Vom Paradies zum Albtraum
Noch vor wenigen Jahren waren Chinas Grossstädte ein Paradies für Taxichauffeure und Taxikunden. Das hat sich radikal geändert. Die Taxifahrer sind sauer und arbeiten zu viel, die Taxikunden sind wütend und warten vergeblich auf Taxis.
Eine Fahrt im Chaoyang Distrikt im Zentrum von Peking ist preiswert. Zehn Kilometer schlagen mit 25 Yuan - umgerechnet rund drei Franken zwanzig - zu Buch. Klar, die Metro ist billiger. Gerade einmal zwei Yuan pro Fahrt, unabhängig von der Distanz. Noch billiger natürlich ist es mit Fahrrad. Nur eben: die Metro ist überfüllt, die Strassen sind im Dauerstress der Staus blockiert. Nur mit dem Velo kann man sich durchwieseln. All das ist aus der Perspektive des Taxichauffeurs die Hölle. Kein Wunder deshalb, dass heute im Gegensatz zur Zeit vor einem Jahrzehnt es extrem schwierig geworden ist, im heillosen Gewühl der Rush-hour überhaupt noch ein Taxi zu ergattern.
In den 1980er-Jahren - dem ersten Jahrzehnt der chinesischen Wirtschaftsreform - gab es kaum Taxis, dafür umso mehr mit pedalierender Menschenkraft betriebene Dreirad-Rikschas. Die gibt es heute nicht mehr, das heisst, nur noch für Touristen im eng begrenztem Umfeld der Hutong, d.h. der Pekinger Altstadt. In den 1990er-Jahren begann dann die Taxi-Zeit. Die Regierung vergab Lizenzen, und wie überall waren auch in Peking die Risikofreudigsten und am besten Vernetzten die grossen Gewinner. Damals war der Verkehr noch moderat. Noch nicht einmal eine Million Autos teilten sich die Boulevards mit fast zehn Millionen Fahrrädern. Heute, nach dem dritten Jahrzehnt der Wirtschaftsreform, rollen in Peking rund fünf Millionen Autos auf einem Strassennetz, das zwar eiligst ausgebaut wurde und wird, der Blechlawine jedoch nie gerecht werden kann.
Die Taxichauffeure sind nicht zu beneiden. Rund 70'000 rote, blaue, weisse und grüne Taxis mit gelben Streifen fahren Tag und Nacht durch den Dschungel der Grosstadt. Weit über zweihundert Taxibetriebe teilen sich die städtischen Lizenzen auf und machen schöne Profite. Nicht so der Taxichauffeur. Monatlich bezahlt er 3'000 Yuan für den Wagen, plus Benzin, plus Reparaturen. Die Betreiber vermieten ihre Flotte rund um die Uhr, das heisst in zwei 12-Stunden-Schichten. Um einigermassen über die Runden zu kommen, arbeitet ein Pekinger Taxichauffeur mindestens sechs Tage und kommt so auf eine Wochenarbeitszeit von 72 Stunden. Am Schluss bleiben ihm drei- bis viertausend Yuan pro Monat.
Der Taxichauffeur hat auch von der Firma und der städtischen Lizenzbehörde eine Reihe von Bedingungen zu erfüllen. Er muss sich «anständig» kleiden, darf keinen Bart tragen, darf nicht rauchen, rotzen oder mit dem Handy telefonieren. Kurzum, er muss höflich und freundlich sein und darf keinesfalls Fahrgäste abweisen. Falls doch, kann man sich bei der Taxifirma beschweren. Das ist einfach, denn jeder Taxifahrer hat gut sichtbar seine Lizenz mit Konterfei und Nummer am Armaturenbrett angebracht. Bei einer Beschwerde erhält er einen Punkteabzug, was im Extremfall zum Lizenzverlust und zu Arbeitslosigkeit führen kann. «Wir werden ausgebeutet», sagt ein Fahrer, der sich verständlicherweise nur mit dem chinesischen Allerweltsnamen Wang zitieren lässt.
Die Tarife sind für den Kunden vom unteren bis mittleren Mittelstand - und davon gibt es in Peking allein unterdessen Millionen - sehr günstig. Beim Einsteigen stehen zehn Yuan auf dem obligatorischen Taxameter. Das reicht für vier Kilometer. Danach werden pro Kilometer zwei und ab Kilometer fünfzehn drei Yuan berechnet. Das grösste Problem sind die Staus. Steckt man im Zentrum oder auf der zweiten, dritten oder vierten Ringstrasse im Stau, kann das eine halbe Stunde oder mehr Zeit kosten. Der Taxameter aber berechnet pro fünf Minuten Wartezeit einen einzigen Yuan.
Dazu kommt die Konkurrenz der «Schwarzen». Das sind nicht konzessionierte Taxis, das heisst Privatwagen. Dort gibt es keine Taxameter, sondern der Preis wird ausgehandelt. Die «Schwarzen» sind etwas teurer, dafür bei Regen oder Stossverkehr immer zu haben. Zusätzlich kommen die meist von Rentnern gefahrenen motorisierten Dreiräder, die zwar billig aber extrem gefährlich sind.
Ein Pekinger Taxifahrer also hat es schwer. Und doch, die Pekinger Taxifahrer sind die besten, finde ich, als ehemaliger Insider, wenigstens. In einem Ranking der Taxifahrer meiner mir bekannten Welt - also die beiden Amerikas, Europa, Australien und Asien - erfahren sich ohne jeden Zweifel die Pekinger eindeutig die Nummer Eins. Zwar haben die meisten, weil aus der Provinz, wenig geografische Kenntnisse der 20-Millionen-Megalopolis, und die Englischkenntnisse beschränkten sich auch bei Olympia 2008 auf Okay, Okay und Money, Money. Dennoch: im Unterschied zu Basel, Bern oder Zürich und nicht zu vergessen New York, Caracas, L.A., Mexico City, Denver oder Hanoi und Jakarta ist in Peking der Trick 15 unbekannt. Der Trick 15 besteht einfach darin, den Fremdling in kunstvollen Mäandern durch die Stadt zu fahren, ohne dass er es merkt, um somit einen hohen Preis herauszuschinden.
Ich gestehe, ich bin nicht unschuldig. Als Werkstudent am Taxisteuer beherrschte ich - nach etwas Übung und Tips von Profikollegen - den Trick 15 quasi perfekt. Einen kunstvollen Mäander hinzukriegen braucht ja, let's face it, eine Spur von Kreativität. Und das hat natürlich seinen Preis. Dem kreativsten Mäander-Taxichauffeur bin in Washington D.C. begegnet. In später, dunkler Nacht liess ich mich, zum ersten Mal in der Stadt, vom Flughafen ins Hotel fahren. Am nächsten Morgen bestieg ich wieder ein Taxi, das mich damals 1990 an meinen neuen Arbeitsplatz bringen sollte. Ich sass also in einem Taxi in einer mir fremden Stadt und fabulierte über Gott, die Welt und die amerikanische Regierung mit dem gut gelaunten, aufgestellt Afro-Amerikaner am Steuer. 45 Minuten später erreichten wir das Büro an der M Street. 33 Dollar und 50 Cents plus ein schönes Trinkgeld für die angenehme Fahrt. Nach dem ersten Arbeitstag bestieg ich an der M Street wieder ein Taxi und gab als Fahrziel das Hotel an. Der Taxichauffeur sagte dann ziemlich perplex: «Sir, das Hotel liegt gleich um die Ecke keine 200 Meter entfernt». Chapeau! Weltrekord in der Disziplin Trick 15.
Kreativität in Ehren, aber mein Pekinger Lieblings Taxi-Chauffeur Xiao Liu ist mir da halt am Ende doch noch lieber. Vor allem auch deshalb: er kennt alle Gerüchte dieser Stadt und hört buchstäblich das Pekinger Gras wachsen.
(Peter Achten/news.ch)
-
23:10
Schweizer Esprit-Läden sind konkurs -
18:33
Warum Lachen gesund ist -
17:26
«Lichtblick» - Fotografien politischer Bewegungen in den 1970ern und heute -
15:35
Briefmarkensammeln: Ein Hobby für alte Leute? -
14:59
Bundesrat belässt Zinsen für Covid-19-Kredite unverändert -
16:10
Heilung der Augen mit Kontaktlinsen -
17:16
SpaceX errichtet Spionagenetz «Starshield» für US-Militär -
16:51
Handelsbilanz mit einem Überschuss von 2,2 Mrd. Fr. -
16:35
Personal effektiver planen dank digitaler Zeiterfassung -
16:50
2022 lag der Durchschnittslohn bei 6788 Franken - Letzte Meldungen
- Freie Stellen aus der Berufsgruppe NGO, NPO, Hilfswerke
- CAMPAIGN & DIRECT MARKETING MANAGER (60-80%)
Zürich - Unsere Vision ist eine Welt mit genügend und gesunder Nahrung für alle, produziert von gesunden... Weiter - Leitung Zentrale Dienste (80 - 100%), Mitglied des Managementteams
Arlesheim - Ihre Aufgaben: Sicherstellung und Gewährleistung eines stabilen, effizienten und kostenbewussten... Weiter - Bis zu CHF 500.- pro Tag als Dialoger*in / Social Promoter*in für NPOs
Schweiz - Deine Tätigkeit: Als Fundraiser*in bzw. Dialoger*in setztest du dich für tolle Schweizer... Weiter - Persönlichkeit für die Pfarreiseelsorge 70 - 100 %
Zug - Arbeitest du gerne mit Menschen verschiedenen Alters zusammen? Bist du motiviert, kreativ und... Weiter - CHF 240. Fixlohn pro Tag +Bonus | Social Promoter*in (m/w/d) für Hilfswerke
Zürich, Bern, Basel, St. Gallen, Luzern, Aarau - Als Social Promoter*in bei Voiss kannst du als Sprachrohr von renommierten Hilfswerken (NPOs) einen... Weiter - Projektmanager*in Deutschschweiz 80%
Olten - Wir suchen per Juli 2024 oder nach Vereinbarung mit Arbeitsort Olten eine/n Projektmanager*in... Weiter - Bereichsleitung Qualitätsmanagement (80-100%)
Basel - Aufgaben Als Bereichsleitung Qualitätsmanagement bist Du verantwortlich für die Organisation,... Weiter - Fachperson für Eingliederungsmassnahmen, 60%
Zürich - Arbeitsort: Zürich Höngg Was bringst du mit Abgeschlossene Berufsausbildung mit langjähriger... Weiter - Spezialistin / Spezialisten für Arbeitsmarktintegration 70%
Windisch - Ihre Aufgaben Sie beraten und begleiten erwachsene Personen, individuell und... Weiter - Persönlichkeit für die Pfarrei- und Quartierarbeit 30 %
Zug - Deine Hauptaufgaben Organisation und aktives Mitwirken bei Quartier- und Pfarreianlässen wie... Weiter - Über 20'000 weitere freie Stellen aus allen Berufsgruppen und Fachbereichen.
Internetpräsenz aufbauen?
www.kenntnisse.ch www.pekinger.swiss www.jahrzehnt.com www.strassen.net www.ringstrasse.org www.megalopolis.shop www.beschwerde.blog www.chaoyang.eu www.gewinner.li www.arbeitslosigkeit.de www.untergrund.at
Registrieren Sie jetzt komfortabel attraktive Domainnamen!
Heute | Fr | Sa | |||
Zürich | 0°C | 12°C | |||
Basel | 5°C | 14°C | |||
St. Gallen | 1°C | 9°C | |||
Bern | 0°C | 11°C | |||
Luzern | 1°C | 12°C | |||
Genf | 5°C | 13°C | |||
Lugano | 6°C | 10°C | |||
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten |
- Die Wertvollsten Spieler im Fussball: Aktuelle Top-Stars
- Die verborgenen Taktiken der Fussballmannschaften
- Superfoods für Fussballer: Welche Nahrungsmittel steigern die Ausdauer und Leistung auf dem Feld?
- Jenseits der Top-Clubs: Die Seele des Fussballs in kleinen Vereinen
- So gestalten Sie eine unvergessliche Fussballparty
- Der emotionale Aufstieg: Wie Fans die Siege ihres Teams hautnah erleben
- Lost in Translation: Herausforderungen bei der Übertragung von Fussballbegriffen ins Schweizerdeutsche
- Mehr Fussball-Meldungen
- Schweizer Esprit-Läden sind konkurs
- Handelsbilanz mit einem Überschuss von 2,2 Mrd. Fr.
- Stress am Arbeitsplatz: Wie man Warnsignale erkennt und wirksame Gegenmassnahmen ergreift
- 2022 lag der Durchschnittslohn bei 6788 Franken
- Fingerfood und Cocktails im Fokus der Wirtschaft: So beeindrucken Sie Ihre Geschäftspartner
- TripAdvisor: Britische Restaurants in der Schweiz beliebter als österreichische
- Vom Traum zur Wirklichkeit: Die Reach Goals-Methode
- Weitere Wirtschaftsmeldungen
- Durchbruch bei der Wasserstoffproduktion
- Uhren für Klimaaktivisten: ID Genève setzt voll auf Nachhaltigkeit
- Revolutionäre Energiespeicher: Superkondensator aus Zement, Wasser und Russ
- «co-operate»: Modell für klimagerechtes Bauen
- Schweizer Finanzplatzakteure entwickeln gemeinsam die Net-Zero Data Public Utility
- Tesla baut neue Mega-Factory in Shanghai
- domains.ch zieht um ins Rechenzentrum Ostschweiz
- Letzte Meldungen
- Die Kopfhörer für erholsamen Schlaf
- Der Renault 5 kommt zurück - diesmal elektrisch
- Makerspaces: Orte der Kreativität und Innovation
- 13,3% der Erwerbstätigen verwenden bei ihrer Arbeit nie digitale Geräte
- Paysafecard - so funktioniert das elektronische Zahlungsmittel
- BYD: Der chinesische Elektroauto-Gigant ist auf dem Weg
- Inmitten der Digitalisierung: Wie Technologie das Entertainment verändert hat und was vor uns liegt
- Letzte Meldungen
- Seminare zum Thema Chinesisch-Sprachkurse
- Chinesisch Anfänger*innen A1 1. Teil
- Chinesisch Anfänger*innen 1. Teil
- Chinesisch für die Reise
- Chinesisch Anfänger*innen
- Chinesisch Anfänger/innen - Onlinekurs
- B1.10 Chinesisch
- B2 Chinesisch
- A1.1 Chinesisch
- C1 Chinesisch
- Chinesisch Anfänger*innen A1 1.Teil
- Weitere Seminare