Wachsende US-Botschaft in Bagdad

publiziert: Montag, 23. Okt 2006 / 15:26 Uhr / aktualisiert: Montag, 23. Okt 2006 / 16:26 Uhr

Bagdad/Kairo - Die neue US-Botschaft der Superlative in Bagdad ist ein Geheimprojekt, das in einer hermetisch abgeriegelten Sicherheitszone entsteht. Trotzdem ist über den Komplex schon einiges an die Öffentlichkeit gedrungen.

Das Grundstück der US-Botschaft gehört zu den bestbewachten Orten des Landes.
Das Grundstück der US-Botschaft gehört zu den bestbewachten Orten des Landes.
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Zum Komplex, der eine Fläche von 80 Fussballfeldern umfasst, gehören unter anderem Parkanlagen und ein Schwimmbad.

Er liegt in der so genannten Grünen Zone, in der auch die Parlaments- und Kabinettssitzungen der Iraker sowie der Prozess gegen Ex-Machthaber Saddam Hussein stattfinden.

Auch Saddams Palast, den die Amerikaner zu ihrer Behelfsbotschaft gemacht haben, ist nicht weit von dem neuen Komplex entfernt.

Eine Welt für sich

Da ein Grossteil der rund 5500 Menschen, die dort arbeiten sollen, wegen des Anschlagrisikos nie oder nur selten aus der Sicherheitszone herauskommen und auch auf dem Gelände schlafen, gehören zu der Botschaft grosse Apartmenthäuser und Freizeiteinrichtungen.

Ein Amerikanischer Club, Parkanlagen und ein Einkaufszentrum sollen das Gefühl vertreiben, eingesperrt zu sein. Mit einer eigenen Wasserversorgung, einem Elektrizitäts- und einem Klärwerk machen sich die Amerikaner zudem vom Rest der Stadt unabhängig, in der die Stromversorgung dreieinhalb Jahre nach dem Krieg immer noch miserabel ist.

Gigantisches Projekt

Die Iraker können aus der Ferne inzwischen genau erkennen, wie gigantisch diese grösste Botschaft der Welt bei ihrer für Juni 2007 geplanten Fertigstellung sein wird. Kosten soll sie rund 600 Millionen Dollar.

Für Kritiker des Neubaus im Irak und in der USA ist die politische Botschaft dieses bisher einzigen erfolgreichen und wohl termingerechten abgeschlossenen US-Grossprojektes klar: Die Amerikaner gehen hier nicht mehr weg.

Doch das US-Aussenministerium winkt ab und erklärt, die Grösse des Projekts zeige lediglich, wie stark sich die USA für den Irak engagierten.

Angst vor Mordkommando

Nur wenige Iraker sind als Arbeiter oder Ingenieure an dem Projekt beteiligt, für das fünf amerikanische und eine kuwaitische Firma ausgewählt worden sind. Einer von ihnen meint: «Wir Iraker sind hier nur für die einfachen Arbeiten zuständig.»

Wie fast alle Iraker, die in der Grünen Zone arbeiten, so will auch dieser Arbeiter seinen Namen nicht nennen. Denn die Aufständischen machen mit jedem, der mit den «amerikanischen Besatzern kollaboriert» kurzen Prozess.

Aus Angst vor einem Mordkommando wählen die Bauarbeiter, wenn sie nach der Arbeit die Grüne Zone verlassen, stets verschiedene Routen nach Hause. Einige schlafen sogar jede Nacht an einem anderen Ort, bei Freunden oder Verwandten.

Das Gleiche gilt auch für die jungen Iraker, die sich um eine Reihe qualifizierter Jobs in der US-Botschaft beworben haben. «Nach meinem Management-Abschluss an der Universität habe ich zwei Jahre lang keine Stelle gefunden, obwohl ich hohe Bestechungsgelder für einen Posten beim Staat gezahlt habe», erzählt ein 26-Jähriger.

Aus Angst hat er sich erst nach langem Zögern bei der Botschaft beworben. «Wenn sie mich einstellen sollten, dann werde ich Vorsichtsmassnahmen treffen, damit mich die Aufständischen nicht erwischen», fügt er hinzu.

(bert/sda)

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