Jeder zweite Befragte befürwortet vorübergehende Grenzschliessung

Umfrage zeigt: Flüchtlingen soll vor Ort geholfen werden

publiziert: Sonntag, 30. Aug 2015 / 14:31 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 30. Aug 2015 / 19:58 Uhr
Zwei Drittel der Befragten fürchten, dass zu viele Flüchtlinge das Wohlstandsniveau der Schweiz senken.
Zwei Drittel der Befragten fürchten, dass zu viele Flüchtlinge das Wohlstandsniveau der Schweiz senken.

Bern - Die Schweizer Bevölkerung möchte Flüchtlinge lieber in ihren Herkunftsländern unterstützen, äussert sich in einer Umfrage aber grundsätzlich positiv zur Einwanderung. Sie ist überzeugt, dass Migrantinnen und Migranten zum Wohlstand des Landes beitragen.

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Point de Suisse
Künstlerisch inszenierte Volksbefragung.
pointdesuisse.ch

Die Umfrage des Künstlerkollektivs com&com und von Soziologen der Universität Basel bei 1002 Schweizerinnen, Eingebürgerten und Ausländern in der Schweiz zeigt, dass 83,1 Prozent der Befragten vor allem vor Ort helfen möchten - und zwar grosszügig, wie die «Schweiz am Sonntag» berichtet.

60 Prozent möchten, dass die Schweiz beim humanitären Engagement eine führende Rolle spielt und 52 Prozent wünschen, dass sie im Mittelmeer sofort Hilfe leistet. Die Umfrage wurde im Juli durchgeführt, also bevor die Gewalt von Staaten gegen Flüchtlinge auf dem Balkan und tote Flüchtlinge in Kühllastwagen für Schlagzeilen sorgten.

Zwei Drittel der Befragten fürchten, dass zu viele Flüchtlinge das Wohlstandsniveau der Schweiz senken. Fast die Hälfte (45 Prozent) befürwortet denn auch eine vorübergehende Schliessung der Schweizer Grenze und gerade Mal ein Viertel kann sich vorstellen, dass die Schweiz 40'000 Flüchtlinge pro Jahr aufnehmen soll. Die Zahlen widerspiegeln gemäss Ueli Mäder, Professor für Soziologie an der Universität Basel, die gegenwärtige Asyldebatte.

Die Schweiz als Einwanderungsland

Positiver sind die Menschen in der Schweiz den Einwanderern gegenüber eingestellt: 62 Prozent sind überzeugt, dass Migranten und Migrantinnen zum Wohlstand der Schweiz beitragen, Jobs machen, die Schweizer nicht wollen (68 Prozent) und ohne Migration die Fussball-Nati chancenlos wäre (70 Prozent). Sie sehen die Schweiz grossmehrheitlich als Einwanderungsland.

Allerdings fürchten 63 Prozent der Befragten um das Bildungsniveau in der Schule, wenn viele fremdsprachige Kinder in einer Klasse sitzen. Die Hälfte ist der Meinung, dass hochqualifizierte Ausländerinnen und Ausländer Schweizer Talente verdrängen und 40 Prozent möchten nur hochqualifizierte Einwanderer zulassen.

Befragt, was es zu einem stärkeren Zusammenhalt der Schweiz braucht, forderten 80 Prozent eine gerechte Einkommensverteilung. 76 Prozent möchten, dass die Volkskultur gefördert wird und zwei Drittel sind der Meinung, dass jede und jeder mindesten zwei Landessprachen beherrschen sollte. Der EU-Beitritt wird mit 86 Prozent sehr deutlich abgelehnt.

Projekt zur Messung der Befindlichkeit

Die Umfrage fand im Rahmen des Projekts «Point de Suisse» statt. Es ist eine «künstlerisch inszenierte Volksbefragung», in welcher die derzeitige Befindlichkeit der Menschen in der Schweiz ergründet wird, wie der Internetseite entnommen werden kann.

Den Fragebogen mit 20 Fragen rund um Heimat, Politik, Arbeit, Religion, Kultur, Hoffnungen, Ängste und Werte haben die Künstler gemeinsam mit Soziologen entwickelt.

Durchgeführt wurde die repräsentative Umfrage von management tools, einem unabhängigen Unternehmen für Marktforschung und Medienbeobachtung. Ausgewertet und analysiert wird die Umfrage von Soziologen und Kulturwissenschaftlern der Universität Basel.

Die Umfrage ist allerdings nur ein Teil des Projekts. Ab dem 1. September findet zusätzlich eine Onlineumfrage auf www.pointdesuisse.ch statt, die für alle offen ist. Die Aktion findet im Vorfeld der Wahlen 2015 statt und schliesst niemanden aus.

(asu/sda)

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