«Was nichts kostet, ist auch nichts wert»

publiziert: Dienstag, 7. Jun 2011 / 09:00 Uhr
Nina Boogen studiert im Masterprogramm «Energy Science and Technology» an der ETH Zürich
Nina Boogen studiert im Masterprogramm «Energy Science and Technology» an der ETH Zürich

Stromeffizienz gewinnt im Hinblick auf die immer knapper werdende Energieressourcen und dem steigenden Energieverbrauch an Bedeutung. Der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE geht davon aus, dass im Jahr 2035 in der Schweiz zwischen 25 und 30 TWh weniger Strom angeboten werden kann, als nachgefragt wird.

Weiterführende Links zur Meldung:

Semesterarbeit (pdf)
«Analyse der Effektivitat von Stromeffizienz-Massnahmen in der Schweiz»
seed.ethz.ch

Dies wird einerseits durch die zunehmende Nachfrage und andererseits durch die schrittweise Abschaltung der in die Jahre gekommenen AKWs - wie am 25. Mai 2011 vom Bundesrat beschlossen - ausgelöst.

Die Schweizer Stromwirtschaft steht nun vor einem Investitionsentscheid, denn die Investition in Effizienz könnte eine lukrative Alternative zu neuen Wasser- oder Atomkraftwerken darstellen. In meiner Semesterarbeit habe ich mir einen Überblick über die schon umgesetzten Stromeffizienz-Massnahmen verschafft und einzelne Massnahmen in Hinblick auf ihre Wirksamkeit analysiert. Die Wirksamkeit wird dabei durch eine multikriterielle Bewertung durch die drei Indikatoren Effektivität (real erreichte Stromeinsparungseffekte), Praktikabilität und Kosteneffizienz (Rappen/kWh) beurteilt.

Das Beispiel Basel-Stadt

In der Stadt Basel wird seit dem Jahr 1999 eine Lenkungsabgabe auf Strom erhoben, für das Management verantwortlich ist der «Stromspar-Fonds Basel» (SFB). Dieser verwaltet die Einnahmen, die aufgrund der Lenkungsabgabe realisiert werden. Diese werden aber von SFB jährlich an alle Einwohner und Firmen zurückverteilt: Haushalte erhalten einen Beitrag (Strompreisbonus) abhängig von der Anzahl darin lebender Personen, bei Firmen richtet sich der Beitrag nach der Höhe der ALV-Lohnsumme. Durch diese Rückzahlungen wird diese Lenkungsabgabe staatsquotenneutral. Der administrative Aufwand ist dabei vergleichsweise gering, die Massnahme also extrem schlank. Modelle zeigen, dass dank dieser Lenkungsabgabe der Kanton Basel-Stadt langfristig pro Jahr 33 bis 100 GWh an Strom einspart. Der Stromverbrauch dürfte gemäss dieser Modelle innerhalb der nächsten 10 Jahre im Minimum nur um 8 anstatt um 10 Prozent bzw. im Maximum nur um 6 statt um 14 Prozent zunehmen. Der tatsächliche Anstieg zwischen 1999 und 2009 betrug in Basel-Stadt rund 8,2 Prozent.

Das Potenzial einer schweizerischen Lenkungsabgabe auf Strom

Das Potenzial der Lenkungsabgabe liesse sich auf die ganze Schweiz ausweiten, zumindest in der Theorie: Wenn nun also auf Bundesebene eine analoge Lenkungsabgabe eingeführt würde wie im Kanton Basel-Stadt, könnten langfristig zwischen 1,2 TWh/a (2,05 Prozent des Endverbrauchs) und 3,5 TWh/a (6,2 Prozent des Endverbrauchs) eingespart werden. Zum Vergleich: Das EnergieSchweiz Programm des Bundes sparte im Jahr 2009 rund 1,3 TWh ein. Zudem kann dieses Einsparpotenzial durch eine höhere Lenkungsabgabe vergrössert werden, ohne dabei den administrativen Aufwand zu vergrössern.

Die Kosten pro einsparte Kilowattstunde der Lenkungsabgabe sind aber nur etwa halb so gross wie diejenige des EnergieSchweiz-Programms. So kann eine schweizweite Lenkungsabgabe im Minimum gleich viel Strom einsparen wie EnergieSchweiz, aber zu wesentlich geringeren Kosten und einem kleineren administrativen Aufwand. Im maximalen Fall sind die Einsparungen sogar doppelt so gross.

Zudem hat die Lenkungsabgabe im Kanton Basel-Stadt durch die Rückverteilung an die Firmen anhand der ALV-Lohnsumme den Vorteil einer doppelten Dividende. So wird neben dem eigentlichen Ziel Strom einzusparen (erste Dividende) auch der Wohlfahrtverlust durch die Lohnnebenkosten vermindert und Arbeitsplätze gefördert (zweite Dividende).

Handlungsbedarf

Im Moment gibt ein durchschnittlicher Haushalt in der Schweiz etwas weniger als zwei Prozent seines Gesamtbudgets für Elektrizität aus. Die meisten Privatpersonen kennen nicht mal ihren Stromverbrauch. Damit sich das Bewusstsein für den Stromverbrauch ändert und Anreize zu energieeffizienten Investitionen vergrössert werden, muss sich etwas ändern. Stromeffizienzmassnahmen verschiedener Art können da nachhelfen. Ökonomisch gesehen ist die Lenkungsabgabe aber immer die «First Best» Lösung. Dass diese aber wirklich effektiv ist, muss sie genügend hoch sein, denn «was nichts kostet, ist auch nichts wert». Ob dies auch politisch durchsetzbar ist, bleibt abzuwarten.

Semesterprojekt von Nina Boogen, «Analyse der Effektivitat von Stromeffizienz-Massnahmen in der Schweiz» >siehe weiterführende Links

(Nina Boogen/ETH-Zukunftsblog)

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