°C 16°C bedecktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Luzern 11°C 17°C bedeckt, wenig Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Genf 12°C 17°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig sonnig
Lugano 13°C 21°C gewitterhaftleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten