Verkauf von ProSieben bietet Chancen für Medienkonzerne

publiziert: Samstag, 14. Jan 2006 / 11:28 Uhr / aktualisiert: Samstag, 14. Jan 2006 / 21:18 Uhr

München - Die weltweiten Mediengiganten erhalten eine zweite Chance, um gross in den deutschen Fernsehmarkt einzusteigen. Mit dem Spielfilm-Sender ProSieben steht einer der grössten und profitabelsten Fernsehkanäle zum Verkauf.

«TV Total» mit Stefan Raab kam beim Publikum gut an.
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«Das anzuschauen ist für alle Pflicht», sagt Stefan Weiss, Medien-Experte der WestLB in London. Dem Vernehmen nach hat sich eine Reihe ausländischer Investoren bei den Banken gemeldet, seit der Springer-Verlag verkündet hat, sich im Rahmen der Übernahme von ProSiebenSat.1 von ProSieben zu trennen.

ProSieben kam 2005 in der Werbezielgruppe der 14- bis 49-Jährigen mit Spielfilmen wie «Spiderman», Serien wie «Desperate Housewives» und TV Total mit Stefan Raab auf einen Marktanteil von knapp 12 Prozent. Der Sender machte einen Vorsteuergewinn in dreistelliger Millionenhöhe.

Ausländische Übernahme?

«Solche Kaufgelegenheiten gibt es nur noch selten in Europa», sagt ein Experte. Als potenzielle Interessenten werden die üblichen Verdächtigen genannt, allen voran der US-Konzern General Electric (NBC), der Disney-Konzern, Viacom und der französische Sender TF1. Vorstellbar ist auch ein Verkauf an Finanzinvestoren wie etwa Permira. Permira ist bereits am Pay-TV-Kanal Premiere und am TV-Konzern SBS beteiligt. In Deutschland gibt es - anders als in anderen Ländern - für das Engagement ausländischer Investoren keine Einschränkungen.

Daher schielen die grossen Spieler schon länger auf den deutschen Fernsehmarkt. Als ProSiebenSat.1 vor drei Jahren schon zu haben war, wagte in einem schwierigen Medienumfeld aber nur US-Milliardär Haim Saban die Übernahme. Für ihn wird sich der Mut trotz der Probleme im Geschäft mit Springer auszahlen. Bisher sind viele ausländische Medienkonzernen eher halbherzig auf dem deutschen Markt engagiert. General Electric betreibt in Deutschland über die Tochter NBC Universal schon seit längerem die Pay-TV-Kanäle 13th Street und Sci Fi. Ein heisser Kandidat ist auch der französische Sender TF1. Die Franzosen wollten im Sommer 2003 schon einmal 10 Prozent an ProSiebenSat.1 übernehmen. Saban sitzt im Verwaltungsrat von TF1, was die Verhandlungen erleichtern dürfte.

Finanzierung kein Thema

Die Finanzierung dürfte für strategische Investoren wie für Finanzinvestoren kein Thema sein. Allerdings gehen die Schätzungen für den Preis weit auseinander. Analysten schätzten den ProSieben-Wert zunächst auf 0,8 bis 1 Mrd. Euro. Springer geht laut Brancheneinschätzung von bis zu 2,4 Mrd. Euro aus. «Der faire Preis liegt wohl dazwischen», sagt WestLB-Experte Weiss. Eine Übernahme von ProSieben oder der gesamten Gruppe durch ausländische Investoren würde bei den Beschäftigten Verunsicherung auslösen. «Die hätten sicher härtere Renditeanforderungen als ein Springer-Verlag», hiess es in Arbeitnehmerkreisen.

Die Beschäftigten sähen denn auch am liebsten einen deutschen Käufer - falls eine Aufspaltung denn unvermeidbar sein sollte. Wunschkandidat wäre der Bezahlsender Premiere, dessen Chef Georg Kofler einst die Erfolgsgeschichte von ProSieben begründet hatte. Diesem Szenario werden in Branchenkreisen aber nur wenig Chancen gegeben.

Rückzug von Bauer

Vor einigen Jahren hatte der Bauer-Verlag ProSiebenSat.1 schon fast übernommen, dann aber zurückgezuckt. Auch jetzt kann sich der Verlag eine Übernahme von ProSieben theoretisch vorstellen - bei den beteiligten Banken hat sich der Verlag bisher aber nicht gemeldet.

(Von Axel Höpner, dpa/sda)

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Roger Schawinski, derzeitiger Sat1-Chef.
 
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