Douaumont - An der Gedenkfeier 100 Jahre nach der Schlacht von Verdun haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande warnende Worte an die aktuelle Politik gerichtet. Merkel mahnte vor nationalstaatlichem Denken und Handeln in Europa.
Nach den Worten Merkels wird den mehr als 300'000 Toten der Schlacht dann ein ehrendes Andenken bewahrt, «wenn wir uns die Lehren, die Europa aus den Katastrophen des 20. Jahrhunderts gezogen hat, immer wieder bewusst machen.» Dazu zähle die Fähigkeit und Bereitschaft zu erkennen, wie lebensnotwendig es sei, sich «nicht abzuschotten, sondern offen füreinander zu sein».
Mit der Einigung habe Europa die Gräben der Feindschaft hinter sich gelassen. «Rein nationalstaatliches Denken und Handeln würde uns zurückwerfen», warnte Merkel, das gelte für die Bewältigung der europäischen Staatsschuldenkrise oder für den Umgang mit den vielen Menschen, die in Europa Zuflucht suchten, wie auch für alle grossen Herausforderungen der heutigen Zeit.
Referenz für Frieden
Auch Frankreichs Präsident Hollande warnte beim Gedenken an die Schlacht von Verdun vor Gefahren für die Europäische Union. «Die Kräfte der Spaltung, der Abriegelung, der Abschottung» seien wieder am Werk, sagte er bei einer deutsch-französischen Zeremonie am Beinhaus von Douaumont.
«Sie denunzieren Europa als Ursache des Übels und vergessen dabei, dass Europa aus dem Unglück geboren wurde», sagte er unter Verweis auf die beiden Weltkriege. Er erinnerte daran, dass die Europäische Union für viele Völker, die von Frieden träumten, eine Referenz bleibe.
Gedenken an die vielen Toten
Merkel und Hollande hatten zunächst an dem nahe Verdun gelegenen deutschen Soldatenfriedhof von Consenvoye bei Regen einen Kranz niedergelegt. Eine Militärkapelle spielte die Nationalhymnen der beiden früheren Kriegsgegner. Auf dem Friedhof ruhen die sterblichen Überreste von mehr als 11'000 bei der Weltkriegs-Schlacht getöteten deutschen Soldaten. Anschliessend besuchten Merkel und Hollande das Rathaus von Verdun.
Es ist das erste Mal, dass ein deutscher Regierungschef die lothringische Stadt besucht. Bei einem Arbeitsessen berieten die beiden Politiker dann über aktuelle politische Themen wie die Flüchtlingskrise und das anstehende Brexit-Referendum.
Am Nachmittag fand dann die Hauptzeremonie vor dem Beinhaus von Douaumont statt, in dem die Knochen von 130'000 während der Kämpfe getöteten deutschen und französischen Soldaten ruhen.
3400 Jugendliche aus Deutschland und Frankreich nahmen an einer Inszenierung des Regisseurs Volker Schlöndorff teil, anschliessend entzündeten Merkel und Hollande im Beinhaus eine «Flamme der Erinnerung» und hielten eine Schweigeminute ab.
(cam/sda)
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