Umstrittenes Asylzentrum auf dem Jaunpass eröffnet

publiziert: Montag, 7. Jun 2004 / 18:57 Uhr

Jaunpass - Die umstrittene Unterkunft für abgewiesene Asylbewerber auf dem Jaunpass im Kanton Bern ist offiziell eröffnet worden. Widerstand tat sich nur gemässigt kund. Die ersten Bewohner sollen am Dienstag eintreffen.

Befristet bis Ende Oktober werden in der unterirdischen Militäranlage abgewiesene Asylbewerber einquartiert beziehungsweise solche, die ihre Identität verheimlichen und damit ihre Ausschaffung verhindern.

Vor dem Einzug der ersten Asylsuchenden konnten die Medienvertreter einen Augenschein in der Unterkunft nehmen. Das Ambiente kennen Schweizer Soldaten aus dem WK: Ein unterirdischer Militärbunker, die Wände aus Beton, die Schlafräume mit dreistöckigen Kajütenbetten.

Tageslicht gibt es nur im Aufenthaltsraum beim Eingang. Hier steht den künftigen Bewohnern, darunter voraussichtlich auch Familien, ein Fernsehgerät mit Satellitenempfang und ein Tischfussballspiel zur Verfügung. Daneben gibt es ausser der schönen Landschaft wenig zum Zeitvertreib.

Das Zentrum ist für maximal 100 Bewohner ausgelegt, wieviele aber tatsächlich kommen, ist laut der bernischen Polizei- und Militärdirektiorin Dora Andres noch ungewiss.

Für die abgewiesenen Asylbewerber werde ein bescheidenerer Standard gewählt als für solche in einem laufenden Verfahren, sagte Andres. Damit wollen wir erreichen, dass möglichst viele der rund 580 Personen mit rechtskräftigen Nichteintretensentscheid im Kanton Bern bis Ende Oktober von sich aus ausreisen, sagte Andres.

Geführt wird die Unterkunft von der ORS Service AG, die in der Schweiz bereits zahlreiche Asylbewerberzentren betreut. Tag und Nacht sind Betreuer anwesend. Der Kanton Bern rechnet mit Kosten von 93 Franken pro Kopf und Tag für die Unterkunnft, rund 100 Franken weniger als im Ausschaffungstrakt einer Strafanstalt.

Mit ihrem Vorhaben hatte Andres bei der lokalen Bevölkerung Unmut ausgelöst.

(bsk/sda)

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