Urteil gegen Nazi-Kollaborateur Papon ist rechtskräftig

Die Richter hatten über die Frage zu entscheiden, ob Papon wegen Formfehlern in einem ersten Verfahren erneut vor ein Schwurgericht kommen soll. Papons Anwälte trugen vier von elf Punkten ihres Revisionsantrages vor und sahen darin ausreichend Gründe für einen neuen Prozess. Staatsanwaltschaft und Nebenklage lehnten dies ab.

Staatsanwalt Régis de Gouttes sagte, es gebe keinen Grund, das Urteil vom 2. April 1998 anzufechten. Die Kassationsrichter hätten weder den Prozess neu aufzurollen noch die Geschichte neu zu schreiben oder das Gewissen der damaligen Verantwortlichen zu ergründen - sondern nur die Rechtmässigkeit der Verurteilung zu überprüfen.

Gesundheitliche Probleme

Papon war 1998 von einem Geschworenengericht wegen Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Aus Gesundheitsgründen verbüsste der heute 93-jährige davon nur gut drei Jahre. Der Fall machte weltweit Schlagzeilen.

Fast 60 Jahre nach dem Ende der deutschen Besatzung gilt der Schreibtischtäter Papon als Symbol für Frankreichs Umgang mit seiner eigenen Nazi-Vergangenheit. Als Generalsekretär der Präfektur Bordeaux hatte Papon im Zweiten Weltkrieg Befehle zur Verhaftung und Deportation von Juden aus der Region unterzeichnet.

Mitwirkung an willkürlichen Verhaftungen

Das Schwurgericht Bordeaux entschied 1998, der spätere Pariser Spitzenbeamte sei damit mitschuldig an der Verschleppung und Ermordung von mehr als 1500 Juden gewesen. Konkret zur Last gelegt wurden ihm Mitwirkung an willkürlichen Verhaftungen in 37 Fällen sowie 53 Folterungen.

Nach seiner Vichy-Karriere war Papon unter Präsident Charles de Gaulle zum Pariser Polizeichef befördert worden und später zum französischen Haushaltsminister aufgestiegen. Sein Verhalten während der Nazizeit bereute Papon nie.

(pt/sda)