Von Solidarität und Eigenverantwortung

publiziert: Donnerstag, 31. Jul 2008 / 22:22 Uhr / aktualisiert: Freitag, 1. Aug 2008 / 11:31 Uhr

Bern - Die Bundesräte Samuel Schmid, Moritz Leuenberger und Hans-Rudolf Merz haben sich schon am Tag vor dem Nationalfeiertag ans Volk gewandt. Schmid warb in Wittenbach SG für eine aktive, offene Schweiz mit Platz für «grosse Ideen». Er wurde mit Applaus empfangen.

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Als positives Beispiel einer «grossen Idee» nannte der Verteidigungs- und Sportminister die erfolgreiche EURO 2008. Eine andere «grosse Idee» sieht Schmid im bilateralen Weg der Schweiz gegenüber einem immer enger zusammenrückenden Europa.

Mit der Ausdehnung und Weiterführung der Personenfreizügigkeit nach 2009 werde dieser Weg noch gefestigt, sagte Schmid. Die Schweiz müsse sich, zum Schutz der Heimat, auf Risiken und Herausforderungen der Globalisierung vorbereiten.

Leuenberger bloggt

Bundesrat Moritz Leuenberger sieht in der direkten Demokratie das Instrument für den Erhalt der Schweiz. In seinem Blog-Eintrag zum 1. August verteidigt die direkte Demokratie gegen den Vorwurf der Langsamkeit und der Inkohärenz.

Die direkte Demokratie dränge zum Verhandeln, zum Interessensausgleich, zum Kompromiss. «Das erheischt eine eigene, eine typisch schweizerische Geschwindigkeit, die in unseren Nachbarländern oft als langsam empfunden wird.»

Die Grundidee der direkten Demokratie sei doch, dass alle teilnehmen und sich einsetzen könnten, schreibt Leuenberger. Deshalb widerspreche «der Gang 'in die Opposition'» dieser Idee.

Der Grundgedanke müsse «stets wieder errungen werden». Rechtsstaatlichkeit und Solidarität seien stets in Frage und auf die Probe gestellt. Letztere müsse nicht nur innerhalb der Schweiz oder mit der nächsten Generation gewährleistet sein, sondern auch mit anderen Ländern.

Wieder lernen, zu dienen

Bundesrat Hans-Rudolf Merz appelliert zum 1. August an die Eigenverantwortung der Schweizer Bürger. Diese müsse wieder mehr zur Geltung kommen, um die immer stärker geforderten sozialen Einrichtungen nicht zu überfordern.

Der Bedarf an staatlicher und privater Hilfe wachse in einem «besorgniserregenden» Ausmass, gibt der Finanzminister in seiner aufgeschalteten Internet-Ansprache zu bedenken. Neben der Rückkehr zur Eigenverantwortung müssten die Schweizer Bürgerinnen und Bürger auch wieder lernen, dem Staat und der Gesellschaft zu dienen.

«Jeder nach seinen Möglichkeiten», betont Merz. Er denke an die Altersbetreuung, an Jugendarbeit, an die vielen Hilfsorganisationen in der Schweiz, aber auch an die Freiwilligkeit in Sport und Politik. «Ich bin überzeugt: Nur so wahren wir das heutige Gleichgewicht zwischen Staat und Bürgerinnen und Bürgern.»

3000 zusätzliche Polizisten

CVP-Präsident Christophe Darbellay wiederholte derweil an einer vorgezogenen Bundesfeier in Turtmann VS die Forderung der CVP für 3000 zusätzliche Polizisten. Gehe es um das Problem Jugendgewalt, wolle das Volk Lösungen und Taten sehen.

(smw/sda)

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Soviel Text....
könnten Sie sich nicht kürzer fassen ?
Sauber analysiert
Wäre es den Regierenden mit solchen Statements ernst müssten sie den Staatsapparat und unzählige Amststellen zurückbuchstabieren, ja sich selbst überflüssig machen.

Eigenverantwortung, Privatinitiative, Solidarität wird gepredigt, gleichzeitig sollen flächendeckende Tagesstrukturen dafür sorgen, dass die aktive Bevölkerung noch mehr arbeitet, damit sie mehr Steuern zahlen kann, mit denen wiederum mehr Staat aufgebaut wird. Welche Politiker wollen diesen Teufelskreis denn wirklich durchbrechen?
Popanze
Selten so einen fundierten Artikel gelesen hier in diesem Forum. Genau so wird's gemacht: Man baut sich Popanze auf und macht damit Politik. Und weil sich viele auch noch dabei wohlfühlen, auf Ausländern, Schmarotzern und wer weiss auf was nicht alles noch, herum zu hacken, lassen sich so auch viele Stimmen gewinnen. Die Grossmäuler fühlen sich dann erhaben und stark! Und davon lebt eine Partei hier ganz besonders gut!
Nur denkt in der Schweiz zum Glück nicht jeder so! Die Mehrheit schaut sich die Dinge genauer an! Vielen Dank für diesen Beitrag, ASLoki!
seltsam
Da erzählt Merz was von Eigenverantwortung, aber in den Kommentaren hier wird gleich wieder von "Anderen" geschrieben, die an diesem und jenem Schuld haben.
Soll dass etwa bedeuten dass Eigenverantwortung so verstanden werden soll, dass man- statt die Faust im Sack zu machen - für alle sichtbar mit dem Finger auf einen Anderen, vermeintlich Fehlbaren zeigt und einfordert, dass irgendjemand Anderes diesen Fehlbaren Einhalt gebieten soll?

Ich verstehe da Merz - gerade wegen den von ihm erwähnten Themen wie Alterspflege, Jugendarbeit usw. - gänzlich anders.
Alle arbeitenden Menschen in der Schweiz zahlen nicht unerhebliche Summen an den Staat, damit dieser unter anderem dafür sorgen soll, das z.B. jeder pflegebedürftige Mensch in der Schweiz auch Pflege bekommt, dass es zahlreiche Stellen und Angebote gibt, welche Kindern/Jugendliche mit Problemen und Sorgen beistehen sollen, sie auf den richtigen Weg bringen, sich um sie kümmern.

Zudem zahlen die direkt Betroffenen - also jene die pflegebedürftig sind, oder Probleme/Sorgen haben und/oder deren engere Familienangehörigen - auch noch mal ordentlich Geld für solche Dienstleistungen.
Trotzdem wird es immer schwieriger solche Dienstleistungen so zu finanzieren. Die Einsparungen welche erreichbar wären, wenn man - völlig illusorisch - sämtliche tatsächliche "Schmarotzer" von solchen Leistungen ausschliessen könnte, würden meiner Einschätzung nach bei weitem nicht ausreichen, um diese Probleme auch nur Ansatzweise zu lösen.

Wer mal genauer bei den Bereichen Pflege und Kinder-/ Jugendarbeit hinsieht, wird entdecken, dass dort zur Zeit jede Menge Leistungen von - natürlich bezahlten - Mitarbeitern erbracht werden, die genau so gut von Familienmitgliedern oder Freuden/Bekannten erbracht werden könnten. Ich denke das Merz genau auf diese Aspekte abzielt. Langfristig wird es nicht reichen "nur" Kohle abzudrücken damit Andere sich - kostenpflichtig - um pflegebedürftige Familienemitglieder, Kinder und Jugendliche kümmern. Vielmehr müssten auch viele "Umsorgungsleistungen" wieder vom direkten sozialen Umfeld eines Menschen (Angehörige, Freunde, Bekannte, Nachbarn usw. ) erbracht werden.
Mehr Zeit und Arbeitsleistung für sein eigenes Wohlergehen und das der Menschen aus dem eigenen, direkten sozialen Umfeld aufzubringen, ist die Art Eigenverantwortung von der Merz meiner Ansicht nach spricht.

Doch so einfach ist das nicht. Das Geld für den eigenen Lebensunterhalt und all die dazu gehörenden Abgaben wie Steuern, Versicherungen, Vorsorge usw. zu erwirtschaften ist sehr Zeit intensiv und Kräfte raubend. Zudem zeigt unsere Gesellschaft immer mehr Tendenzen, in immer kleiner soziale Gemeinschaften zu zerfallen. Grossfamilien sind selten, Einzelhaushalte werde immer zahlreicher. Die Mitglieder von Familien verstreuen sich in ganz unterschiedliche Regionen, können oftmals keinen allzu engen Kontakt mehr halten, die Bindungstiefe nimmt ab, die Möglichkeiten sich direkt umeinander zu kümmern werden nur schon durch räumliche Distanzen stark erschwert.

Die Eigenverantwortung die Merz in meinen Augen anspricht, ist z.B. seinem alten, pflegebdürftigen Vater täglich beim an- und entkleiden, bei WC-Gängen, beim einnehmen von essen und trinken zu helfen. Seine Post zu bringen, seine Einkäufe zu erledigen. Alles Arbeiten die kein Fachpersonal benötigen, Arbeiten die jeder nicht selbst Pflegebürftiger erledigen kann. Arbeiten welche enorm viel Kosten einsparen würden, wenn sie vom direkten sozialen Umfeld eines Menschen, statt von dafür - zu recht - lohnpflichtig Angestellten übernommen werden würden.

Doch Hand auf's Herz: wie viele Familien/Haushalte in der Schweiz sind so strukturiert, dass sie diese Art von Eigenverantwortung aufbringen könnten? Es müsste sich einiges in der Wertvorstellung und der Organisationsform unsere Gesellschaft auf der Ebene jedes Einzelnen von uns ändern, bevor wir die Anliegen von Merz umsetzen könnten. Erstrebenswert wäre dies bestimmt, aber haben wir auch den Willen und die Kraft dazu, uns selbst und damit letztlich die gesamte Gesellschaft dahingehend zu verändern?
1. August
Ich hätte da noch einen Denkanstoss an Herrn Merz. Wie siehst es mit den Sans-Papier im Welschland aus?
wo ist das problem?
manche dieser "schmarotzer" können selbst nach 15 jahren in der Schweiz das wort "Eigenverantwortung" nicht mal aussprechen/ buchstabieren... oder besser gesagt, wollen sie es nicht können?!? .. dafür wollen und können sie ganz andere sachen. nämlich unsere sozialeinrichtungen dahinschmelzen lassen.

Meiner Meinung nach sollte wirklich an der Eigenverantwortung gearbeitet werden und zwar um genau dieses Problem zu lösen.. welches wohl jede(r) sieht aber sich nur einige hinter vorgehaltener Hand getrauen, sich darüber zu äussern
1. August
Eigenverantwortund ist ja gut und recht. Leider gesellen sich immer mehr Schmarotzer dazu, die für die CH noch gar nichts gemacht haben. Und es wird immer noch zuviel Geld ins Ausland plaziert, wo die Nachhaltigkeit der Projekte fragwürdig sind.
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