Vergebung am Grab

Schon zuvor hatten viele Hinterbliebene der Opfer gesagt, sie würden dem Todesschützen vergeben. Der 32-jährige Charles Carl Roberts wurde in einem Familiengrab in Georgetown beigesetzt, dem Nachbarort von Nickel Mines, wo er die Kinder in einem Klassenzimmer überfallen und dann getötet hatte.

Roberts selbst gehörte nicht den Amischen an, einer tief religiösen Gemeinschaft, die moderne Technik wie Fernsehen, Telefone und Autos ablehnt.

Ein Trauerzug mit 26 Fahrzeugen, darunter Kutschen mit den Amischen, bewegte sich am Samstag auf den kleinen Friedhof von Georgetown zu. Ein Pastor, der an der Trauerfeier teilnahm, sagte nach Medienberichten, er sei tief bewegt gewesen.

Blumen für den Schützen

«Es war ein Zeugnis von Gottes Liebe, wie ich es noch nie gesehen habe», wurde er zitiert. Die Liebe, die von den Amischen praktiziert werden, sei ungewöhnlich.

Danach legten die Amischen sogar einzelne Blumen auf den Sarg des Schützen, der sich nach der Bluttat in der Schule am Montag vergangener Woche selbst erschossen hatte.

Am Freitag war die Witwe des Täters, Marie Roberts, selbst zur Beerdigung eines der Opfer ihres Mannes eingeladen worden. Eine Amischen-Familie nahm sie in einer Kutsche mit.

Hass auf sich selbst und auf Gott

Roberts hatte in der Schulklasse auch fünf Mädchen zum Teil schwer verletzt. Der Zustand einer der Schülerinnen wurde am Sonntag als «äusserst ernst» beschrieben.

Bei den Ermittlungen nach dem Verbrechen hatte sich herausgestellt, dass Roberts ein schwer gestörter von Hass auf sich selbst und auf Gott besessener Mann war, der nie über den neun Jahre zurückliegenden Tod seiner neugeborenen Tochter hinweggekommen war.

Kurz vor der Tat hatte er zudem seiner Frau gesagt, dass er vor 20 Jahren zwei Mädchen sexuell belästigt habe und davon träume, es wieder zu tun.

(rr/sda)