USA drücken bei EU-Erweiterung aufs Tempo

publiziert: Freitag, 16. Apr 2004 / 10:01 Uhr

Washington - Der US-Regierung kann es mit der Erweiterung und dem Zusammenwachsen Europas gar nicht schnell genug gehen. Vor allem die Türkei müsse bald EU-Mitglied werden, drängte US-Aussenminister Colin Powell schom mehr.

Mit der Integration treuer US-Verbündeter wie Polen oder Ungarn spekuliert Washington wohl auch auf den pro-amerikanischen Einfluss in Europa, wo viele Staaten nicht nur wegen des Irak-Kriegs zunehmend auf Distanz zu den USA gegangen sind.

"Es ist ein Missverständnis, wenn manche glauben, die neuen Mitgliedsländer wurden als Art trojanisches Pferd der USA fungieren und unsere Interessen wahrnehmen", sagte der Staatssekretär im US-Aussenministerium, Charles Ries.

Vor einem Jahr allerdings gab es genau die Konfrontation zwischen dem "alten" und "neuen" Europa. Mit Ungarn, Polen, Tschechien und den baltischen Staaten wächst die Schar der besonders engen US-Verbündeten in der EU wie Grossbritannien oder Spanien.

USA wollen Türkei in der EU

Die Erweiterung zum 1. Mai wird in Washington vorbehaltlos begrüsst. Am wichtigsten für die USA aber wäre eine möglichst rasche Integration der Türkei.

Sonst wird befürchtet, "dass Extremisten und islamische Fundamentalisten an Einfluss gewinnen", erläutert der Direktor des Atlantischen Rats der USA, der Wissenschafter Helmut Sonnenfeldt von der Johns Hopkins Universität. "Es wäre sehr weise von den Europäern, die Türkei nicht zu isolieren", betont er.

Die Türkei soll nach US-Vorstellungen als demokratisches Modell in der islamischen Welt und als westliches Bollwerk an der Nahtstelle zwischen Europa und dem unruhigen, unberechenbaren Nahen und Mittleren Osten dienen. Dazu wäre eine EU-Mitgliedschaft aus US-Sicht ein wichtiges Bindemittel.

Seit Zweitem Weltkrieg

Für eine Einigung des freien Europas haben sich die USA seit dem Zweiten Weltkrieg vehement eingesetzt. "Welche Telefonnummer hat Europa?", lästerte noch vor 30 Jahren der damalige US-Aussenminister Henry Kissinger über die Integrationsprobleme des alten Kontinents.

In einem einigen Europa sehen die USA einen "mutigen und historischen Schritt. Alle europäischen Demokratien sollen die gleichen Chancen auf Sicherheit und Freiheit haben und gleiche Aussichten, Teil der europäischen Institutionen zu werden"", sagte Präsident George W. Bush.

Washington sieht Europas Integration in engem Zusammenhang mit der NATO-Erweiterung. Ungeachtet strittiger oder ungeklärter Handels- und Zollfragen mit der EU stehen für Washington geostrategische Überlegungen an erster Stelle.

Mit Polen, Tschechien und Ungarn werden drei relativ neue NATO-Länder nun auch Mitglieder der EU. Mit der Slowakei, Estland, Lettland und Litauen wächst die Zahl der ehemals von Moskau dominierten Länder, die nun auch institutionell im Westen angekommen sind.

Abschluss einer Epoche

Europas Einigung bedeutet für die USA den Abschluss einer unruhigen Epoche, in der Europa die USA zwei Mal in den Krieg zwang und jahrzehntelang im Kalten Krieg band. Nur einige konservative Stimmen in Washington warnen, dass mit der Einigkeit Europas auch ein Konkurrent für die Führungsmacht USA erwachsen könnte.

(Von Laszlo Trankovits/dpa)

 
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