Das Tiebreak war eine deutliche Sache, Wawrinka schaffte die Differenz mit fünf Gewinnschlägen. Mit solchen hatte er auch vorher die wenigen brenzligen Situationen bei eigenem Service abgewehrt, mehrheitlich mit krachenden Aufschlägen.
So knapp das Resultat letztlich war, so klar hatte man doch immer das Gefühl, Wawrinka weise gegen den klein gewachsenen Filigrantechniker noch etwas Marge auf. Er selber bestätigte diesen Eindruck: "Ich hätte sicher noch klarer gewinnen können, aber das ist nicht das wichtigste. Ich bin zufrieden, dass ich es in zwei Sätzen geschafft habe und bin insgesamt sehr zufrieden."
Wawrinka hatte vor der Partie nur einmal auf dem blauen Belag trainiert, da er erst spät aus Estoril angereist war (Halbfinal-Out gegen Juan Martin del Potro). Die ungewohnte Farbe stört ihn kaum, lobende Worte fand er aber für die Plätze dennoch nicht. Im Gegenteil: "Die Farbe ist kein Problem, aber der Zustand der Plätze. Sie waren hier immer wirklich schlecht, aber dieses Jahr ist es noch schlimmer. Es ist schade, dass ein so grosses Turnier, kombiniert für Männer und Frauen, auf derart schlechten Plätzen ausgetragen werden muss."
Auch das fünfte Sandplatzturnier des Jahres hat damit für Wawrinka mit einer positiven Note begonnen. Bei den übrigen vier ging es für ihn auch so weiter, dreimal stand er im Halbfinal, in Monte Carlo bedeutete im Viertelfinal Rafael Nadal Endstation. Bisher ist die Schweizer Nummer 2 mit den Starts auf seiner Lieblings-Unterlage sehr zufrieden: "Ich bin vollauf zufrieden und habe auch nur gegen sehr gute Sandspieler verloren. Natürlich möchte man aber immer mehr. Ich will vor allem mein Niveau halten punkto Tennis, Fitness und im mentalen Bereich und wenn ich weiter in die Viertel- und Halbfinals komme, geht es vielleicht auch einmal weiter."
Nächster Gegner von Wawrinka, der immer noch ohne Coach unterwegs ist und bei der Suche auch keine Eile hat, ist morgen Jürgen Melzer. Der Österreicher gewann das Linkshänderuell gegen Lokalmatador Feliciano Lopez 3:6, 7:6, 6:4. Im Head-to-Head mitMelzer steht es 1:1.
Federer gegen Raonic
Auf einen Aufschlag-Spezialisten trifft auch Roger Federer. Der Baselbieter wird bei seinem ersten Einsatz in der Caja Magica von Milos Raonic (ATP 23) gefordert. Der kanadische Hüne fegte Routinier David Nalbandian (ATP 43) mit 6:4, 6:4 richtiggehend vom Platz. Besonders beeindruckend dabei seine statistischen Werte: Raonic gelangen 16 Asse, er gewann gegen einen der immer noch besten Rückschläger auf der Tour mit dem ersten Service 100 Prozent der Punkte und hatte auch ein ausnehmend positives Verhältnis von Gewinnschlägen zu unerzwungenen Fehlern (28:13).
Gegen den Kanadier mit dem unbestritten grossen Potenzial hat Federer heuer auf dem Weg zum Turniersieg in Indian Wells in drei Sätzen gewonnen. Gegenüber jener Partie will Raonic nicht allzu viel ändern:"Ich will vor allem besser aufschlagen und dann sollte ich meine Chancen haben."
Djokovic mit viel Mühe
Falls Wawrinka gegen Melzer siegen sollte, käme es zum attraktiven Achtelfinal-Duell mit Novak Djokovic. Der serbische Weltranglisten-Erste würde sich dabei gegenüber dem ersten Auftritt massiv steigern müssen. Gegen den spanischen Qualifier Daniel Gimeno-Traver (ATP 137) wirkte er unkonzentriert, setzte sich dann aber doch ohne zu überzeugen 6:2, 2:6, 6:3 durch.
Resultate:
Madrid. ATP-Masters-1000 und WTA-Turnier (6,845 Mio. Dollar/Sand). Einzel. Männer. 1. Runde: Stanislas Wawrinka (Sz) s.Olivier Rochus (Be) 6:4, 7:6 (7:3). Gilles Simon (Fr/9) s. Fabio Fognini (It) 6:7 (1:7), 6:3, 6:3. Juan Martin del Potro (Arg/10) s. Florian Mayer (De) 6:4, 6:2. Gael Monfils (Fr/12) s.Philipp Kohlschreiber (De) 7:5, 6:7 (2:7), 6:3. Jürgen Melzer (Ö) s. Feliciano Lopez (Sp/13) 3:6,7:6 (8:6), 6:4. Fernando Verdasco (Sp/15) s. Denis Istomin (Usb) 7:5,6:2. Alexander Dolgopolow (Ukr/16) s. Pablo Andujar (Sp) 7:6 (7:5), 6:4. Milos Raonic (Ka) s. David Nalbandian (Arg) 6:4, 6:4. Radek Stepanek (Tsch) s. Bernard Tomic (Au) 6:2, 7:5. Marin Cilic (Kro) s. Albert Montanes (Sp) 6:3,6:3. - 2. Runde: Federer (3) - Raonic, Wawrinka - Lopez (13).
Frauen. 2. Runde: Viktoria Asarenka (WRuss/1) s. Andrea Hlavackova (Tsch) 6:3, 7:6 (7:2). Maria Scharapowa (Russ/2) s. Klara Zakopalova (Tsch) 6:4, 6:3. Ana Ivanovic (Ser/13) s. Nadia Petrowa (Russ) 7:5, 6:1.
(fest/Si)