USA Weltmeister im Inhaftieren

publiziert: Montag, 4. Dez 2006 / 11:40 Uhr

Washington - Das Staatsgefängnis Angola im US-Staat Louisiana hat eine eigene blühende Bestattungsindustrie. Ein Häftling baut Särge, andere legen sie mit Stofffutter aus, und wieder andere organisieren die Beerdigungszeremonien.

Man ist stark beschäftigt hier, denn die meisten der gut 5000 Gefangenen verbüssen lebenslange Strafen, und das bedeutet, dass mehr als 90 Prozent von ihnen hinter Gittern sterben werden.
Man ist stark beschäftigt hier, denn die meisten der gut 5000 Gefangenen verbüssen lebenslange Strafen, und das bedeutet, dass mehr als 90 Prozent von ihnen hinter Gittern sterben werden.
Man ist stark beschäftigt hier, denn die meisten der gut 5000 Gefangenen verbüssen lebenslange Strafen, und das bedeutet, dass mehr als 90 Prozent von ihnen hinter Gittern sterben werden.

Die Dauer der Haft wiederum bringt es mit sich, dass viele der immer älter werdenden Häftlinge den Kontakt zur Aussenwelt verloren haben und ihre letzte Ruhestätte auf dem Gefängnisgelände finden.

Hohe Kosten

Bevor es so weit ist, werden die gebrechlichen und kranken Alten in einer eigenen geriatrischen Abteilung betreut und die Sterbenden in einem Hospiz - Einrichtungen, die es mittlerweile auch in vielen anderen US-Gefängnissen gibt.

Das wiederum bedeutet eine Kostenlawine: Eine solche Intensivbetreuung bedeutet pro Kopf etwa 60 000 Dollar im Jahr - das Dreifache der Aufwendungen für einen gesunden Gefangenen.

Und das Problem dürfte sich noch verschärfen, denn die Staats-und Bundesgefängnisse in den USA sind voller denn je. Eine jüngste Statistik des Washingtoner Justizministeriums zeigt: Die USA sind die «Weltmeister» im Inhaftieren.

Über zwei Millionen im Gefängnis

Danach sassen hier Ende 2005 insgesamt fast 2,2 Millionen Menschen hinter Gittern, gut 56 000 oder 2,6 Prozent mehr als im Jahr davor. Das heisst, auf 100 000 Einwohner kommen 738 Häftlinge, und das sichert den USA die Spitzenreiterrolle vor Russland mit 611 pro 100 000 Bürger, wie das «Sentencing Project» in Washington sagt.

Das ist eine Organisation, die sich für umfassende Strafrechtsreformen in den USA einsetzt und auch errechnet hat, dass Ende 2005 in den USA insgesamt mehr als sieben Millionen Menschen entweder hinter Gittern sassen, auf Bewährung frei oder begnadigt waren.

Das ist jeder 32. US-Bürger. Und jeder 23. der Inhaftierten ist älter als 55 Jahre - ein 85-prozentiger Anstieg gegenüber 2005. Auf eine Zunahme der Kriminalität kann die Entwicklung nicht zurückgeführt werden, wie Kara Gotsch vom «Sentencing Project» betont.

Sie verweist darauf, dass die Verbrechensrate seit 1991 gefallen ist und den niedrigsten Stand seit den sechziger Jahren erreicht hat, während im selben Zeitraum die Zahl der Inhaftierten um 50 Prozent wuchs.

Extrem lange Haftstrafen

Überfüllung und Überalterung seien damit ganz klar auf Strafverschärfungen im Laufe der vergangenen 15, 20 Jahre zurückzuführen, sagt Gotsch. «In keinem anderen Land gibt es so viele extrem lange Haftstrafen wie bei uns.»

Gotsch verweist unter anderem auf Gesetze in mehreren US-Staaten, die bei einer dritten Straftat nach zwei vorausgegangenen Verbrechen mit Gewaltanwendung lebenslange Haft vorschreiben - auch wenn es sich nur um Ladendiebstahl handelt.

Als weiteren Grund dafür, dass die durchschnittliche Haftdauer beispielsweise zwischen 1995 und 2001 etwa um 30 Prozent höher lag als im Sechs-Jahres-Zeitraum davor, nennt Gotsch die starke Zunahme gesetzlicher Vorschriften für Mindeststrafen. Richter hätten hier kaum noch Spielräume - vor allem bei Drogendelikten.

Besonders besorgt sind Bürgerrechtsorganisationen wie das «Sentencing Project» indessen über das ethnische Ungleichgewicht bei den Hafturteilen. Der jüngsten Statistik des Justizministeriums zufolge ist die Rate der Inhaftierten in der männlichen schwarzen Bevölkerung sechs Mal höher als bei den Weissen.

(von Gabriele Chwallek, dpa/sda)

 
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