Uriella vor Gericht: Fiat-Lux-Chefin will nicht zahlen

Im April des vergangenen Jahres verurteilte das Ausserrhoder Kantonsgericht die Geistheilerin und Sektenchefin Uriella, einem ehemaligen Mitglied ihres Ordens "Fiat Lux" 625 000 Franken plus Zinsen zurückzuzahlen. Uriella zog das Urteil an die nächste Instanz, ans Obergericht, weiter.

Die 60-jährige Klägerin aus dem Kanton Zürich hatte Uriella zwischen 1994 bis 1996 sieben Bargeld-Darlehen mit Laufzeiten von durchschnittlich 15 Jahren gewährt. Laut Urteil hat die Klägerin das Recht, "aus wichtigem Grund" auf eine vorzeitige Rückzahlung der 625 000 Franken zu beharren.

Wenn nötig vor Bundesgericht

Die Klägerin war 1997 aus der Sekte ausgetreten. Seither sei eine Vertrauensbasis zwischen den Parteien nicht mehr gegeben, begründete das Kantonsgericht seinen Entscheid. Schon damals kündigte Uriellas Ehemann Eberhard Eike alias Icordo an: "Wir gehen wenn nötig bis vor Bundesgericht".

Unbeantwortet liess das Gericht die Frage, ob die Klägerin auf Grund von Indoktrination durch die Sekte, psychischem Druck und Krankheit nicht urteilsfähig war, als sie Uriella das Geld überliess. Die Anwältin der Klägerin hatte unter anderem mit Urteilsunfähigkeit argumentiert.

"Regime der Angst"

Die Sekte "Fiat Lux", der rund 700 Personen in der Schweiz, Deutschland und Österreich angehören, war von Klägerseite heftig kritisiert worden. Uriella führe ein "Regime der Angst". Durch Weltuntergangs-Ankündigungen und Drohungen mit Krankheit, Tod und Unglück mache sie ihre Anhängerschaft gefügig, hielten die Kläger fest.

So hatte Uriella bei der Klägerin und deren Kindern Krebs und Leukämie festgestellt - "Diagnosen", die von Schulmedizinern nicht bestätigt wurden. Die Klägerin habe unter dem Regime der Sektenchefin psychisch und körperlich gelitten. "Sie tat alles, was Uriella von ihr verlangte", sagte ihre Anwältin.

Uriellas Ehemann Icordo, der seine Frau vor Gericht vertrat, hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und von einer Hetzkampagne gesprochen. Dass die 72-jährige Sektenchefin, das selbsternannte "Sprachrohr Gottes", am Dienstag vor Gericht erscheinen wird, ist laut Auskunft eines Sprechers des Gerichts eher unwahrscheinlich.

(bb/sda)