Unklarheit über Ziele der Casablanca-Attentate - Couchepin schockiert

publiziert: Samstag, 17. Mai 2003 / 17:11 Uhr

Nach den Anschlägen in Casablanca herrscht Unklarheit über die Täter, die Opferzahl und die Ziele der Attentäter. Laut Regierungskreisen kamen in der Nacht auf Samstag rund 40 Menschen ums Leben. Derweil hat sich Bundespräsident Pascal Couchepin in einem Beileids-Telegramm an den marokkanischen König Mohammed VI "schockiert" gezeigt über die Ereignisse.

Als die Bomben hochgingen, waren die Strassen in Casablanca noch voller Menschen.
Als die Bomben hochgingen, waren die Strassen in Casablanca noch voller Menschen.
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Etwa zehn Attentäter seien unter Toten, sagte der marokkanische Innenminister Mostafa Sahel. Der Minister vermutet ausländische Terrorgruppen hinter den Anschlägen. Die Polizei habe drei Menschen festgenommen. Darunter sei auch einer der mutmasslichen Terroristen, der schwer verletzt überlebt habe.

Die meisten Toten seien Marokkaner, es gebe aber auch ausländische Opfer. Deren Nationalität stand am Morgen nicht fest. Auf Anordnung von König Mohammed VI. seien in Casablanca und Rabat Krisenstäbe eingerichtet worden.

Vier Sprengsätze

Die Terroristen zündeten im Ausgeh- und Diplomatenviertel der Drei-Millionen-Metropole fast zeitgleich drei Autobomben. Drei Selbstmordattentäter hätten sich zudem in einem Restaurant des spanischen Kulturhauses "Casa España" in die Luft gesprengt.

Allein dort habe es etwa 20 Tote gegeben. Die Explosionen trafen aber auch ein jüdisches Zentrum, das Konsulat Belgiens und ein Luxushotel, in dem ein Treffen amerikanischer und marokkanischer Experten über den Kampf gegen den Terrorismus stattgefunden hatte, wie es weiter hiess.

Chaos in Casablanca

Die Wucht der Detonationen brachte Fenster zum Bersten, beschädigte ganze Häuserfassaden und liess Autos in Flammen aufgehen. Zum Zeitpunkt der Anschläge waren die Strassen und Restaurants in Casablanca noch voller Menschen. In der Stadt brach Chaos aus, erzählten Augenzeugen.

Beobachter schlossen einen Zusammenhang mit der Haltung Marokkos während des Irak-Krieges nicht aus. Das als amerika-reundlich geltende Land hatte die US-Militärintervention im Gegensatz zu anderen arabischen Staaten nicht kritisiert, obwohl es auch in Marokko Massenproteste gegen den Krieg gab.

El Kaida als Urheber?

Nach ersten Mutmassungen sollen die Anschläge auf das Konto von El Kaida gehen. Das russische Aussenministerium sieht eine Verbindung zu den Attentaten in Saudi-Arabien und Tschetschenien, begründete diese Annahme aber nicht weiter.

Der deutsche Aussenminister Joschka Fischer reagierte "mit Entsetzen und Betroffenheit" auf die "verbrecherischen Terroranschläge" in Casablanca. Die Bundesregierung verurteile diesen "Terrorakt auf das Schärfste", sagte Fischer.

Reaktionen der Schweizer Behörden

Couchepin habe den marokkanischen Behörden auf diesem Weg des Beileids der Schweizer Bevölkerung versichert, sagte Jean-Marc Crevoisier, Informationschef des Eidg. Departements des Innern (EDI).

Die Sprecherin des Eidg. Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), Muriel Berset Kohen, bedauerte, dass die Anschläge in Marokko erneut Zivilisten getroffen hätten. Sie nahm damit Bezug auf die Anschläge von Riad in Saudi-Arabien vom Montag, bei denen 34 Personen, darunter 1 Schweizer, umgekommen waren.

Laut den marokkanischen Behörden befänden sich unter den Opfern von Casablanca keine Schweizer, sagte Muriel Berset Kohen. In Marokko lebten 800 Schweizerinnen und Schweizer, wovon die Hälfte beide Nationalitäten habe. In Casablanca lebten 186 Schweizer Familien.

Vorläufig ändert das EDA die Reiseempfehlungen für Marokko nicht. "Grundsätzlich sollte nie ausser Acht gelassen werden, dass die regionalen Verhältnisse komplex sind und die Sicherheitssituation sich deshalb rasch verändern kann", heisst es in einem allgemeinen Aufruf auf der Homepage des EDA.

(bsk/sda)

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