Versunkener Thunersee-Dampfer nach 138 Jahren wieder gefunden

Bei dem Schiffsuntergang am 2. April 1864 war ein Besatzungsmitglied ums Leben gekommen. Das ehemals im Tourismus eingesetzte erste Dampfschiff auf dem See diente zu dem Zeitpunkt nur noch als Lastkahn. Die Dampfmaschine und die Schaufelräder waren abmontiert worden.

Wie der Lokalhistoriker und Autor Markus Krebser einen Bericht des SonntagsBlick bestätigte, gingen dem Fund jahrelange vergebliche Suchaktionen voraus. Hobbytaucher hätten immer nach dem Schiff gesucht.

Eine grossangelegte Aktion zum Jubiläum 150 Jahre Thunersee-Schifffahrt sei 1985 ohne Erfolg geblieben. Damals habe man die technischen Mittel nicht besessen, das im Schlick liegende Wrack zu orten. Nun hätte ein Sonargerät die Tourismus-Pionierin im Thunersee geortet.

Was weiter mit dem Schiff geschieht, konnte Krebse auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda nicht sagen. Vom einst prächtigen Dampfer bestehe ja nur noch die Schale. Maschine und Schaufelräder seien beim Umbau in einen Schleppkahn ausgebaut worden und längst verschwunden.

Sollte sich die 30 Meter lange Schale als ein Prachtsstück erweisen, lasse sich eine Hebung prüfen. Das sei aber eine Kostenfrage. Vorläufig sauge man einmal etwas Schlick ab, um ein genaueres Bild zu erhalten.

Die Geschichte der Bellevue ist bewegt. Die Besitzer des Hotels Bellevue in Thun, die Gebrüder Knechtenhofer, liessen das erste Thunersee-Dampfschiff bei der Maschinenfabrik Cavé in Paris bauen. In Einzelteilen wurde es nach Thun geschafft und zusammengebaut.

Jungfernfahrt war am 31. Juli 1835. Im Jahr 1836 transportierte die Bellevue rund 25 000 Passagiere. Nach sechs Jahren wurde das Schiff in den Brienzersee transferiert, wo es als Faulhorn 14 Jahre lang fuhr. 1859 wurde das Passagierschiff zum Lastkahn umgebaut.

(bert/sda)