Roger Federer geniesst die Rückkehr auf die grosse Tennisbühne. In Madrid präsentierte er sich voller Tatendrang. Nach sieben Wochen auf den verschiedensten Trainingsplätzen fiebert er seinem ersten Auftritt in diesem Jahr in der spanischen Hauptstadt entgegen.
Am 15. März bestritt Federer seinen letzten Match auf der Tour. In zwei Sätzen verlor er damals im Viertelfinal in Indian Wells gegen Rafael Nadal. Seither vollzog er in der Schweiz ein regelrechtes Aufbautraining. Zunächst kurierte er seine Rückenbeschwerden aus, die ihn gegen Nadal stark behindert hatten, dann arbeitete er an seiner Fitness. In der letzten Phase tourte er sozusagen durch die Schweiz. In verschiedenen Tennisclubs und mit unterschiedlichen Partnern schlug er Bälle übers Netz.
«Ich habe so hart gearbeitet, wie ich es mir gewünscht hatte», freute sich Federer. Für einmal standen nicht Turniere, sondern Training und Familie im Vordergrund. Der Profibetrieb war in weiter Ferne. «Ich habe mir keinen einzigen Match angeschaut», versichert der Schweizer. Es sei ihm nicht sonderlich schwer gefallen, ein wenig Distanz zum Turnieralltag aufzubauen.
Seit August ohne Turniersieg
Nur selten kreisten seine Gedanken um Weltranglisten und Trophäen: «Sieben Wochen sind zwar nicht eine so lange Zeit, aber es wurden doch einige Turniere gespielt. Und da denkst du schon, da hätte ich vielleicht eines gewinnen können.» Umso mehr, als Federer in den ersten Monaten des laufenden Jahres die Erwartungen nicht erfüllte.
Seit November wartet er auf den Einzug in einen Final, den letzten Turniersieg feierte er im August in Cincinnati, den vorletzten vor einem Jahr in Madrid, wo er insgesamt schon dreimal triumphieren konnte. Nun hoffte er, dass das Masters 1000, das ihm so gut liegt, der Start zu einer erfolgreichen Phase wird. Ereignisreich wird sie auf alle Fälle. Bis zum US Open Ende August bestreitet er acht Turniere der ersten Güteklasse.
An Motivation fehlt es Federer auf jeden Fall nicht. «Ich habe mich sehr gefreut, hier in Madrid Spieler und Kollegen wiederzusehen», sagte er, obwohl einer der ersten öffentlichen Auftritte in diesem Frühjahr einen traurigen Grund hatte. Zusammen mit einigen Spielerinnen und Spielern gedachte er in der «Caja Magica», dem grossen Madrider Tennisstadion, dem verstorbenen ATP-Chef Brad Drewitt.
«Es gibt zwei Geschichten zum Ganzen»
Später stand er den Medien Rede und Antwort. Und wie immer, wenn er das tut, musste er sich zu den unterschiedlichsten Themen äussern. Zu Drewitt natürlich, mit dem er eng zusammengearbeitet hatte, zum Fakt, dass der blaue Sand aus dem letzten Jahr wieder einer roten Unterlage weichen musste, oder zu Rafael Nadal, der beim French Open wohl nur als Nummer fünf gesetzt sein wird. Aber nur ein Thema brachte ihn ein wenig aus der Fassung: die Swiss Indoors und deren Chef Roger Brennwald.
«Es ist viel vorgefallen. Wieso das jetzt nochmals so etwas kommen musste, verstehe ich nicht», sprach Federer die Aktion von Brennwald vor einer Woche bei einer Pressekonferenz an. Dieser hatte vor den Journalisten sein Handy gezückt und damit beweisen wollen, dass Federer für ihn nicht erreichbar sei. «Ich habe versucht, ihn zu treffen. Deshalb weiss ich nicht, was er meint. Es gibt zwei Geschichten zum Ganzen, und ich weiss, dass meine stimmt.»
Auf die Details der fruchtlosen Vertragsverhandlungen zwischen ihm und den Swiss Indoors wollte Federer nicht eingehen. «Als ich gemerkt habe, dass es sehr schwierig wird, auch von der Kommunikation her, habe ich abgebrochen und gesagt, ich spiele.» Dass nun seine Bereitschaft ohne Vertrag in Basel anzutreten, eine solche Reaktion von Brennwald provoziert hat, habe ihn und sein Team getroffen. Weiter wollte er sich nicht äussern: «Ich möchte mich auf Madrid konzentrieren und nicht die ganze Zeit über die Swiss Indoors reden.»
(fest/Si)