«Finanziell wird diese Weltmeisterschaft kein Erfolg», räumte
FIFA-Präsident Joseph Blatter zum Abschluss der ersten Titelkämpfe
in Asien ein: «Es wurden eigentlich zwei Weltmeisterschaften
durchgeführt. Und es wurden äusserst aufwändige Installationen
getätigt, die man in Zukunft kaum mehr braucht.»
Das trifft vor allem auf die 20 meist brandneuen Stadien zu, die
beide Länder im Bestreben, sich gegenseitig zu übertreffen,
errichtet hatten. Rund 4,2 Milliarden Franken wurden in Südkoreas
futuristische Prachtbauten investiert, in Japan waren es sogar rund
7,2 Milliarden Franken. Dabei bietet nur der Sapporo Dome die
Aussicht, auch dauerhaft rentabel zu sein. Viele andere
Austragungsorte wären froh, wenn der künftige Ertrag durch
Veranstaltungen wenigstens die Unterhaltskosten für die Arena
decken würden.
In der Regel wird dies ein frommer Wunsch bleiben. In der
Endspiel-Stadt Yokohama rechnen die Betreiber des International
Stadium damit, dass der jährliche Nettoverlust alleine aus den
Betriebskosten über sieben Millionen Franken betragen wird. In
Daegu, wo Südkorea gegen die Türkei im grössten Stadion des Landes
das Spiel um Platz 3 austrug, gibt es nicht einmal einen
professionellen Fussballklub. Und auch im südjapanischen Oita
wissen die Stadtväter beim besten Willen nicht, wie ihr «Big-Eye»-
Stadion künftig genutzt werden soll. Deshalb haben sie ihre Bürger
aufgerufen, Ideen zu entwickeln.
Die Stadien werden als Denkmäler einer fragwürdigen Rivalität
zweier Nationen stehen bleiben. Und die Städte werden auf Jahre
hinaus finanziell zu leiden haben. Mit viel zu optimistischen
Schätzungen über den volkswirtschaftlichen Nutzen waren die Städte
zur Kandidatur als Austragungsort gelockt worden. 13 Milliarden
Franken lauteten die Prognosen in Südkorea, gar fast 40 Milliarden
in Japan. Jetzt haben viele erkannt, dass sie heilfroh sein können,
wenn sich die Verluste in Grenzen hielten. In Oita wurde errechnet,
dass anstelle des Gewinns ein Minus von 3 Millionen Franken zu
Buche steht.
Lange Gesichter machte am Ende auch die Tourismus-Branche, denn
die Zuschauerzahlen waren weit geringer als kalkuliert. Südkorea
hatte mit 640 000 Besuchern aus dem Ausland gerechnet, letztlich
kamen aber nur 450 000. In der Hauptstadt Seoul lagen die Buchungs-
Quote in den Hotels und der Umsatz in den Duty-free-Läden sogar 20
Prozent unter dem normalen Durchschnitt.
Freilich gab es auch wirtschaftliche Gewinner der WM: die
Sponsoren. Der unerwartete Siegeszug des japanischen Teams
bescherte Ausrüster adidas einen grossen Asien-Schub: 600 000
Trikots der japanischen Mannschaft und 1,5 Millionen Bälle wurden
in den fünf Wochen verkauft. Der Internet-Provider Yahoo zählte 1,6
Milliarden Besuche auf seiner Website.
Für die FIFA wurden die ersten Titelkämpfe in zwei Ländern zum
kostspieligsten Wettbewerb ihrer Geschichte. «Wir hatten die
Ausgaben für zwei Weltmeisterschaften, aber nur die einfachen
Einnahmen», rechnete Blatter vor. Angesichts der wirtschaftlich
angespannten Lage -- nicht zuletzt durch den Konkurs des
langjährigen Marketingpartners ISL und die Terroranschläge vom 11.
September -- kann sich die FIFA eine derartige Konstellation nicht
oft leisten. Daher ist man auch beim Weltverband heilfroh, dass in
vier Jahren bei der WM 2006 in Deutschland nicht schon wieder ein
finanzieller Drahtseilakt droht.
(bb/sda)