Unabhängigkeit Montenegros bestätigt

Für die Gründung eines selbstständigen Montenegro stimmten nach Angaben der Wahlkommission 55,4 Prozent der Wählerinnen und Wähler, dagegen 44,6 Prozent. Damit wurde die von der Europäischen Union geforderte 55-prozentige Zustimmung knapp erreicht. An der Abstimmung nahmen 86,3 Prozent der rund 480 000 Berechtigten teil.

Am Abend war das Endergebnis des Referendums vom Sonntag noch nicht bekannt. Die Bekanntgabe wurde auf Dienstag Vormittag verschoben. 19 000 Stimmzettel aus 39 Wahllokalen in Podgorica seien nicht rechtzeitig der Wahlkommission übergeben worden, sagte deren Leiter, der slowakische Diplomat Frantisek Lipka, in der Hauptstadt.

Gemäss Regierungsexperten sollen diese keinen Einfluss mehr auf das Ergebnis haben, weil sie bereits ausgewertet worden seien. Das unterlegene proserbische Lager hatte die verzögerte Übergabe kritisiert und eine neue Auszählung aller Stimmen verlangt.

Anerkennung durch die EU

Milo Djukanovic, Regierungschef von Montenegro und Motor der Unabhängigkeit, verlangte von Serbien die Anerkennung der Abstimmung. Das wäre der Beweis, dass Serbien demokratische Entscheidungen akzeptiert und an guten Beziehungen interessiert ist, sagte er.

Die EU erkennt nach den Worten von Österreichs Aussenministerin Ursula Plassnik die Entscheidung voll an. Sie gehe davon aus, dass das Votum von allen politischen Kräften akzeptiert werde, sagte die EU-Ratsvorsitzende in Wien.

Forderung nach konstruktiver Zusammenarbeit

Das Aussenministerium (EDA) in Bern rief Serbien und Montenegro zu konstruktiver Zusammenarbeit auf. Diese sei entscheidend für die politische Stabilität Montenegros wie auch die weitere europäische Integration des ganzen Raumes, sagte ein Sprecher.

Mit der Unabhängigkeit Montenegros wird der Zerfall Jugoslawiens abgeschlossen. Zur Zeit der Balkankriege in den 90er Jahren hatten sich schon Kroatien, Slowenien, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien für unabhängig erklärt.

(bert/sda)