Vergessene Geiseln in Irak

publiziert: Donnerstag, 5. Aug 2004 / 08:37 Uhr

Bagdad - Thema ausserhalb des Landes sind nur die Entführungen und Hinrichtungen von Ausländern in Irak. Dabei wurden in den vergangenen Monaten hunderte Einheimische von Banden für ihr verbrecherisches Lösegeld-Geschäft verschleppt.

Entführungen von Irakern werden von den Medien kaum beachtet. Kinder sind besonders bedroht.
Entführungen von Irakern werden von den Medien kaum beachtet. Kinder sind besonders bedroht.
Unbeachtet von den internationalen Medien bleibt das Schicksal irakischer Geiseln - so wie Naufels Geschichte.

Als der 14-jährige Naufel Adel Hadschwel gefesselt und geknebelt Todesängste ausstand, hat die Welt nicht mitgezittert. Die Geschichte des irakischen Schülers schaffte es erst nicht in die Fernsehnachrichten und Zeitungen.

Wenn Naufel von seiner Entführung im vergangenen Dezember erzählt, lässt ihn die Erinnerung noch immer zittern. Zwei bewaffnete Männer schubsten den Jungen auf seinem Schulweg in Bagdad in ein Auto und brachten ihn in ein leer stehendes Haus.

Sie fesselten ihn an den Beinen, ketteten ihn an ein Fenster, schlugen mit einem Gewehr auf ihn ein. "Ich dachte die ganze Zeit, ich müsste sterben", sagt der 14-Jährige.

6000 Dollar für ein Leben

50 000 Dollar Lösegeld forderten seine Entführer. Sonst würden sie den Jungen töten. Für Naufels Vater Adel Hadschwel ein Vermögen, das er nicht besass.

Er kratzte sämtliche Ersparnisse der Familie zusammen und verhandelte sieben Tage lang hart mit den Geiselnehmern.

"Irgendwann gab es einen Punkt, an dem ich sagte: Tötet ihn und ich bezahle die Beerdigung", erinnert sich der 53-Jährige. Schliesslich einigten sie sich auf ein Lösegeld von 6000 Dollar.

"Die Ersparnisse unseres ganzen Lebens", sagt der Familienvater. Die Mutter war überglücklich: "Als er zurückkam, wusste ich gar nicht, wo ich ihn zuerst küssen sollte."

Lasche Strafen

Naufels Entführer kamen hinter Gitter - allerdings nur für zwei Monate. Wieder auf freiem Fuss, bedrohten sie die Familie Hadschwel erneut.

Schliesslich packten die Hadschwels ihre Koffer und flüchteten vor einigen Wochen ins Nachbarland Syrien. "Es gibt keine Ordnung, keine Regierung mehr", sagt der Vater resigniert. Auch unter der neuen Regierung werde sich nichts ändern.

Polizei überfordert

Die Polizei in Bagdad bemüht sich unterdessen, der organisisierten Strassenkriminalität Herr zu werden - und den irakischen Bürgern wieder ein Gefühl von Sicherheit zu geben.

Nach Angaben des Sprechers des Innenministeriums, Adnan Abdul Rhaman, wurden bei einer Razzia Mitte Juli auf einen Schlag 525 Verdächtige festgenommen.

Seit dem Sturz des früheren Machthabers Saddam Hussein im vergangenen Jahr blüht die organisierte Kriminalität. Die Arbeitslosigkeit, die mangelnde Organisation der Sicherheitskräfte und der einfache Zugang zu Waffen tragen ihren Teil dazu bei.

Die Entführungen Einheimischer gehen nicht wie die Geiselnahmen von Ausländern auf das Konto islamischer Extremisten. Sie stehen in Zusammenhang mit der Ausbreitung bewaffneter Banden.

(bsk/afp)

.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
«Unsere Streitkräfte haben 460 Leute evakuiert», sagte ...
Gelungene Flucht  Nahe Falludscha - Hunderten Irakern ist am Freitag die Flucht aus der belagerten Stadt Falludscha gelungen. Es war nach irakischen Angaben die grösste Gruppe, die die seit Tagen umkämpfte Stadt verlassen konnte. Dort leben nach Schätzungen rund 50'000 Menschen. mehr lesen 
G7-Gipfel in Japan  Ise-Shima - Die G7-Staaten haben die Flüchtlingskrise als «globale Herausforderung» anerkannt und weltweites Wirtschaftswachstum als «dringende ... mehr lesen   1
Haider al-Abadi sagt der IS den Kampf an.
Unterstützung durch USA  Bagdad - Irakische Soldaten haben unterstützt von US-Luftangriffen mit einer Militäroperation zur Rückeroberung der Stadt Falludscha aus den Händen der Terrormiliz Islamischer ... mehr lesen  
Demonstranten drängen in «Grüne Zone»  Bagdad - Tausende Anhänger des Schiitenpredigers Moktada al-Sadr haben am Freitag erneut ... mehr lesen  
Titel Forum Teaser
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    belustigend peinlich Das kommt schon fast in die Nähe der Verwechslung von Oekonomie mit ... Mi, 28.12.16 01:21
  • Unwichtiger aus Zürich 11
    Grammatik? Wie kann Stoltenberg denn Heute schon wissen, welche Entscheidungen am ... Sa, 22.10.16 10:59
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Der phallophile Blick eines cerebrophoben Schäfleins! Frau Stämpfli schrieb am Ende ... Mo, 26.09.16 17:32
  • keinschaf aus Wladiwostok 2826
    phallophobe Geschichtsrückblicke "Und die grösste Denkerin des 21. Jahrhunderts? Verdient ihr Geld mit ... Sa, 13.08.16 17:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Alle Demonstranten gefilmt. Der Erdogan lässt doch keine Domo gegen sich zu! Die ... Di, 21.06.16 16:42
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Konzernrecht? Konzernpfusch! Was ist denn das? Konzerne werden vorwiegend von Vollidioten geführt. ... Fr, 10.06.16 17:49
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Der... Daesh (IS) kommt immer mehr unter Druck. Davon sind inzwischen auch ... Do, 02.06.16 19:22
Jonathan Mann moderiert auf CNN International immer samstags, um 20.00 Uhr, die US- Politsendung Political Mann.
CNN-News Was würde «Präsident Trump» tatsächlich bedeuten? Noch ist absolut nichts sicher, doch es ...
 
Stellenmarkt.ch
Der Remoteserver hat einen Fehler zurückgegeben: (500) Interner Serverfehler.
Source: http://www.auktionen.ch/ajax/top5.aspx?ID=0&col=COL_3_1
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 0°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Basel 5°C 14°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 1°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Bern 0°C 11°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Luzern 1°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Genf 5°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten