Skandal an Schule

Wegen Mobbing: Schwedisches Elite-Internat geschlossen

publiziert: Freitag, 30. Aug 2013 / 15:30 Uhr
Das Lundsberg Internat bleibt für ein halbes Jahr zu. (Archivbild)
Das Lundsberg Internat bleibt für ein halbes Jahr zu. (Archivbild)

Stockholm - Das schwedische Elite-Internat Lundsberg wurde für einige Zöglinge zum Albtraum. Demütigungen und Misshandlungen waren an der Tagesordnung. Nun hat die Schulaufsicht das Internat vorübergehend geschlossen.

Das Lundsberg Internat in Stofors, 300 Kilometer westlich von Stockholm, ist ein Elite-Internat mit stolzer Vergangenheit. Mitglieder der königlichen Familie wie Prinz Carl Philip gehören zu den Absolventen der 1896 gegründeten Schule.

Die Gebühr von 200'000 Kronen (rund 28'000 Franken) jährlich können sich nur die besten Familien leisten. Doch was tatsächlich hinter den Mauern des idyllisch an einem See gelegenen Internats stattfand, erschüttert nun ganz Schweden: Missbrauch, Quälereien und Demütigungen.

Ein Vorfall am Wochenende brachte das Fass zum Überlaufen. Die Schulaufsicht schloss das Internat für ein halbes Jahr. Denn die Schüler sind dort nicht mehr sicher.

Brutales Ritual

Für zwei 14 und 15 Jahre Jungen geht damit ein Albtraum zu Ende. Sie waren am Wochenende von neun älteren Schülern für ein «Aufnahmeritual» aus ihrem Wohnheim gezerrt worden.

Die Älteren verbanden ihnen die Augen, legten sie auf den Boden und verbrannten ihnen den Rücken mit einem Bügeleisen. Der 14-Jährige erlitt so schwere Verbrennungen, dass er in ein Spital eingeliefert werden musste.

«Das war ein Streich, ein Unfall», versuchte Ulf Rehnmark vom Vorstand der Schule in der Zeitung «Aftonbladet» abzuwiegeln. Die Jungen hätten ihre Mitschüler nicht ernsthaft verletzen wollen.

Doch die Schulaufsicht hatte genug. Seit Jahren steht das Lundsberg Internat unter Beobachtung, denn dieser Vorfall ist nicht der erste dieser Art. Systematische Erniedrigungen, Beleidigungen und Misshandlungen bis hin zu schweren Körperverletzungen listete ein Bericht der Schulinspektion auf.

Schulleitung wusste davon

«Für die Schüler eines Internats ist das eine besonders schlimme Situation, weil sie nicht nach Hause gehen können und der direkte Kontakt zu den Eltern begrenzt ist», sagte die Direktorin der Schulinspektion, Ann-Marie Begler.

Nach Auffassung ihrer Behörde seien viele Misshandlungen mit dem Wissen der Schulleitung geschehen, darunter auch das sogenannte «U-Booten». Dabei werde einem auf dem Rücken liegenden Schüler ein Schlauch in den Mund geschoben und Flüssigkeit hineingegossen. Der Schulleiter wurde am Mittwochabend mit sofortiger Wirkung entlassen.

Schule: Schliessung ungerechtfertigt

Sechs Monate hat die Schule nun Zeit für durchgreifende Reformen, will sie jemals wieder ihre Pforten öffnen. Doch der Vorstand des Internats hält die Schliessung für ungerechtfertigt.

Auf der Internetseite der Schule appellierte er am Freitag an die Schulaufsicht, die Entscheidung rückgängig zu machen. 170 Jungen und Mädchen seien nun ohne Schulplatz, von einigen befänden sich die Eltern im Ausland.

Auch Eltern protestierten in verschiedenen Medien gegen die Schliessung. Man sollte nicht alle Schüler für das bestrafen, was neun getan hätten, sagte einer der Beschwerdeführer der Zeitung «Expressen». «Das sind Methoden eines totalitären Staates.»

(fajd/sda)

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