OECD-Bildungsbericht

Verhaltensmuster beeinflussen Bildungsweg von Kindern

publiziert: Donnerstag, 5. Mrz 2015 / 13:34 Uhr
Gewisse Lehrstrategien können Kinder zu hohen Leistungen anspornen.
Gewisse Lehrstrategien können Kinder zu hohen Leistungen anspornen.

Paris/Berlin - Geprägte Verhaltensmuster sind bei Knaben und Mädchen nach wie vor stark verankert und beeinflussen den Bildungsweg. So sind Knaben im Alter von 15 Jahren empfänglicher dafür, der Schule den Rücken zu kehren, und Mädchen begeistern sich tendenziell weniger für wissenschaftliche Studien.

5 Meldungen im Zusammenhang
Dies geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten OECD-Bildungsbericht hervor, der den Fokus auf die Geschlechter gelegt hat. Die Untersuchung stützt sich auf die Ergebnisse in 65 Ländern. Die Schweiz bewegt sich im Mittelfeld.

Immerhin gehört die Schweiz zusammen mit Deutschland, Portugal, der Slowakei und Tschechien zu jenen wenigen OECD-Ländern, in denen der prozentuale Anteil diplomierter Frauen im Wissenschaftsbereich zwischen 2000 und 2012 um mindestens zehn Prozentpunkte angewachsen ist.

Fundamentale Unterschiede von Knaben und Mädchen

Gemäss dem Bericht unterscheidet sich die Einstellung gegenüber Mathematik und Naturwissenschaften, und damit einhergehend auch das Interesse an Karrieren in einem naturwissenschaftlichen oder technischen Feld, zwischen Jungen und Mädchen fundamental.

Im OECD-Durchschnitt könne sich weniger als eines von 20 Mädchen im Alter von 15 Jahren vorstellen, später in einem sogenannten MINT-Fach (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) zu arbeiten. Bei den Knaben seien es immerhin vier von 20.

Dieses Ergebnis wird von den OECD-Experten als erstaunlich bezeichnet, zumal beide Geschlechter im PISA-Test Naturwissenschaften ähnliche Leistungen erbracht haben. Und es sei problematisch, weil es gerade die MINT-Berufe seien, die zu den bestbezahlten Karrieren führten.

Mädchen schneiden besser ab

Auf den ersten Blick schienen die Ergebnisse des PISA-Tests die Geschlechter-Präferenzen zu bestätigen: In vielen teilnehmenden Ländern hätten Knaben bei den mathematischen Aufgaben besser abgeschnitten, während die Mädchen ihre Altersgenossen beim Lesen in allen Ländern hinter sich liessen.

Bei genauerer Betrachtung falle allerdings auf, dass Mädchen in besonders leistungsstarken Volkswirtschaften in Mathematik mit den Jungen gleichauf seien und weit bessere Ergebnisse erbrächten als die Knaben der meisten anderen Länder.

Von der Gesamtheit der besonders leistungsschwachen Schüler in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften sind 60 Prozent Knaben, wie es im Bericht weiter heisst. In der Schweiz liegt der Anteil bei 56,5 Prozent. Ihr Risiko, die Schule abzubrechen, sei dementsprechend höher als das von Mädchen.

Einstieg ins Lesen erleichtern

Deshalb sei es besonders wichtig, die Lesefähigkeiten der Knaben zu verbessern. Eltern und Lehrer sollten das unterschiedliche Lese- und Freizeitverhalten der Buben berücksichtigen, und ihnen den Einstieg ins Lesen durch passende Lektüre erleichtern.

So begeisterten sich Jungen häufiger für Comics, während Mädchen eher zu Romanen oder Magazinen griffen. Selbst ein gemässigter Konsum von Videospielen, für die Jungen eher Interesse zeigten als Mädchen, könne die digitalen Lesekompetenzen verbessern.

Ebenso sei das Leseverständnis der Jungen in in den zumeist asiatischen Ländern höher als das der Mädchen in schwächeren Teilnehmerstaaten. Die Geschlechterdifferenzen begründen sich laut OECD also nicht durch angeborenes Unvermögen oder Vermögen, sondern vielmehr durch eine erworbene Haltung gegenüber der Materie, der Schule beziehungsweise dem Lernen ganz allgemein.

Unterschiede verringert

«Wir haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Unterschiede in der Bildung von Mädchen und Jungen, Männern und Frauen enorm verringert. Aber wir dürfen nicht aufhören, unsere Kinder dazu zu motivieren, ihr ganzes Potenzial auszuschöpfen», sagte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher bei der Vorstellung des Berichts.

Eine Möglichkeit, Jungen und Mädchen zu hohen Leistungen anzuspornen, besteht laut dem Bericht in Lehrstrategien, die darauf ausgerichtet seien, dass die Schüler erklärten, wie sie zum Beispiel eine Mathematikaufgabe gelöst hätten. Erhielten die Schülerinnen und Schüler darüber hinaus noch Gelegenheit, das Gelernte in einem anderen Kontext oder in der Praxis anzuwenden, habe sich das Ergebnis für beide Geschlechter verbessert, vor allem aber bei den Mädchen.

(bg/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Paris - Mehr Zeit am Computer bringt Jugendlichen nicht unbedingt ... mehr lesen
Mehr Zeit am Computer bringt Jugendlichen nicht unbedingt zusätzliche Lernkompetenz.
Getarnte Spionin? (Symbolbild)
London - Vergesst die Bond-Girls! Die ... mehr lesen
Schulkinder können mit einem speziellen Gedächtnistraining besser lesen.
Saarbrücken/Berlin - Spielerisches Training des Gedächtnisses hilft Kindern dabei, sprachliche Informationen besser zu verarbeiten. mehr lesen
Die Schweizer Jugendlichen lesen ... mehr lesen
Schweizer Jugendliche sind in der Mathe gut.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 21
Lehrmittel und Lehrpläne sind in Bezug auf Geschlechterdarstellungen oft veraltet.
Lehrmittel und Lehrpläne sind in Bezug auf ...
Bund, Kantone und Wirtschaft in der Pflicht  Bern, 25.05.2023 - Die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen EKF richtet Empfehlungen an Bund, Kantone und Wirtschaft. Denn: Obwohl die Gleichstellung von Frau und Mann in der Schweiz vorankommt, verdienen junge Frauen bereits beim Berufseinstieg weniger als junge Männer und leisten mehr unbezahlte Care-Arbeit. Um tatsächliche Gleichstellung zu erreichen, brauche es Massnahmen im Bildungsbereich. mehr lesen 
Dübendorf, St. Gallen und Thun, 16.05.2023 - Wer beim nationalen Wettbewerb von «Schweizer Jugend forscht» eine besondere Leistung ... mehr lesen  
Physiklaborant-Lernende Sofie Gnannt und Nick Cáceres präsentierten ihr Projekt über die Kunststofftrennung mit Terahertzstrahlung am Finale des 57. Wettbewerbs von «Schweizer Jugend forscht».
Wenn Sie eine Weiterbildung in Erwägung ziehen, denken Sie vermutlich an fachspezifische Kenntnisse und Fähigkeiten. Doch neben diesen Hard Skills gibt es noch etwas anderes, das für eine erfolgreiche ... mehr lesen
Zu den Soft Skills gehören Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Selbstmanagement und Problemlösungskompetenz.
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mo Di
Zürich 12°C 24°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig recht sonnig
Basel 12°C 26°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig recht sonnig
St. Gallen 11°C 21°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig recht sonnig
Bern 11°C 23°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig recht sonnig
Luzern 12°C 24°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Genf 13°C 25°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Lugano 15°C 23°C vereinzelte Gewitterleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig vereinzelte Gewitter vereinzelte Gewitter
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten