Vier Jahre Intifada brachten Leid und Bitterkeit

publiziert: Dienstag, 28. Sep 2004 / 13:41 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 28. Sep 2004 / 14:21 Uhr

Jerusalem - In einem schier endlos scheinenden Konflikt mögen vier Jahre nicht viel erscheinen. Doch die vergangenen vier Jahre in der Nahost-Dauerkrise haben besonders viel Leid und Bitterkeit über Israelis und Palästinenser gebracht.

Am 28. September 2000 besuchte der damalige Oppositionsführer und heutige israelische Ministerpräsident Ariel Scharon den Tempelberg mit der moslemischen El-Aksa-Moschee. Mit dieser Provokation löste er eine Revolte aus, die die Palästinenser als Intifada, "Aufstand", bezeichnen.

Es ist ein trauriger Jahrestag: Mehr als 4000 Menschen sind seither in einer Abfolge von blutigen Zusammenstössen, Selbstmordanschlägen und Militäreinsätzen ums Leben gekommen.

Der palästinensische Politologe Mahdi Abdelhadi hat in den vergangenen vier Jahren eine grundlegende Änderung im Leben von Palästinensern und Israelis gleichermassen ausgemacht: "Wir leben jetzt in einer Kultur des Eingesperrtwerdens und der Aufopferung, während die Israelis in einer Kultur der Angst leben."

Ein Staat für die Palästinenser

Die Gewalt könnte immerhin den Grundstein für eine Lösung des Konflikts gelegt haben, sagen die israelischen Autoren Amos Harel und Avi Issacharoff. Bei einer Mehrheit der Israelis habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Konflikt nur dann gelöst werden kann, wenn die Palästinenser ihren eigenen Staat bekommen.

"Die Mehrheit weiss heute: Es gibt keine Alternative zur Existenz zweier Staaten zwischen Jordan und Mittelmeer. Aber dieser Bewusstseinswandel hat noch nicht zu einem politischen Wandel geführt", kritisieren sie.

Scharons Sorge

Anzeichen für eine politische Neubesinnung in der israelischen Regierung sind freilich durchaus zu erkennen - ausgerechnet bei Ministerpräsident Ariel Scharon. Der 76-jährige Hardliner brachte mit seinem innerparteilich umstrittenen Plan eines einseitigen Rückzugs aus dem Gazastreifen Bewegung in den Konflikt.

Ein enger Mitarbeiter spricht von einem Sinneswandel seines Chefs: "Scharon hat die Augen geöffnet. Er weiss jetzt, dass eine Konfliktlösung in erster Linie politisch sein muss." Scharon sorge sich um das Bild, das die Nachwelt von ihm haben wird.

"Verräter"

Seine früheren Verbündeten von der politischen Rechten sehen ihn inzwischen als Verräter: "Scharon hängt jetzt tatsächlich der Illusion nach, man könne mit den Palästinensern Frieden schliessen", sagt Nissan Slomianski von der Nationalreligiösen Partei, die vor allem die jüdischen Siedler vertritt.

Gerade die Siedlungen stehen einer Friedenslösung und der Errichtung eines palästinensischen Staates im Wege. Ende 2000, zu Beginn der Intifada, lebten nach offiziellen israelischen Angaben 198 000 jüdische Siedler im Westjordanland und im Gazastreifen. Ende 2003 waren es schon 232 000.

Ökonomischer Schaden

Angesichts des Streits um Land geht beinahe unter, dass die Intifada auch grossen Schaden in anderen Lebensbereichen anrichtete. So war der volkswirtschaftliche Preis für beide Seiten katastrophal. Ausgangssperren und die regelmässige Abriegelung der Palästinensergebiete brachten deren schwache Ökonomie ins Wanken. Auch Israels Wirtschaft kommt nicht aus dem Tief heraus. Der Tourismus, ein wichtiger Devisenbringer, wurde durch die Gewalt schwer getroffen.

(Sophie Claudet/afp)

 
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