Weniger Suizide in der Adventszeit

publiziert: Dienstag, 25. Dez 2007 / 10:34 Uhr

Bern - Entgegen der landläufigen Meinung begehen mehr Menschen im Sommer einen Suizid als im Winter. Besonders während der Adventszeit nimmt die Selbsttötungsrate stark ab. Das haben Wissenschafter der psychiatrischen Universitätsklinik Zürich herausgefunden.

Vorweihnachtliches Kerzenziehen am Bürkliplatz in Zürich.
Vorweihnachtliches Kerzenziehen am Bürkliplatz in Zürich.
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Am wenigsten Menschen nehmen sich an Weihnachten und Neujahr das Leben; am meisten im Frühsommer. Die Forscher haben für ihre Studie die Schweizer Sterbestatistiken der Jahre 1969 bis 2003 ausgewertet. In dieser Zeit töteten sich fast 50'000 Menschen selbst, über 70 Prozent davon waren Männer aller Altersgruppen.

Experten wussten schon länger, dass während Feiertagen oder Geburtstagen weniger Suizide begangen werden, als an «normalen» Tagen. Die Zürcher Studie konnte belegen, dass nicht nur an den Festtagen selbst die Raten sinken.

Während der Adventszeit nehmen die Suizide stetig ab und erreichen zum Jahresende einen Tiefpunkt. Grund dürfte sei, dass in dieser Zeit die Menschen wieder enger zusammenrücken. Zahlreiche Treffen mit Freunden und Familie, Feste in Schulen und Firmen stehen auf dem Terminplan. «Das Mehr an sozialen Kontakten gibt den Menschen auch mehr Rückhalt», sagt Vladeta Ajdacic-Gross, der die Studie geleitet hat. Kaum eine Rolle dürfte dagegen spielen, dass Weihnachten ein christliches Fest ist. Dazu sei das Fest in der Schweiz inzwischen zu wenig religiös geprägt.

Das Januarloch

Kaum jedoch gehen die Menschen nach den Feiertagen wieder auseinander, schnellt die Suizidrate in die Höhe. Anfang Januar stellten die Forscher einen abrupten Anstieg über den Jahresdurchschnitt hinaus fest - jedenfalls bei Männern. Danach flacht die Kurve aber rasch wieder ab.

Bei den Frauen steigt die Rate zwar auch an, jedoch steigt sie «nur» auf das Durchschnittsniveau. Frauen seien auch im Alltag für die sozialen Kontakte zuständig, erklärt Ajdacic-Gross den Unterschied.

Männer dagegen tendierten mehr dazu, geplante Selbsttötungen wegen eines dichtgedrängten Terminkalenders auf später zu verschieben. Dies gelte insbesondere für jene Gruppe Suizidgefährdeter, die seit längerem unter grossem Leidensdruck stünden.

Aufgeschoben ist oft aufgehoben

Eine Überraschung für Ajdacic-Gross ist, dass die Studie auch die Binsenweisheit «wer sich umbringen will, tut dies früher oder später sowieso» deutlich widerlegt hat. Es habe sich gezeigt, dass viele der während der Adventszeit aufgeschobenen Suizide nach Neujahr nicht nachgeholt würden.

Nach Ansicht der Wissenschafter sind etwa ein Viertel der Suizide Kurzschlusshandlungen während einer Lebenskrise. Ist die Krise überwunden - und dabei helfen engere Sozialkontakte mit - verwerfen die Betroffenen ihre Selbsttötungspläne wieder. Für die Prävention wäre deshalb das Zeitfenster Anfang Januar entscheidend, meinen die Forscher.

1400 Tote

In der Schweiz gibt es zwar Angebote für suizidgefährdete Menschen, etwa die Telefonnummer «Dargebotene Hand», jedoch keine nationale Suizidprävention. Nach Angaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG) sterben jährlich zwischen 1300 und 1400 Menschen durch Suizid.

(von Daniela Karst/sda)

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