Papst spricht von «Schande»

Über 130 Bootsflüchtlinge vor Lampedusa ertrunken

publiziert: Donnerstag, 3. Okt 2013 / 11:03 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 3. Okt 2013 / 18:19 Uhr
Etwas mehr als 150 Menschen konnten von der Küstenwache in Sicherheit gebracht werden.(Symbolbild)
Etwas mehr als 150 Menschen konnten von der Küstenwache in Sicherheit gebracht werden.(Symbolbild)

Lampedusa - Nach der Flüchtlingstragödie vor der italienischen Insel Lampedusa ist die Zahl der Opfer auf mindestens 133 gestiegen. Taucher der Küstenwache entdeckten am frühen Donnerstagabend in und neben dem gekenterten Flüchtlingsboot mindestens 40 weitere Leichen.

13 Meldungen im Zusammenhang
Das Schiff soll gemäss der Nachrichtenagentur Ansa in etwa 40 Meter Tiefe vor der Nachbarinsel Isola dei Conigli im Mittelmeer liegen. Von den etwa 500 Menschen an Bord konnten zunächst etwa 155 gerettet werden. Viele werden weiterhin vermisst, die Zahl der Opfer könnte daher noch steigen.

Das Boot hatte am Donnerstagmorgen Feuer gefangen und war gekentert. Dutzende Migranten ertranken, darunter auch drei Kinder und zwei schwangere Frauen, wie Italiens Innenminister Angelino Alfano sagte.

Medienberichten zufolge sollen einige Flüchtlinge auf dem Schiff eine Decke angezündet haben, um ein Fischerboot in der Nähe auf sich aufmerksam zu machen. Das Feuer breitete sich aus, das Schiff kenterte.

Die Überlebenden der Schiffstragödie sollen überwiegend aus Somalia und Eritrea stammen. Die Migranten waren nach Angaben von Geretteten vor zwei Tagen in der libyschen Hafenstadt Misrata gestartet.

Weinende Bürgermeisterin

«Es ist furchtbar, furchtbar, sie hören nicht auf, neue Leichen zu bringen», sagte die Bürgermeisterin auf Lampedusa, Giusi Nicolini, unter Tränen.

Der Untergang des Schiffes sei «ein europäisches Drama, nicht nur ein italienisches», sagte Italiens Innenminister Angelino Alfano vor Journalisten in Rom. Unter den Opfern seien drei Kinder und zwei schwangere Frauen.

Die Suche nach Überlebenden werde fortgesetzt, grosse Hoffnung gebe es aber nicht mehr, sagte ein Sprecher der Küstenwache. Die Schiffbrüchigen seien seit dem frühen Morgen im Wasser.

Schlepper festgenommen

Bilder von immer neuen Todesopfern, zusammenbrechenden Rettungskräften und unter Schock stehenden Überlebenden erschütterten ganz Italien. Ein mutmasslicher Schlepper, der die Überfahrt der Flüchtlinge nach Lampedusa organisiert haben soll, wurde festgenommen.

Ministerpräsident Enrico Letta beklagte «eine immense Tragödie», wichtige politische Termine in Rom wurden abgesagt.

Papst spricht von «Schande»

Papst Franziskus, der im Juli bei einem Besuch auf Lampedusa die Gleichgültigkeit gegenüber Flüchtlingen kritisiert hatte, sagte im Vatikan, dass schon wieder Flüchtlinge bei einem Schiffbruch ums Leben gekommen seien, könne nur als «Schande» bezeichnet werden. «Wir müssen uns zusammenschliessen, damit diese Tragödien aufhören.»

EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström reagierte entsetzt und forderte die Mitgliedstaaten über den Kurznachrichtendienst Twitter auf, «die Anstrengungen im Kampf gegen Schleuser, die menschliche Hoffnungslosigkeit ausbeuten, zu verdoppeln». Notwendig seien ein besserer Schutz von Migrantenrechten und mehr legale Möglichkeiten für Flüchtlinge, nach Europa zu kommen.

Der UNO-Flüchtlingsbeauftragte Antonio Guterres erklärte, er sei «schockiert» über die steigende Zahl von Flüchtlingen, die im Meer ihr Leben verlören.

Boote kaum seetauglich

Wegen des guten Wetters versuchen zur Zeit besonders viele Menschen aus Afrika, in kaum seetauglichen Booten Europa zu erreichen. Insgesamt wurden seit Jahresbeginn in Italien mehr als 22'000 Bootsflüchtlinge gezählt - drei mal mehr als im gesamten Jahr 2012.

Erst am Montag waren 13 Einwanderer aus Ägypten ertrunken, als ihr Schiff vor der Küste Siziliens unterging. Im August waren ebenfalls vor der Küste Siziliens sechs junge Ägypter ums Leben gekommen. «Wir müssen etwas Konkretes unternehmen, um diese permanenten Verzweiflungstragödien zu verhindern», sagte der italienische Erzbischof Francesco Montenegro.

(bg/sda)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von einer Leserin oder einem Leser kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Aden - Beim Untergang eines ... mehr lesen
Viele Flüchtlinge überleben die Bootsfahrt nicht. (Archivbild)
Die Flüchtlinge befanden sich an Bord von insgesamt fünf Booten.(Symbolbild)
Genau drei Monate nach dem Flüchtlingsdrama vor der Insel Lampedusa hat die italienische Marine in 24 Stunden über tausend Migranten aus Seenot gerettet. Die Flüchtlinge ... mehr lesen
Rom - Der italienische Filmkomponist Ennio Morricone hat ein Stück zu Ehren der ... mehr lesen
Ennio Morricone
EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy. (Archivbild)
Brüssel - Angesichts der Flüchtlingstragödien im Mittelmeer will die EU den Kampf gegen Schlepper und Menschenschmuggel intensivieren. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy sagte zum Abschluss ... mehr lesen 1
Rom - Taucher haben weitere Opfer ... mehr lesen 1
Gegen die 155 Überlebenden soll wegen illegaler Einwanderung ermittelt werden. (Symbolbild)
Weitere Artikel im Zusammenhang
Lampedusa - Italienische Taucher haben vor Lampedusa weitere Opfer der Flüchtlingskatastrophe vom Donnerstag geborgen. Bei einem ersten Tauchgang wurden am Sonntag zehn Leichen aus dem gesunkenen Schiffswrack nach oben gebracht. Damit wurden bislang 121 Menschen tot geborgen. mehr lesen 
Lampedusa - Die 155 Überlebenden der Flüchtlingstragödie vor der Insel Lampedusa am Donnerstag sollen in Rom untergebracht werden. Dies sagte der römische Bürgermeister, Ignazio Marino, bei einer Gedenkwache zu Ehren der Toten des Unglücks vor dem Rathaus in Rom. mehr lesen 
Bundesrätin Simonetta Sommaruga
New York - Bundesrätin Simonetta ... mehr lesen 1
Rom - Nach der folgenschweren ... mehr lesen 2
Staatspräsident Giorgio Napolitano fordert eine Überprüfung der Gesetzeslage.
Rom - Bei einem erneuten Flüchtlingsdrama im Mittelmeer sollen Augenzeugenberichten zufolge 31 Menschen ums Leben gekommen sein. Dies berichteten laut Nachrichtenagentur Ansa die 22 Überlebenden eines Schlauchbootes mit 53 Flüchtlingen aus Afrika an Bord. mehr lesen 
Auf dem gefährlichen Seeweg von Indonesien nach Australien kenterten und ertranken in der Vergangenheit bereits hunderte Asylsuchende. (Symbolbild)
Sydney - Bei einem Flüchtlingsdrama ... mehr lesen
Lampedusa - Mehrere Flüchtlinge sollen bei dem Versuch ertrunken sein, angeklammert an einen Thunfisch-Haltungskäfig die italienische Küste zu erreichen. Dies berichteten die Überlebenden der Überfahrt. mehr lesen 
Die...
Hauptschuld an solchen Tragödien tagen indes nach wie vor europäische Hilfswerke und linke Parteien, die den Menschen in Somalia, Ägypten, Tunesien etc. vorgaukeln, in Europa seien sie willkommen und Arbeitsplätze, Sozialleistungen etc. seien in Europa in Überfluss vorhanden.
Hier treiben diese Hilfswerke und linke Parteien ein übles Spiel mit Menschen, um ihr eigenes politisches Süppchen damit weiterhin kochen zu können. Widerlich!
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Francesco Schettino: Weil er das Schiff verliess, wurde er als  «Käptain Feigling» verspottet.
Francesco Schettino: Weil er das Schiff ...
Schiffsunglück  Florenz - Kapitän Francesco Schettino ist mehr als vier Jahre nach der Havarie der «Costa Concordia» auch in zweiter Instanz zu 16 Jahren und einem Monat Haft verurteilt worden. Das Berufungsgericht in Florenz bestätigte damit das Urteil aus erster Instanz. mehr lesen 
Heute Nachmittag ist es auf der Autobahn A14 in Ebikon zu einem Unfall zwischen einem Lastwagen und einem Auto gekommen. Der Lastwagen durchbrach anschliessend die Leitplanke und fuhr die festinstallierte Radaranlage um. Eine Person wurde beim Unfall leicht verletzt. mehr lesen  
Am Dienstag, 31. Mai 2016, kurz vor 08.30 Uhr, ereignete sich im Bereich der Unterführung Rothausstrasse in Muttenz BL eine Frontalkollision zwischen zwei ... mehr lesen  
Die Wege mancher Autofahrer sind unergründlich.
Beim Kiesabladen in Gretzenbach SO  Gretzenbach SO - Beim Abladen von Kies ist am Dienstag ein Lastwagen in Gretzenbach SO auf die Seite gekippt. Der Chauffeur zog sich dabei schwere Verletzungen zu. Er wurde mit einem Rettungshelikopter ins Spital geflogen. mehr lesen  
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=19&col=COL_2_1
Titel Forum Teaser
  • paparazzaphotography aus Muttenz 1
    Foto Sanatorio Liebes news.ch Team, es ist für mich eine Ehre dass sie mein Foto des ... Di, 03.01.17 22:12
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Motor hinten oder vorne war dem Tram in Basel völlig egal! Ob ein Auto über- oder untersteuert, ist nicht von der Lage des Motors ... Mi, 01.06.16 10:54
  • Mashiach aus Basel 57
    Wo bleibt das gute Beispiel? Anstatt sichere, ÜBERSTEUERNDE Heckmotorwagen zu fahren, fahren sie ... Mo, 30.05.16 11:56
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Zugang "Das sunnitische Saudi-Arabien, das auch im Jemen-Konflikt verstrickt ... So, 29.05.16 22:06
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Pink Phanter-Bande? Am 25. 7. 2013 hat eine Befreiung von Pink Panther-Mitglied Milan ... So, 29.05.16 15:38
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    ja, weshalb sollte man solches tun? Ist doch krank, Gott zu beschimpfen! Das hat etwas, ... So, 29.05.16 12:12
  • Gargamel aus Galmiz 10
    Warum sollte man überhaupt den Glauben an Gott beschimpfen oder verspotteten? Wie krank ... So, 29.05.16 10:11
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Wir sind ja alle so anders als diese "Flüchtlinge". Warum sind auch nicht alle so edel, wie ... Sa, 28.05.16 20:25
Unglücksfälle Zorn über Tötung von Gorilla in US-Zoo Cincinnati - Die Tötung eines Gorillas im Zoo der ...
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.news.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 4°C 11°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Basel 5°C 11°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 2°C 9°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 4°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen starker Schneeregen
Luzern 6°C 11°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Genf 8°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 13°C 19°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wechselnd bewölkt
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten